
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt fährt auf Erfolgskurs: Beim diesjährigen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sicherte sich die Stadt den zweiten Platz in der Kategorie der Großstädte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern. Die Stadtverwaltung sieht darin eine Bestätigung ihrer Mobilitätsstrategie – doch es gibt auch mahnende Stimmen. Oberbürgermeister Hanno Benz zeigte sich erfreut über die Auszeichnung: „Unser Ziel ist es, eine sichere und faire Mobilität für alle Verkehrsteilnehmer zu schaffen.“ Gleichzeitig räumte er ein, dass es weiterhin Baustellen gebe – insbesondere beim Sicherheitsgefühl der Radfahrer und der konsequenten Umsetzung geplanter Maßnahmen.
Mit einem Radverkehrsanteil von mittlerweile 27 Prozent sieht Mobilitätsdezernent Paul Georg Wandrey die Stadt auf einem guten Weg: „Ein gut ausgebautes Radnetz entlastet nicht nur den Verkehr, sondern fördert auch ein respektvolles Miteinander auf den Straßen.“ Der ADFC hingegen bemängelte, dass die Dynamik beim Ausbau der Radinfrastruktur zuletzt nachgelassen habe. Projekte müssten zielstrebiger umgesetzt werden, um dem gestiegenen Radverkehrsanteil gerecht zu werden.
Ernüchterung in Fulda: Kaum Bewegung beim Fahrradklima
Ganz anders die Situation in Fulda: Die osthessische Stadt kommt im ADFC-Ranking nicht über ein „ausreichend“ hinaus. Mit einer Note von 4,16 und Platz 73 unter den 113 Städten ihrer Größenklasse (50.000 bis 100.000 Einwohner) bleibt Fulda im bundesweiten Vergleich klar im unteren Mittelfeld. Zwar ist das eine leichte Verbesserung gegenüber den Vorjahren, doch große Fortschritte bleiben aus. Knut Heiland von Bündnis 90/Die Grünen fasst die Ergebnisse ernüchtert zusammen: „Fulda stellt nach wie vor nicht alle Verkehrsmittel gleich.“ Besonders kritisiert wurden die mangelnde Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen, zu schmale Radwege und eine schlechte oder gar fehlende Radführung an Baustellen – Probleme, die in vielen Städten bekannt sind, in Fulda aber besonders stark ins Gewicht fallen. Auch im Landkreis zeigt sich ein ähnliches Bild: Künzell und Eichenzell liegen mit Bewertungen um die 4 ebenfalls im unteren Bereich. Die Ergebnisse bestätigen einen Trend: Während Großstädte wie Frankfurt am Main (3,49), Hannover (3,52) und Bremen (3,54) beim Fahrradklima zunehmend punkten, hinken viele kleinere Kommunen hinterher.
Fahrradklima-Test 2024: Licht und Schatten
Mit über 212.000 Teilnehmenden an 1.047 Orten hat der Fahrradklima-Test 2024 einen neuen Beteiligungsrekord erreicht. Über 90 Prozent der Teilnehmenden gaben an, sowohl Rad als auch Auto zu nutzen – ein Indiz für fundierte Einschätzungen der lokalen Verkehrssituation. Dennoch liegt die bundesweite Durchschnittsnote erneut nur bei 3,92 – ein Zeichen dafür, dass in Sachen fahrradfreundlicher Infrastruktur noch viel Luft nach oben bleibt. Während Darmstadt zeigt, wie eine engagierte Verkehrspolitik Früchte trägt, wird Fulda zum Beispiel dafür, dass bloße Absichtserklärungen nicht ausreichen. Der ADFC mahnt: Nur durch konsequentes Handeln kann sich das Fahrradklima dauerhaft verbessern. +++
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