CSU-Staatssekretärin kritisiert „Mode-Bitching“ im Bundestag

Um Mitternacht gibt es dann die Currywurst

Dorothee Bär (CSU)

Berlin. CSU-Staatssekretärin Dorothee Bär kritisiert ein zunehmendes „Mode-Bitching“ unter Kolleginnen im Bundestag. Vor allem in der Hauptstadt werde man beäugt, wenn man nicht einer vermeintlichen Norm entspreche, sagte Dorothee Bär der „Welt am Sonntag“. Seit 16 Jahren versuche man, ihr ihre Absätze abzugewöhnen. Eine Politikerin in High Heels sei verpönt. „Dass ich zum Holocaust-Gedenktag im schwarzen Kleid erscheine, ist selbstverständlich für mich. Andere Kolleginnen sitzen da in knallroten Jacketts. Aber man empört sich, wenn ich im Plenum nur eine Bluse trage: `Na – also ohne Blazer, das geht ja gar nicht!’

Es wird gezielt versucht, Verunsicherung zu streuen – witzigerweise vor allem von Frauen“, sagte die 39-Jährige der „Welt am Sonntag“. Grundsätzlich müssten Politiker heute mehr denn je Stress durchzustehen, ohne danach auszusehen. Ein agiles, schlankes Erscheinungsbild sei wichtig für die politische Karriere, denn „in shape“ zu sein signalisiere, stark zu sein. „Es wächst das Vertrauen der Wähler in smart wirkende Politiker, die einem joggend, drei Stufen auf einmal nehmend, behände im weißen Hemde entgegenwehen“, so die Bayerin. Diesem Bild gerecht zu werden, sei nicht leicht. Fettiges Sitzungs-Food, wenig Schlaf, vor allem während der vergangenen Marathon-Verhandlungen, permanent unkontrolliertes Essen: „Seit ich in der Politik bin, lebe ich, ganz klar, ungesünder“, sagte Bär. „Bei den Jamaika-Verhandlungen mit der Kanzlerin und allen Ministern gab es an einem Nachmittag zum Beispiel ausschließlich Torten, und zwar Sahnetorten. Kein trockener Kuchen, kein Vollkornkeks.“

Am schlimmsten seien die belegten Semmeln: „Der Käse schwitzt, die Wurst wellt sich, der Salat welkt dahin. Das ist wirklich Gift für den Körper“ beklagte Bär. „Um Mitternacht wird dann wie in den vergangenen Verhandlungswochen die Currywurst gebracht. Ich habe mir stattdessen Joghurt und Quark in Tupperdosen von daheim mitgebracht. Immerhin wird man dafür nicht mehr ganz so belächelt wie früher.“ Frau Merkel habe Glück mit ihrer Superkonstitution: „Ich würde bei ihrem Pensum nach einer Woche in den Tiefschlaf versinken“, erklärte Bär. Sie selbst kompensiere Stress und Schlafentzug mit Chilly-Chips – „ich kann locker eine Tüte auf einmal essen.“ Oder nächtlichen Penne Arrabiata-Attacken: „Nachts in die Speisekammer und dann die Leftovers aus den Töpfen löffeln – herrlich. Ich bin überhaupt so ein Tunker.“ In der Fastenzeit verzichte sie als gute Katholikin komplett auf Süßigkeiten und Alkohol. Selbst dafür müsse sie sich aber dann wieder nervige Sprüche anhören: „Dann heißt es sofort: „Ach, noch ein Kind?“ Kaum trinkt man nicht als Frau, ist man immer gleich schwanger.“