Corona: Merkel sieht noch kein Ende

Müntefering: Längere Quarantäne für "verletzliche Gruppen" möglich

Angela Merkel (CDU).

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht derzeit noch kein Ende der Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Man sei noch „ein ganzes Stück davon entfernt“, wieder zur Normalität zurückzukehren, sagte Merkel nach den Video-Konferenzen der G20 und des Europäischen Rates am Donnerstagabend. Dies hänge unter anderem davon ab, wie sich die Corona-Infektionszahlen entwickelten. Ziel sei weiterhin, die Zahl der Neuerkrankungen entsprechend niedrig zu halten, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern.

Die Staats- und Regierungschefs hatten am Nachmittag bekräftigt, zur Bekämpfung der Corona-Pandemie enger zusammenzuarbeiten und ihre Anstrengungen zu erhöhen. An den Video-Konferenzen der G20 und des Europäischen Rates hatte Merkel von ihrer Privatwohnung aus teilgenommen, da sie nach Kontakt mit einem infizierten Arzt seit Sonntag selbst unter Quarantäne steht. Auch die Pressekonferenz am späten Donnerstagabend gab sie in Form einer Telefonkonferenz, zu der nur wenige ausgewählte Journalisten zugelassen waren. Fragen zu ihrem Gesundheitszustand wurden ihr dabei nicht gestellt. Stattdessen klagte Merkel über „ganz schreckliche Rückkopplungen“ am Telefon, auch die Verbindung zwischen Kanzleramt und ihrer Wohnung in Berlin-Mitte entpuppte sich als schlecht. Schließlich brach auch das Streaming immer wieder ab und war über weite Strecken kaum zu verstehen. Merkel selbst äußerte ihre Bedenken über diese Form von Kommunikation. Sie sehe den Gesprächspartner lieber persönlich an, sagte Merkel am Donnerstagabend.

Müntefering: Längere Quarantäne für „verletzliche Gruppen“ möglich

Der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BagSo), Franz Müntefering, hält es für möglich, dass ältere Menschen oder chronisch Kranke im Zuge der Coronakrise länger in Quarantäne gehalten werden als andere Gruppen der Gesellschaft. Man müsse „als Land den auf Zeit eingefahrenen Weg weitergehen, bis die Maßnahmen greifen“. Es könne „zu einem späteren Zeitpunkt durchaus berechtigt sein, dass die Öffnung der Gesellschaft mit unterschiedlichem Tempo geschieht, zum einen, um Wirtschaft und Bildungswesen schnell wieder in Gang zu setzen und die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu minimieren, aber auch um den Schutz verletzlicher Gruppen bestmöglich zu gewährleisten“, sagte der ehemalige Bundesarbeitsminister und Vizekanzler der SPD dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Gefragt seien „differenzierte Lösungen“. Man habe „es bisher in Deutschland geschafft, in einer extremen Ausnahmesituation mit vernünftiger und konsequenter Vorgehensweise vermeidbare Schäden zu vermeiden“, sagte er. Die Folgen der Epidemie für Betroffene seien gleichwohl hart bis zur persönlichen Katastrophe. Entwarnung sei „das falsche Zeichen“, so Müntefering. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte zuvor gesagt, man werde „jungere Leute zuerst wieder auf die Straße“ lassen. „Menschen, die über 65 Jahre alt sind, und Risikogruppen werden aus dem Alltag herausgenommen und vermeiden weiter Kontakte“, sagte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). „Jüngere, die weniger gefährdet sind, werden nach und nach kontrolliert wieder in den Produktionsprozess integriert.“ +++