DAK-Gesundheitsreport: Hunderttausende Hessen haben ein Suchtproblem

Fehltage liegen insgesamt über Landesschnitt

Der Krankenstand im Landkreis Fulda und im Vogelsbergkreis ist 2018 gleich geblieben. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen lagen exakt auf dem Vorjahresniveau. Mit 4,7 Prozent gab es in der Region jedoch einen höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,3 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 47 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Hessen wurde mit 5,0 Prozent in den Landkreisen Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg und im Landkreis Gießen gemessen. Der niedrigste mit 3,7 Prozent in Frankfurt am Main.

Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für den Landkreis Fulda und den Vogelsbergkreis zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Fehltage bei den Atemwegserkrankungen wie Bronchitis stiegen um 7 Prozent an und liegen jetzt im Landesdurchschnitt. Jeder fünfte Ausfalltag erfolgte aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Rückenschmerzen und Co. rangieren damit auf Platz eins und gingen zum Vorjahr um 13 Prozent zurück. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände gingen um rund acht Prozent zurück. Ihr Anteil am gesamten Krankenstand beträgt in der Region knapp 13 Prozent. Den stärksten Anstieg um fast 55 Prozent gab es bei den Erkrankungen des Nervensystems, der Augen und Ohren. Grund hierfür war eine deutlich längere Erkrankungsdauer gegenüber dem Vorjahr. „Mit unseren Analysen zum Krankenstand im Landkreis Fulda und im Vogelsbergkreis setzen wir gezielt beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement an und bieten Arbeitgebern konkrete Hilfe“, sagt Christian Beser, Chef der DAK-Gesundheit in Fulda.

Hunderttausende Hessen haben ein Suchtproblem

Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport mit dem Schwerpunkt „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt“, wie viele Erwerbstätige in Hessen mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele zu kämpfen haben. Die Kasse wirft dabei einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Für das Schwerpunkthema wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Hessen aus – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.600 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen. Das Fazit: Hunderttausende hessische Beschäftigte haben ein Suchtproblem. Konkret bedeutet das: 326.000 Arbeitnehmer zeigen einen riskanten Alkoholkonsum – das ist jeder zehnte Beschäftigte. 336.000 Erwerbstätige sind hierzulande zigarettenabhängig. Erstmals untersucht der DAK-Report das Thema Computerspielsucht in der Arbeitswelt. Ergebnis: Rund 290.000 Erwerbstätige in Hessen zeigen ein riskantes Nutzungsverhalten.

Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Hessen mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 7,9 Prozent fast doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es über viermal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen sind die Ausfalltage fast doppelt so hoch, bei Atemwegserkrankungen sind es 40 Prozent mehr.

Alkohol: 326.000 Arbeitnehmer trinken riskant

Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Hessen auf Alkohol zurückzuführen (75 Prozent). Laut Studie der DAK-Gesundheit haben 10,3 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt das beispielsweise bei täglich mehr als zwei 0,3 Liter-Gläsern Bier, bei Frauen schon bei einem 0,3 Liter-Glas Bier pro Tag. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 326.000 Erwerbstätige in Hessen Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol. Das riskante Trinken bleibt daher ein zentrales Problem in Hessen, dass auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Beser. „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?“ Beim Thema Alkoholprävention fehlen auch in Hessen flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen kostenlosen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen. Eine Anmeldung ist auf www.dak.de/vorvida möglich.

290.000 Beschäftigte in Hessen spielen riskant am Computer

Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen rund 60 Prozent der Erwerbstätigen im Land Computerspiele. Neun Prozent gelten als riskante Gamer. Das heißt: Rund 290.000 Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Vor allem junge Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren sind laut DAK-Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten gab bei der Analyse an, in den letzten drei Monaten wegen des Spielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war es sogar jeder Dritte (33,3 Prozent).

Rauchen ist verbreitetste Sucht

Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report in Hessen die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. Zehn Prozent der Erwerbstätigen sind zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Etwa jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.

Dampfen – nicht ohne Nikotin

Derzeit dampfen rund sechs Prozent der Erwerbstätigen in Hessen E-Zigarette. Raucher von E-Zigaretten greifen oft parallel zur herkömmlichen Zigarette, belegt der DAK-Report. Dampfer finden sich deshalb fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern. +++

Stellten den Report heute in Fulda vor: