Corona hinterlässt deutliche Spuren im Main-Kinzig-Kreis

BVMW Main-Kinzig hat Unternehmen der Region zum Umgang mit der Krise befragt

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis aus? Welche Herausforderungen haben die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer jetzt und in der Zukunft vor der Brust? Der BVMW Main-Kinzig (Bundesverband mittelständische Wirtschaft) hat die Betriebe der Region befragt und klare Antworten bekommen. Klar ist: Die Krise macht im Main-Kinzig-Kreis vielen zu schaffen.

„Die Corona-Pandemie hinterlässt deutliche Spuren im Main-Kinzig-Kreis“, sagt Michael Graf, Leiter des Kreisverbandes BVMW Main-Kinzig (Bundesverband mittelständische Wirtschaft). Das zeige die Umfrage unmissverständlich, die der BVMW Main-Kinzig jüngst bei den Unternehmen im Kreis gemacht hat. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer betonte darin, die Krise habe starke negative Auswirkungen auf ihr Geschäft. Lediglich ein Fünftel spüre keine Auswirkungen oder sogar leichte Verbesserungen. Für die Zukunft sehe die Sache nicht besser aus: Mehr als 50 Prozent der Unternehmen befürchten, in den kommenden Monaten in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten. Die finanziellen Sorgen sind dabei allerdings nur ein Teil der Herausforderungen. Michael Graf: „Dazu kommen etliche andere Probleme. Viele Unternehmen mussten ihre Mitarbeitenden in Kurzarbeit schicken, manche Angestellte sind sogar komplett weggefallen. Ganz zu schweigen von Partnern und Zulieferern, die derzeit gar nicht mehr, weniger oder nur verzögert liefern können.“

Weitere Veränderungen, mit denen sich die Unternehmer konfrontiert sehen, sind Schwierigkeiten in der Logistik (knapp 32 Prozent) und Veränderungen in der Produktionsweise (gut 16 Prozent). Für gerade mal sechs Prozent habe sich hingegen nichts verändert. Einen kleinen Lichtblick gibt es immerhin bei den Auszubildenden. Graf: „Die überwältigende Mehrheit hält an ihren Azubis und an der Zahl der Stellen fest, auch in Zukunft. Das ist erfreulich und trägt dazu bei, dass der Main-Kinzig-Kreis ein starker Standort bleibt!“ Dennoch dürfe das nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Betriebe die Ausbildungsplätze verringern oder sogar ganz streichen.

Und welche Herausforderungen stehen in naher Zukunft an: Ganz vorne stehen die Themen Digitalisierung, Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte und Abbau der Bürokratie. Während manche Geschäftsführer den Breitbandausbau und die kommunalen Investitionen loben, sehen andere noch viel Verbesserungsbedarf beispielsweise beim Ausbau des 5G-Netzes, bei der Digitalisierung in Ämtern und Behörden oder bei der E-Mobilität. Immer stärker in den Fokus rücken bei den Unternehmen laut der Umfrage des BVMW Main-Kinzig die Bereiche Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Graf: „Es ist toll zu sehen, dass das Bewusstsein für eine nachhaltige Produktion selbst in Krisenzeiten steigt. Das zeigt: Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer handeln auch im Sinne der nachfolgenden Generationen.“

Lob und Kritik gibt es für die Politik: Grundsätzlich, so betonte ein Befragter, hätten die Vertreter aus der Politik ein offenes Ohr für die Belange der Unternehmen. Ein anderer beklagte den enormen Aufwand und die hohen Kosten, die die kurzzeitige Mehrwertsteursenkung verursachten. Ein weiterer Unternehmer verriet, er warte seit April auf zugesagte Hilfen. Klar ist nach der Umfrage: Mit einer schnellen Erholung der Wirtschaft rechnen im Main-Kinzig-Kreis die wenigsten – nämlich gerade mal etwas mehr als sechs Prozent. „Es wird deutlich, dass die Herausforderungen sehr vielfältig sind“, betont Michael Graf. So schnell werde das Thema nicht erledigt sein. „Dennoch sind wir optimistisch. Der Mittelstand ist kreativ. Er hat sich schon oft am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen.“ Der Leiter des Kreisverbandes BVMW Main-Kinzig sagt aber auch: „In dieser Krise muss die Politik mithelfen. Es ist unerträglich, wenn Betriebe mehr als ein halbes Jahr auf zugesagte Hilfen warten müssen. Da werden die Existenz eines Unternehmens und damit viele Einzelschicksale bewusst aufs Spiel gesetzt. Die Politik ist gefordert, ihre Versprechen zu halten.“ +++ pm