CDU-Wahlkampf in Flieden: Dr. Petra Roth und Fritz Kramer zu Gast in Flieden

Landrat a. D. Kramer: „Demokratie hat nur dann eine Zukunft, wenn sie von uns gewollt ist.“

„Kluge Köpfe – Wahre Worte. Aus Erfahrung gut für Stadt und Land.“ Unter dieser Überschrift ist man gestern Abend in Flieden im Landkreis Fulda auf Einladung des CDU-Gemeindeverbandes Flieden in der alten TV-Turnhalle zu einer weiteren CDU-Wahlkampfveranstaltung der CDU im Landkreis Fulda zusammengekommen. Als Gesprächspartner fungierten neben CDU-Landtagsabgeordneter und aktueller Kandidat für die Hessische Landtagswahl am Sonntag, Markus Meysner MdL, und Fliedens, Bürgermeister, Christian Henkel, die ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Frau Dr. Petra Roth sowie der ehemalige Landrat des Landkreises Fulda, Fritz Kramer. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Fulda, Gerhard Möller.

„Als das Gesicht der Städte“ beschrieb sie gestern Abend Gerhard Möller und ging dabei auf einige Stationen ihres politischen Lebens ein. So prägte Frau Dr. Petra Roth nicht nur über viele Jahre als Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main das Frankfurter Stadtbild, sondern engagierte sich auch als Abgeordnete für ihren damaligen Wahlkreis und brachte sich über viele Jahre auf kommunaler Ebene für das Ehrenamt ein. Mehrfach hatte sie die Präsidentschaft des Hessischen und Deutschen Städtetages inne. In dieser Zeit sorgte sie für große Resonanz in der Wahrnehmung öffentlicher Interessen – nicht nur auf Landesebene, auch auf Bundesebene. In ihrem kurzweiligen Impulsvortrag „Ansichten einer ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisterin“ sprach sie über ihr Leben und ihre langjährige politische Tätigkeit als Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt.

Als sie 1972 mit 28 Jahren in die CDU eintritt, war ihre damalige Lebensführung alles andere als CDU-würdig, berichtet sie retrospektiv. Ein politischer Mensch protestantischen Glaubens und geschieden. „Es passte alles so gar nicht zur CDU“, sagt die heute 74-Jährige. Doch die Frankfurter CDU war eine andere, toleranter, aufgeschlossener. Für die Mutter zweiter Söhne stand schon früh fest, will ich einen Ist-Zustand aufbrechen, muss ich etwas dafür tun, mich einbringen, Ideenvorschläge unterbreiten. Das tat sie und bestärkte auch andere zu dem Mut zur Politik. Ihr Credo damals: „Learning by Doing!“, ein verinnerlichter Grundsatz, der Menschen auch heute noch dazu ermutigen sollte, sich einzubringen – sei es gesellschaftlich, oder politisch. „Man musste damals vor 40, 50 Jahren keine besonderen Kenntnisse vorweisen können; Vielmehr kam es darauf an, sich mit vollem Einsatz, mit großem Engagement einzubringen und dann lernte man dabei.“, so Roth.

Das erste Aufeinandertreffen von Roth und Kramer ereignete sich 1977 in Kassel, als Roth gerade Stadtverordnete geworden war und damals über den rauen Wind im Kasseler Stadtparlament nicht schlecht staunte. „Hier geht es aber zur Sache.“, erinnert sich die gebürtige Bremerin noch gut an ihre politischen Anfänge. In all den Jahren ihrer politischen Tätigkeit und besinnend auf ihre Liebe zur Messestadt Frankfurt, die so geschichtsträchtig ist, wie die Faszination, die nach ihrer ehemaligen, Oberbürgermeisterin von ihr ausgeht, denkt sie heute über ihre Herkunft: „Bremen ist meine Heimat; Frankfurt mein Zuhause.“

In ihm sind so viel an Erfahrungswissen, Kompetenz und kämpferischer Leidenschaft vereint. So beschrieb gestern Abend Fuldas ehemaliger Oberbürgermeister, Gerhard Möller, den langjährigen Landrat des Landkreises Fulda a. D., Fritz Kramer. 33 Jahre war Kramer für den Landkreis und die Region Fulda erfolgreich. Zu Recht kann man daher von ihm in vielfältiger Weise von einem „kommunalen Repräsentanten“ sprechen. Viele Jahre hatte Kramer die Vizepräsidentschaft des Hessischen Landkreistages inne und war viele Jahre als Kreis- und Ehrenvorsitzender des Landkreises Fulda sehr erfolgreich. In seinem Impulsvortrag unter dem Titel „Demokratie in Gefahr?“ rief Kramer dazu auf, sich „einzubringen“ und „zu Wort zu melden“, noch nie sei es nötiger gewesen, so Kramer, sich schützend vor seinen Staat zu stellen. Daneben analysierte er die Stimmung und Temperatur des derzeitigen, Hessischen Wahlkampfes.

„Der Wahlkampf war nicht aufregend.“, sagte der Landrat des Landkreises Fulda a. D., Fritz Kramer, auf der gestrigen CDU-Wahlkampfveranstaltung in Flieden. Zu wenig Bürgerinnen und Bürger habe man im Wahlkampf mitreißen oder gar begeistern können. Ein mögliches Indiz hierfür sieht der ehemalige Landrat des Landkreises Fulda in der Politikverdrossenheit. „Die Menschen haben von Politik die Nase voll.“, brachte es Kramer auf den Punkt. Im Hinblick auf die kurz bevorstehende Hessische Landtagswahl gebrauchte er den Begriff „Schicksalswahl“. „Es ist, als sei am 24. September 2017 eine Epoche zu Ende gegangen. Viele haben AfD oder die Linke gewählt. Bei uns hat sich der Wind gedreht.“, sagte der Landrat des Landkreises Fulda a. D., Fritz Kramer am Dienstagabend in Flieden. Weiter sagte Kramer, dass die Leuchtkraft der Demokratie in Deutschland nachgelassen habe. Zu viele unserer Bürger begegnen dem demokratischen System mit Gleichgültigkeit, Skepsis und Ablehnung. Fritz Kramer: „Demokratie ist kein zementierter Zustand; Demokratie ist ein Prozess und ein Prozess ist Veränderung und Bewegung. Wenn wir nicht wollen, dass sich für uns in Zukunft in diesem Land etwas zum Nachteil verändert, dann muss uns eine Einsicht leiten: Demokratie hat nur dann eine Zukunft, wenn sie von uns gewollt ist. Ohne unsere Zustimmung geht Demokratie zu Grunde.“

Einen Einblick in das aktuelle Wahlprogramm und die Themen der CDU sowie die Errungenschaften der CDU im Landkreis, gab Landtagsabgeordneter und Kandidat für den 20. Hessischen Landtag, Markus Meysner MdL.

Meysner ist über viele Jahre kommunalpolitisch im Fuldaer Land, in Petersberg und nicht zuletzt nach den Worten von Gerhard Möller „über prägende Jahre“ als Bürgermeister der Stadt Tann (Rhön) kommunalpolitisch tätig und verfügt daher über langjährige kommunalpolitische Erfahrungen – ins Besondere im ländlichen Raum. In seinem Impulsvortrag sprach er darüber, was uns in Hessen stark macht. Dazu gehören u. a. eine gute Infrastruktur sowie eine gute Ausstattung unserer Schulen im Landkreis Fulda. Vor dem Hintergrund des aktuellen Wahlprogramms, sprach er sich für den sozialen Wohnungsbau und die Investition in die Bildung aus. Als feuerwehrpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion sprach er sich für die Unterstützung der Kameraden im Ehrenamt sowie darüber hinaus für die Unterstützung des Ehrenamtes im Allgemeinen aus. Vor dem Hintergrund des Voranschreiten der Elektromobilität sprach er sich dafür aus, in diese weiterhin zu investieren.

In der sich anschließenden Dialogrunde, in der die Zuhörer Fragen an die Diskutanten richten konnten, gab es eine Nachfrage einer Seniorin, die sich an Landtagsabgeordneter Markus Meysner richtete. Die Seniorin wollte wissen, welche Punkte im Wahlprogramm verankert sind, die sich an Senioren richtet. Hier antwortete Meysner, dass im Wahlprogramm auch an Senioren gedacht wurde.

Eine männliche Bürgerstimme forderte mehr Eingeständnis zur Selbstkritik, wenn es um die Benennung von Themeninhalten geht, die negativ konnotiert sind; Zumal sich der Charakter von Wahlkampfveranstaltung und die darin angesprochene Haltung der CDU zu gewissen Themen von Veranstaltung zu Veranstaltung so gut wie gar nicht unterscheide. Auch, was die Gestaltung der Wahlplakate anbetrifft, gab es Verbesserungsvorschläge, wie beispielsweise griffigere und zielorientiertere Formulierungen.

Sich mehr Gedanken um „beide Seiten der Digitalisierung“ im Schulunterricht machen – vor allem auch um die Haltung von Pädagogen zu dieser Thematik. Eine solche Forderung gab es gestern von einer besorgten Bürgerin, die persönlich erlebt habe, welche Gleichgültigkeit teilweise Pädagogen im Schulunterricht an den Tag legen und keine pädagogischen Akzente im Schulunterricht setzen, wenn es um die Förderung der eigenen Kreativität der Kinder geht. Der Veranstaltung wohnten etwa 100 Bürgerinnen und Bürger bei. +++ ja