Corona: Rhöngemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) ist optimistisch

Bürgermeister Helfrich: „Worauf es jetzt ankommt, sind kreative, zielführende Ideen und Entscheidungen!“

Manfred Helfrich, Bürgermeister von Poppenhausen

Bezugnehmend der Corona-Pandemie sendeten wir an den Bürgermeister der Rhöngemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) eine Anfrage. Unter anderen wollten wir wissen, wie sehr die Krise Poppenhausen getroffen hat und ob es Projekte gibt, die der Pandemie zum Opfer fallen werden.

fuldainfo.de: Guten Tag Herr Bürgermeister Helfrich. Die Rhöngemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) ist wie andere Kommunen von der Corona-Pandemie nicht verschont geblieben. Wie stellt sich die aktuelle Situation in der Gemeinde dar?

Bürgermeister Helfrich: Ja, ich bin mir sicher, dass keine Kommune von der Corona-Pandemie verschont blieb. Die Auswirkungen vor Ort waren jedoch zum Teil sehr unterschiedlich. Einnahmeverluste müssen in unterschiedlicher Höhe registriert und letztlich verkraftet werden. Nachfolgend einige Beispiele: Gewerbesteuer, Einkommenssteuer, Umsatzsteueranteile, Kita-Gebühren, Tourismusabgabe, Wasser- und Abwassergebühren, Einnahmen aus der Vermietung von Gemeinschaftshäusern, etc. Wir in Poppenhausen (Wasserkuppe) hoffen, dass wir einigermaßen zufriedenstellend die Krise überstehen.

Aber im Einzelnen: Der Ansatz für die Gewerbesteuer-Einnahme liegt bei uns in 2020 deutlich über dem HH-Ansatz, den wir vorsichtig konservativ im HH 2020 eingestellt haben. Dies liegt u.a. daran, dass in Poppenhausen die bedeutenden Gewerbesteuerzahler in der Krise systemrelevant sind: Paletten-Hersteller (Pharmazie, Lebensmittel, Getränke), Bauhandwerk insgesamt, Nahrungsmittelherstellung und Vertrieb, etc.

Die Einkommenssteuer sowie die Umsatzsteueranteile werden zusammen voraussichtlich bis zu 100.000 Euro unter dem Ansatz liegen. Den Erlass der Kita-Gebühren für die Monate April und Mai können mit dem Eingang des Kurzarbeitergeldes (Erzieherinnen) weitgehend kompensiert werden. Die entgangenen Wasser- und Abwassergebühren im Wirtschaftsbereich Tourismus werden zum Teil durch Mehrverbräuche durch Homeoffice und „Zuhause-Urlaub“ relativiert. Der Einnahmeausfall bei der Vermietung von Gemeinschaftshäusern wird im Jahreskreis bei etwa bei 5.000 Euro liegen. In der Abrechnung wird im Saldo des Ergebnishaushaltes, aus dem der laufende Betrieb der Gemeinde finanziert wird, voraussichtlich noch ein Überschuss ausgewiesen. Die Summe der Mindereinnahmen wird die erwartete, höhere Gewerbesteuereinnahme nicht vollständig aufzehren.

fuldainfo.de: Welche Projekte sind zukünftig in der Gemeinde geplant?

Bürgermeister Helfrich: Alle Projekte, die im Finanz-HH 2020 der Gemeinde berücksichtigt sind, werden trotz der Corona-Pandemie ausgeführt. Die wichtigsten Maßnahmen sind:

  • Fertigstellung der neuen Kindertagesstätte „RhönKinder-Haus“ (abgeschlossen!)
  • Der Bau des neuen Kinderspielplatzes am Parkplatz Von-Steinrück-Haus (abgeschlossen!)
  • Die ersten Bauabschnitte der Erneuerung der zentralen Kläranlage für die Großgemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) – fortgeschritten
  • Die Sanierung von mehreren Streckenabschnitten der Forst- und Feldwege – abgeschlossen!
  • Die Erneuerung und Sanierung der Freizeitanlage Strutt – fortgeschritten!
  • Die Sanierung des Freibades im Lüttergrund. – fortgeschritten!
  • Die Neuanlegung eines Kinderspielplatzes in der Sport- und Freizeitanlage Lüttergrund und der Aufbau eines Kombi-Spielgerätes in Steinwand – im Bau!
  • Der Aufbau von Wirtschaftswegen (ca. 3,0 km) – wird noch im Herbst ausgeführt.

fuldainfo.de: Gibt es Projekte, die der Pandemie zum Opfer fallen bzw. fallen werden?

Bürgermeister Helfrich: Nein! – Wir führen alle Projekte aus. Die Realisierung dient entweder der Erfüllung einer Pflichtaufgabe und / oder erhöht unsere Lebensqualität / verbessert die Infrastruktur im ländlichen Raum.

Die Begründung: Alle oben genannten Projekte werden durch EU-, Landes- und / oder Kreisförderung anteilsfinanziert. Diese Zuschüsse müssen fristgerecht abgerufen werden. Es ist außerdem zu befürchten, dass wegen der notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte künftig weniger Zuschüsse gewährt werden. Daher gilt es, jetzt all das mitzunehmen, was möglich ist. Da alle Maßnahmen vor Ansatz im Haushalt auf Notwendigkeit und Finanzierbarkeit geprüft waren, wollen wir auf keine der festgelegten Maßnahmen verzichten, die wir früher oder später eh ausführen müssen / wollen. Dies getreu dem Motto: Was wir haben, kann uns keiner mehr nehmen…

fuldainfo.de: Stichwort „Tourismus“ – Was kann die Kommune hier für betroffenen Hotels (Pensionen) / Gastronomiebetriebe tun bzw. was hat man bisher unternommen?

Bürgermeister Helfrich: Unsere Tourist-Information berät die Tourismuswirtschaft, gibt in der noch immer dynamischen Lage aktuelle Informationen über Verbote und Handlungsempfehlungen. Wir können der Tourismus-Wirtschaft (Gastronomie und Beherbergungsgewerbe) Steuern und Abgaben stunden, d. h. die Einziehung aussetzen und in bessere Zeiten verschieben – Diesen Anträgen haben wir auch stattgegeben. Ansonsten haben wir als Kommune wenig Möglichkeiten, weisen auf Finanzhilfen des Staates und die Möglichkeit der Kurzarbeit hin.

fuldainfo.de: Wie schätzen Sie persönlich die Verluste ein, die durch die Corona-Krise entstanden sind?

Bürgermeister Helfrich: Bedingt durch den konservativen, eher niedrigen HH-Ansatz bei der Gewerbesteuer, den dadurch entstehenden Mehreinnahmen durch Soll-Stellung des Finanzamtes können wir voraussichtlich – trotz Mindereinnahmen in anderen Bereichen – Verluste vermeiden. Dies gilt allerdings nur für das Wirtschaftsjahr 2020, wie es im kommenden Jahr aussieht, kann niemand voraussagen. Die spezielle Lage in Poppenhausen (Wasserkuppe) ist sicher ein den Umständen geschuldeter, besonderer Einzelfall und nicht allgemeingültig und kann daher nicht auf andere Kommunen übertragen werden.

fuldainfo.de: Wie ist Ihre Einschätzung für die Zukunft?

Bürgermeister Helfrich: Nach all dem, was wir jetzt wissen, bin ich mir bewusst – und hier spreche ich sicher auch für andere Mandatsträger -, dass uns das Virus und dessen Auswirkungen gewiss noch eine lange Zeit begleiten wird. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden weiterhin mit einer dynamischen Lage konfrontiert, die uns Verantwortung und kreative, zielführende Entscheidungen abverlangen wird. Die große Herausforderung wird es sein, mit Corona und gegebenenfalls auch mit einem anderen Virus leben zu müssen, ohne dass es zu einem weiteren Lockdown kommt und das ohne dass die Gesellschaft völlig heruntergefahren und lahmgelegt wird. Die öffentlichen Haushalte werden sich künftig daran gewöhnen müssen, mit etwas weniger auszukommen. Mehr als in den vergangenen guten Jahren wird man das Machbare dem Wünschenswerten vorziehen müssen. Aber das halte ich für gar nicht so tragisch. Unser „altes“ Leben werden wir wohl, so wie es war, nicht mehr zurückbekommen. Wir sollen und müssen diese Herausforderungen annehmen und uns gemeinsam bemühen, das Beste daraus zu machen.“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe), Manfred Helfrich (CDU).

fuldainfo.de: Wir danken Ihnen für Ihre Ausführungen. Bleiben Sie gesund!! +++ ja