
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat Selbstzweifel wegen des Abschneidens seiner Partei bei der Bundestagswahl eingestanden. Auf die Frage, ob er am Wahlabend zumindest kurz an Aufhören gedacht habe, sagte Linnemann der „Süddeutschen Zeitung“, er habe tatsächlich ein Ergebnis über 30 Prozent erwartet.
„Am Wahlabend war unklar, ob das BSW in den Bundestag einzieht – wäre das passiert, hätten wir nur in einer Kenia-Koalition mit SPD und Grünen regieren können.“ Dann hätte es den echten Politikwechsel, den er wolle, nicht geben können. „Als klar war, dass das BSW an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist, war ich froh, weitermachen zu können – das alles hat mich ein paar Tage lang sehr mitgenommen.“
Man prüfe jetzt, was im Wahlkampf falsch gelaufen sei. „Wir sind im Adenauer-Haus gerade dabei, eine Rückschau zu machen: Was ist gut gelaufen, was ist schlecht gelaufen?“, sagte Linnemann. „Ich möchte, dass wir in den Rückspiegel schauen, um zu sehen, was wir in Zukunft besser machen können.“
Auf die Frage, warum er die Übernahme des Wirtschaftsministeriums abgelehnt habe, sagte Linnemann: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich gerne das Arbeits- und Sozialministerium führen würde. Das sind die Themen, für die ich seit vielen Jahren brenne. Das hat nicht sollen sein, das Ressort ging an die SPD. So ist es manchmal im Leben. Meine Oma hat immer gesagt: Wer weiß, wofür es gut ist. Ich möchte mich da einbringen, wo ich der Sache am meisten dienlich sein kann. Nur um Minister zu sein, Minister zu werden – das ist nicht mein Ding.“
Außerdem sei er sehr gerne Generalsekretär. Und deswegen freue er sich, Generalsekretär bleiben zu dürfen. „Wenn ich jetzt etwa das Wirtschaftsministerium übernommen hätte, das hätte einfach nicht gepasst. Man muss für so eine Aufgabe Freude und Leidenschaft mitbringen, es darf einem nicht um einen Wikipedia-Eintrag gehen.“
Linnemann tritt für Spahn als Unionsfraktionschef ein
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat sich für Jens Spahn als Unionsfraktionschef ausgesprochen. „Jens Spahn scheut keine Auseinandersetzung, kennt sich in sehr vielen Themen gut aus und verfügt über große Erfahrung“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ weiter. Sollte er die Fraktion führen, hätte er seine „volle Unterstützung“.
Auf die Frage, wer ihn auf SPD-Seite bei den Koalitionsverhandlungen positiv überrascht habe, sagte Linnemann: „Ich war sehr positiv überrascht von Manuela Schwesig und Bärbel Bas. Ich mag Politiker, die nicht als erstes fragen, was die Parteien wollen und wie man das zusammenbringen kann. Sondern die sich als erstes fragen, was das Land braucht. Schwesig und Bas waren sehr an der Sache orientiert. Wir kamen schnell zu guten Lösungen.“
Linnemann verlangt eine eigenständigere Rolle der Partei, als es sie in der Ära Merkel gab. „Natürlich muss die Partei den Kanzler und die Regierung unterstützen“, so der CDU-Politiker. „Aber die Partei muss der Regierung auch mal einen Schubs geben.“ Friedrich Merz habe das in der Zeit von Frau Merkel doch selbst oft verlangt. „Die CDU ist keine Außenstelle der Regierung“, sagte Linnemann. „Wir dürfen als Partei das Denken nicht wieder verlernen, brauchen als Partei auch mal eigene Hits, müssen auch mal eigene Akzente setzen und einen Schritt vorangehen.“
Auf die Frage, welche drei Dinge eine Regierung Merz jetzt sofort anpacken müsse, sagte Linnemann: „Erstens müssen wir die illegale Migration stoppen – wir müssen die freiwilligen Aufnahmeprogramme beenden und den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte.“ Zweitens müsse man „die neuen Mega-Abschreibungen für Unternehmen auf den Weg bringen und die Energiekosten senken“. Außerdem müsse man die Aktivrente durchsetzen, da werde er sich persönlich darum kümmern. „Diese Themen würde ich sofort auf die Schiene bringen, damit die Menschen schnell sehen, dass sich wirklich etwas ändert“, sagte Linnemann. +++
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