
Am vergangenen Donnerstag hatte eine weitere „CDU vor Ort“-Veranstaltung im Fuldaer Stadtgebiet stattgefunden. Diesmal lud der Arbeitskreis Bauwesen, Klimaschutz und Stadtplanung der CDU-Stadtverordnetenfraktion Fulda des gleichnamigen Ausschusses in der Stadtverordnetenversammlung zu einer öffentlichen Begehung des Baugebietes Waidesgrund, in diesem 400 Wohneinheiten entstehen werden und an dieser rund 60 Interessierte – darunter viele kommunalpolitisch ehrenamtlich Engagierte sowie mit Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) und Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) zwei Mitglieder des Magistrates der Stadt Fulda – teilnahmen.
Begrüßt wurden die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Stadtverordneten Michael Ruppel, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises und stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Stadtverordnetenfraktion, der neben dem Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Stadtbaurat Daniel Schreiner den Vorsitzenden der CDU Nordend, Michael Wicher, Janina Corino vom Vorstand des Stadtteilbeirates, Herr Habig und Herr Wilhelm von der Bürgerstiftung antonius – gemeinsam Mensch, den Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Fulda und Ersten Kreisbeigeordneten Frederik Schmitt, den Geschäftsführer der RhönEnergie Effizienz+Service GmbH, Ralf-Stefan Stöppler, sowie den Quartiersmanager Christian Völkel, zu dessen Aufgaben beispielsweise die Entwicklung innovativer Ideen für die Umsetzung von Projekten in den Stadtteilen gehört, am Donnerstagabend herzlich willkommen hieß.
Überlegungen gehen ins Jahr 2016 zurück
„Wir befinden uns hier in der ehemaligen Kleingartenanlage Waidesgrund. Ein Blick in die Geschichte verrät uns, dass erste Überlegung, hier eine entsprechende Quartiersentwicklung vorzunehmen, bereits im Jahr 2016 angestellt wurden“, führte der Vorsitzende des Arbeitskreises Michael Ruppel in seinen einleitenden Worten aus. In 2017 wurde vonseiten des Magistrates der Stadt Fulda und der Stadtverordnetenversammlung ein städtebaulicher Wettbewerb auf den Weg gebracht, der gleichzeitig Grundlage für die Erstellung eines entsprechenden Bebauungsplanes in diesem Gebiet war.
Der dort ansässige Kleingartenverein hatte bis 2018 die Fläche von der Stadt Fulda gepachtet, anschließend wurde diese Fläche geräumt. Die meisten Pächter dieser Kleingartenanlage hatten im Kleingartenverein „In den Strausswiesen e.V.“ an der Maberzeller Straße eine neue Heimat gefunden. Der Bebauungsplan im Baugebiet Waidesgrund sieht mehrgeschossigen Wohnungsbau vor. „Das Kultur- und Kongresszentrum war seinerzeit an die Stadt Fulda mit der Bitte, sich Gedanken zu machen, inwieweit eine weitere Veranstaltungshalle hier auf diesem Gelände entsprechend mitberücksichtigt werden könnte, herangetreten“, führte Michael Ruppel weiter aus. Die Corona-Pandemie habe zu vielen neuen Überlegungen geführt. Ein Wohnbauprojekt, wie es derzeit im Waidesgrund entsteht, sei nicht nur herausragend, sondern sei vonseiten der Stadt Fulda die letzten 20 Jahre nicht verwirklicht worden.
Verabschiedet wurde der Bebauungsplan dann im Jahr 2020. Ende 2022 nahm die Stadt eine Konzeptvergabe vor. „D.h. Investoren, die sich um dieses Areal bewarben, konnten im Rahmen der Konzeptvergabe entsprechend berücksichtig werden“, erklärte Ruppel. Im Juni 2023 begannen dann die Erschließungsarbeiten, diese rund 18 Monate anhielten. Die Erschließungskosten wiesen seinerzeit ein Kostenvolumen von rund 4 Mio. Euro auf. „Wir haben Investoren gefunden, die uns zukünftig diesen mehrgeschossigen Wohnungsbau sicherstellen werden, wenn auch dies kein leichtes Unterfangen war, die Investoren für unser Vorhaben zu begeistern, noch dazu, in einer nicht ganz einfachen Zeit“, stellte der Vorsitzende des Arbeitskreises hierzu heraus. Zeitweise waren die Förderrichtlinien von Bund und dem Land Hessen eingefroren worden, was zu Verunsicherung geführt hatte.
Der herausragendste Schritt in der Stadtentwicklung nach Fulda-Galerie
„Was wir hier auf diesem Areal aktuell in den Blick nehmen können, ist nichts Alltägliches“, erläuterte auch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Das Stadtoberhaupt weiter: „Das entstehende Baugebiet Waidesgrund ist für die Stadt Fulda der herausragendste Schritt in der Stadtentwicklung nach dem Baugebiet Fulda-Galerie. Uns alle, wie wir uns in der Fuldaer Kommunalpolitik engagieren, eint die Philosophie, des Wohnraumschaffens. In einer wachsenden Stadt wie Fulda sind wir auf zusätzlichen Wohnraum angewiesen. Unsere Philosophie ist die eines behutsamen Wachsens nach außen.“ Der OB ist der Überzeugung, dass die Stadt im Waidesgrund ein sehr attraktives Wohnangebot unterbreitet – generationenübergreifend. Dies im Übrigen auch im Hinblick junger Familien, Pendler und junge Menschen, die in einer Berufsausbildung sind oder ein Studium aufgenommen haben – aber eben auch für ältere Menschen, die ihren Lebensabend in Fulda verbringen wollen, sei das entstehende Baugebiet mit rund 400 Wohneinheiten vor dem Hintergrund der zentralen Lage mit guter Anbindung an den ÖPNV und weiterer Infrastruktur hinreichend attraktiv.
Dass auf dem Areal ebenso sozial geförderten Mietwohnungsbau – einerseits mit Fördermitteln der Stadt andererseits mit Fördermitteln des Landes – realisiert werden soll, war den Stadtverordneten und dem Magistrat ein ebenso wichtiges Anliegen, wie das Vorhaben selbst. „Bezahlbarer Wohnungsbau klingt immer erst einmal gut, bundesweit ist die Entwicklung aber, dass viel zu wenige neue Wohnungen gebaut werden, vor allem in den Städten; und wenn sie dann gebaut werden, muss man sich vor dem Hintergrund der gestiegenen Baukosten und Grundstückspreise aber auch vergegenwärtigen, dass es eben aus den genannten Gründen ein sehr kostenaufwendiges Unterfangen ist, Wohnraum zu schaffen“, so der Oberbürgermeister weiter. Vor diesem Hintergrund sich die Stadtverordneten dafür aussprachen, im Baugebiet Waidesgrund auch Erbbaurechte zu gewähren, um auf diese Weise einen weiteren Beitrag leisten zu können, um vergleichsweise günstigen Wohnraum unterbreiten zu können.
Oberbürgermeister Wingenfeld weiter: „Ziel war es, Investoren zu gewinnen, die von Anfang dafürstehen, eben langfristige Bestandshalter zu sein. Uns als Stadt Fulda war wichtig, dass sich die Menschen, die hier einziehen, darauf verlassen können, dass die Wohnungen, die sie mieten, nicht bei nächster Gelegenheit wieder verkauft werden, sondern, dass sie im Bestand behalten werden. Dazu trägt das Erbbaurecht bei, das dazu führt, das ein kleiner Beitrag zur Kostenminimierung geleistet werden kann. Wir sind bei diesen Bestandshaltern der Überzeugung, dass sie auch für eine entsprechende Förderung sehr gut geeignet sind, die wir als Kommune an das Land Hessen gewähren. Dies wiederum führt dazu, dass wir als Stadt mehrere Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt beisteuern werden, damit dieser Wohnraum entstehen kann. Darüber hinaus bin ich als Oberbürgermeister dem Land Hessen sehr dankbar, dass es in erheblicher Weise dazu beiträgt, dass Wohnraum entsteht.“
Das im Dialog entstandene ausgewiesene Baugebiet Waidesgrund, dem eine Kleingartenanlage gewichen ist, habe sich hessenweit herumgesprochen und bewundernde Blicke auf sich gezogen. Die Corona-Pandemie und das Aussetzen von Förderprogrammen und die damit korrelierenden Unsicherheiten hallen nur noch bedingt nach. „Das Siedlungswerk Fulda eG ist eine traditionsreiche Genossenschaft, die 1947 mit der Zielsetzung, Wohnraum für Heimatvertriebene zu schaffen, gegründet wurde. Seit dieser Zeit ist das Siedlungswerk als Fuldaer Genossenschaft ein verlässlicher Partner“, führte Oberbürgermeister Wingenfeld weiter aus. Darüber, dass das Siedlungswerk die Pläne in die Tat umsetzt und als erste Genossenschaft baut, wertete Wingenfeld am Donnerstag als „starkes Zeichen“. Darüber hinaus erinnerte der Fuldaer Oberbürgermeister an die Entstehung von Wohnraum durch das Fuldaer Siedlungswerk 1947, in einer Zeit größter Not. Die Genossenschaft Siedlungswerk Fulda wird am Standort Waidesgrund 69 Wohnungen realisieren. Im Jahr 2027 sollen diese, so der Zeitplan, dann bezugsfertig sein. Zu einem nicht unerheblichen Teil werden hier auch Sozialwohnungen entstehen.
Klinikum Fulda gAG als Betreiber eines weiteren Wohnheims zur Fachkräftesicherung am Standort Fulda
140 Wohneinheiten wird die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte realisieren. Die Unternehmensgruppe ist mehrheitlich im Eigentum des Landes Hessen. „Wir sind als Stadt Fulda sehr froh darüber, dass die Nassauische Heimstätte seit langem wieder in den Neubau in Fulda investiert“, so der OB. Ebenso wird die Klinikum Fulda gAG im Waidesgrund als Betreiber eines neuen Wohnheimes mit insgesamt 170 Plätzen (darunter auch einige WGs) für Auszubildende in den Gesundheitsberufen und Humanmedizinstudierenden auftreten. Hierzu Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld: „Dieses Wohnheim wird neue Maßstäbe setzen, weil es auch unser Klinikum, was die zukünftige medizinische Versorgung anbetrifft, stärken wird. Das Klinikum ist unser stabiler Anker in der Gesundheitsversorgung, auch was die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses ab dem 7. Semester am Standort Fulda anbetrifft.“
Eine weitere Genossenschaft ist die Waides Höfe eG (TING-Projekte), die Genossenschaft hat bereits mehrere Projekte in Schleswig-Holstein erfolgreich realisiert. Hier wird es ebenso möglich sein, durch den Erwerb eines Genossenschaftsanteils auch Wohnraum zu beziehen. Geplant sind 72 Wohnungen. Wingenfeld: „Und hier ist für potenzielle Nutzer ein Förderprogramm des Bundes interessant. Der Bund hat vor zwei Jahren ein eigenes Förderprogramm für Beteiligung in Form einer Genossenschaft auferlegt, was jeder in Anspruch nehmen kann, ein vergünstigtes Darlehen. In 2023 wurde auch dieses Förderprogramm zwischenzeitlich eingestellt. Ich glaube, dass es auch hier gelingen wird, dass hier ein neuer Akteur mit dazu beiträgt, Wohnraum entstehen zu lassen.“
Möglichkeit für Erweiterungsbau des Kongresszentrums eingeräumt
Namensgeber der Straße im Baugebiet ist der frühere Kasseler Regierungspräsident und CDU-Politiker Dr. Walter Lübcke († 2. Juni 2019 in Wolfhagen-Istha). Die Stadt Fulda hat die Perspektive geschaffen, dass das benachbarten Hotel- und Kongresszentrum Fulda weiterwachsen kann. Oberbürgermeister Wingenfeld dankte am vergangenen Donnerstag den benachbarten Nachbarn für ihr Verständnis. Mit Einschränkungen während des Baubetriebes muss, so der OB, gerechnet werden. Es gebe viele Städte deutschlandweit, in denen kaum oder nur wenig Neubautätigkeit stattfindet. „Die Wohnverhältnisse in unserer wachsenden Gesellschaft haben sich gewandelt, insbesondere für die Menschen im Alter oder mit Handikap. Barrierefreie Wohnungen lassen sich nur mit Neubauaktivitäten realisieren. Selten ist es möglich, bauliche Veränderungen im Bestand zu realisieren“, so Wingenfeld abschließend.
Zum Thema Energieversorgung im Wohnquartier sprach der Geschäftsführer der RhönEnergie Effizienz+Service GmbH, Ralf-Stefan Stöppler. Im Oktober des vergangenen Jahres wurde für den ersten Bauabschnitt, den das Siedlungswerk Fulda realisiert. Laut Bauplan der Genossenschaft wird in diesem Sommer der Rohbau stehen. „Die Energieversorgung im Baugebiet Waidesgrund wird ein besonders nachhaltiges Konzept. Ähnlich, wie auch beim Löhertor, war unsere Überlegung, ob man hier nicht auch eine zentrale Versorgung realisiert“, so der Geschäftsführer der RhönEnergie Effizienz+Service GmbH, Ralf-Stefan Stöppler. „Zentrale Wärmeversorgungen haben den Vorteil, dass bei Umstellung auf Erneuerbare Energien dies an nur einer Stelle machen muss. Denn wenn man dies bei jedem Haus individuell macht, dann sind das am Ende nicht nur sehr viele Baustellen, sondern wird auch sehr viel teuer. Eine zentrale Konzeption haben wir zunächst nur für dieses Baugebiet ins Auge gefasst.“
Ein Netz – zwei unterschiedliche Temperaturen – Regelung dank Übergabestation
Da das Fernwärmenetz in der Bonhoefferstraße Ziehers nur unweit entfernt liegt, müsse statt Fernwärmenetz eigentlich von Nahwärmenetz gesprochen werden. In Fulda gibt es insgesamt vier Nahwärmenetze mit einer Gesamtlänge von 18 Kilometern. „Vom Wärmenetz Ziehers wird die Wärme, die mit erdgasbasierten Aggregaten erzeugt wird, im Vorlauf von circa 85 Grad Celsius auf die Reise geschickt. An das Wärmenetz angeschlossen sind die Goerdelerstraße, die Berufsschulen und das Hallenbad Ziehers. Die letzten Häuser, die vom Wärmenetz versorgt werden, sind die Rabanus-Maurus-Schule und die Freiherr-vom-Stein-Schule.“ Gerade einmal 600 Meter Luftlinie liegen zwischen dem letzten Punkt des Wärmenetzes und dem entstehenden Gebäudekomplex des Siedlungswerkes. Hält sich der Zeitplan im Rahmen, so kann das Siedlungswerk Fulda in 2026 bereits mit Fernwärme versorgt werden „Fernwärme hat im Gegensatz zu Strom oder Wasser den Nachteil, dass hier zwei Leitungen (Vor- und Rücklauf) verlegt werden, weshalb jede Baustelle etwas aufwendiger ist. Hinzukommt, dass man auf der Wärmestrecke wenig von der Wärme verlieren möchte. D.h. ich kann nicht nur das Rohr hineinlegen, sondern ich muss es auch ordentlich drumherum isolieren, damit die Wärme nicht in der Erde bleibt, sondern beim Kunden möglichst unverbraucht ankommt“, verdeutlicht Stöppler die Anforderungen an den Bauprozess.
Bereits 2024 wurde die Strecke der zukünftigen „Dr.-Walter-Lübcke-Straße“ verlegt. Die Verbindung zum alten Netz wird in naher Zukunft verlegt. Zur Bausubstanz führte Stöppler aus: „Die neue Bausubstanz unterscheidet sich vollkommen von der, die wir aus den 70er, 80er oder 90er-Jahren her kennen. Im alten Zieherser Netz sind wir mit einer Vorlauftemperatur von 85 Grad Celsius unterwegs, diese für viele alte Heizungen benötigt wird. Der heutige Baustandart braucht das nicht. D.h., wir würden mit einer solchen Temperatur hier sehr viel Wärme vergeuden. Aus diesem Grund werden wir auf der Strecke zwischen dem alten und neuen Netz Ziehers auch eine Art ‚Übergabestation‘ errichten, sozusagen eine kleine Übersetzung, wo wir die beiden Temperaturen miteinander verbinden bzw. dann von der einen auf die andere trennen, sodass hier im Waidesgrund nur noch 48 Grad Celsius im Vorlauf vorherrschen, mit denen hier diese Gebäude versorgt werden. Wir haben ein Netz, aber zwei unterschiedliche Temperaturen.“
Seitdem die ersten Gespräche geführt wurden – das war in 2021 – hat sich viel verändert. Auch die Gesetzeslage hat sich geändert. Stöppler: „Eines davon ist das Wärmeplanungsgesetz, das zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Jeder, der ein Wärmenetz betreibt, ganz gleich, ob nah oder fern, muss dieses in den nächsten Jahren umstellen. Fossile Brennstoffe, wie Gas, Kohle oder Öl müssen auf Erneuerbare Energien umgestellt werden, das betrifft auch das Netz in Ziehers, wo heute die Wärme mittels Erdgas erzeugt wird. Erdgas muss zukünftig durch Erneuerbare Energien ersetzt werden. Wir stehen vor der Herausforderung, das gesamte Netz in Ziehers, an dem 240 Haushalte angeschlossen sind, dass wir bis 2030 30% erneuerbare Anteile haben, bis 2040 80% erneuerbare Anteile und bis 2045 100 % erneuerbare Anteile. Das ist die gesetzliche Herausforderung. Ein solcher Transformationsplan muss bis Ende 2026 aufgestellt sein.“
Im Löhertor befinden sich große Abwasserwärmepumpen. Die Wärme, die kontinuierlich im Abwasser vorhanden ist, wird genutzt, um daraus Wärme für Gebäude nutzbar zu machen. „Das Gute an Wärmepumpen, ist, dass sie auch rückwärtslaufen können. D.h., man kann mit diesen theoretisch auch Kälte erzeugen, damit im Sommer auch kühlen. Diese Möglichkeit haben wir für das Baugebiet Waidesgrund durchgespielt“, so der Geschäftsführer der RhönEnergie Effizienz+Service GmbH. Folgt man der Baugulfstraße gelangt man auf einen Rad- und Fußweg zum Rückhaltebecken des Abwasserverbandes Fulda. Aktuell laufen durch die RhönEnergie Effizienz+Service GmbH Messungen, ob das Abwasser, das in dem Rückhaltebecken des Abwasserverbandes zusammenfließt, über genügend Volumenstrom verfügt, um daraus Wärme zu erzeugen. Denn diese Wärme wäre eine Erneuerbare Wärme, welche sich mit einer Abwasserpumpe erzeugen ließe. „Der Nachteil hierbei ist, dass ich den Volumenstrom nur habe, wenn kontinuierlich Abwasser vorhanden ist, was nicht an besonders vielen Stellen gegeben ist. Wenn es einfach nur regnet, reicht dies nicht aus“, gibt der Experte Aufschluss.
Verbraucher sind heute fast alle auch Erzeuger
Ralf-Stefan Stöppler verweist darauf, dass die Verbraucher heute fast alle auch Erzeuger sind. Der Strom ist von der Einbahnstraße zur Zweibahnstraße geworden. „Heute müssen Sie jedes Wohngebiet so ausbauen, dass auch der Fluss in die andere Richtung immer möglich ist.“ Die Pläne für eine Erweiterung des benachbarten Hotel- und Kongresszentrums seien nach wie vor aktiv. Diesbezüglich könnte in Zukunft dann auch eine Wärmeerzeugung eine Rolle spielen. Und diese Wärmeerzeugung käme dann von der anderen Seite. „Insofern haben wir dann auch hier die Leitungen eben nicht verjüngt von der Erzeugung zum Verbraucher, sondern haben sie in gleicher Stärke verlegt, um dann gegebenenfalls auch den Fluss aus der anderen Seite ermöglichen zu können.“
Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) gab am Donnerstag einen Überblick über die verkehrliche Infrastruktur, das Rad- und Verkehrskonzept sowie die aktuellen Entwicklungen für die Erweiterung des benachbarten Hotel- und Kongresszentrums Fulda. „Die kommunale Wärmeplanung ist gemeinsam mit der RhönEnergie Fulda GmbH vorberaten und kommt alsbald in die städtischen Gremien. Das Baugebiet Waidesgrund wird ein Teil von dieser Versorgung sein. Was sich bereits jetzt abzeichnet, ist, dass es aufgrund des Gefüges der Stadt nicht einfach sein wird – um nicht zu sagen unmöglich – das gesamte Stadtgebiet mit Netzen zu versorgen. Vielleicht gelingt es uns, in drei Abschnitten über Jahrzehnte, ein Großteil der Stadt zu versorgen. Hierum werden wir uns bemühen. Ein Baustein verwirklichen wir hier vor Ort mit dem Nahwärmenetz“, so Stadtbaurat Schreiner.
Für das Quartier fungiert die „Dr.-Walter-Lübcke-Straße“, eine L-förmige Wohnstraße mit einer geringen Verkehrsbedeutung, als Haupterschließungsanlage. Sie erstreckt sich von der „Baugulfstraße“ bis zum „Zieherser Weg“. Neben der Wohnanalage werden Parkplätze ausgewiesen werden, gesäumt von Bäumen. Das meiste Parkverhalten, so Stadtbaurat Schreiner, müsse jedoch in den Baukörpern verortet werden. Da dies mit erheblichem Kostenaufwand verbunden ist, aufwendig ist und ungern gemacht wird, hat der Magistrat mit den Betreibern zusammen drei Konzepte entwickelt, das neben den Tiefgaragen, die es nach dem Stadtbaurat verlässlich geben wird, auch Car-Sharing-vorsehen wird, sodass die Angebote auf ihrem Grund vorhalten werden, sodass die Mieter bzw. Genossen diese direkt vor Ort nutzen können. „Dadurch erspart man sich ein gewisses Maß an Vorhaltungen von Stellplätzen, was sicherlich innovativ, aber auch der Situation geschuldet ist, dass Bauen eben auch sehr, sehr teuer geworden ist. Und gerade im Erdreich ist es manchmal nahezu unbezahlbar. Und dies nur fürs Abstellen von Fahrzeugen vorzuhalten, ist dann irgendwann auch grenzwertig, wenn man hier in schwieriger Zeit große Projekte stemmen soll.“
Straßenname erinnert an ehemaligen Kasseler Regierungspräsidenten
Der Stadtbaurat weiter: „Die städtischen Gremien haben das Vorhaben mitgetragen, was uns sehr gefreut hat. Wir haben im Bebauungsplan die Vorkehrung getroffen, dass hier von der Stellplatzsatzung aus guten Gründen auch gewichen werden kann. Die Dr.-Walter-Lübcke-Straße wird die Benennung für alle Objekte hier sein. Wir haben Stiche in die Wohnhöfe hinein. Auch wenn man von der Straße unten nach rechts abzweigt in Richtung Schulen oder Ochsenwiese, bleibt es die Dr. Walter-Lübcke-Straße, der als Platz ausgebaut werden wird und die Erweiterung des Hotel- und Kongresszentrums mit dem Wohnquartier verbindet. An diesem Platz im Erdgeschoss werden wir sicherlich Mischnutzungen vorfinden. Ob dies ein Kiosk oder Stadtteiltreff oder auch ein Café sein wird, wird man sehen. Darüber hinaus ist alles dem Wohnen vorbehalten.“
Aufgrund der Lage zur Innenstadt ist die Verdichtung auf der einen Seite höher angestrebt als in den Außenbereichen. Vier Geschosse zuzüglich des Obergeschosses, was für einen Innenstadtbereich angemessen ist. „Natürlich könnte man mit Blick auf die Wohnumgebung sagen, dass es hier Abweichungen gibt, allerdings ist diese hundert Jahre zuvor entstanden. Die Stadt hat sich seitdem weiterentwickelt und dem muss man Rechnung tragen, wenn man diese besondere Lagegunst am Bahnhof in der Innenstadt ausnutzen und richtig gewürdigt wissen möchte. Neben der reinen Straßeninfrastruktur haben wir hier unten im Trennsystem die Kanäle liegen. Die Fäkal- oder Schmutzwässer werden von den Regenwässern getrennt. Vorschriftsmäßig sind Regenrückhaltebecken vorhanden. Es gibt kleinere Einheiten, die mit den Wohnquartieren verbunden sind. Eine große Einheit befindet sich auf der Erweiterungsfläche des Hotel- und Kongresszentrums, das ist die größte und wichtigste Regenrückhaltung. D.h. wir puffern das anfallende Regenwasser, bevor es dann der Waides zugeführt wird. So ähnlich haben wir es auch im Schlossgarten gemacht, wenn die ganzen Regengüsse vom Schlossdach in die Regenrückhaltung geführt werden und nach siebeneinhalb Stunden Verzögerung dann auch der Waides zugeführt werden. Das ist wichtig, weil sich die Waides ohnehin schon füllt, weshalb wir hier zwischenpuffern müssen.“
Vorerst keine weitere Veranstaltungshalle auf dem Esperanto-Areal
Vor der Corona-Pandemie waren die Betreiber des Hotel- und Kongresszentrums Esperanto Fulda an den Magistrat mit dem Wunsch für eine weitere Veranstaltungshalle auf dem Gelände herangetreten. Die Corona-Pandemie verwarf diese Pläne jedoch. Hintergrund ist, dass sich viele im Gastgewerbe Tätige während der Pandemie beruflich umorientierten und auch nicht mehr ins Gastgewerbe zurückkehrten. Anzeichen für eine konkrete Umsetzung gibt es aktuell nicht, zumal man, was die Personalengpässe anbetrifft, vorerst an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen wolle.
Michael Ruppel stellte das Hotel- und Kongresszentrum Esperanto als ein „global Player“ in Fulda heraus, der in den letzten Jahren zu einem „deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung“, was zum einen Messe- und Tagungsgäste – aber auch viele Touristen anbelangt, geführt habe. „Diesen wertvollen Anker müssen wir uns erhalten; und ich glaube, das partnerschaftliche Miteinander der Stadt ist hier sicherlich hilfreich“, so Arbeitskreisvorsitzender Michael Ruppel.
Mit dem Baugebiet Waidesgrund befindet sich die Stadt in einem Städtebau-Förderprogramm mit der Bezeichnung „Sozialer Zusammenhalt zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“. Ein besonderer Dank sprach Michael Ruppel am vergangenen Donnerstag der Bürgerschaft im Wohnquartier für das Engagement und die vielen guten Vorschläge aus. Ein besonderer Dank entsendete der Arbeitskreisvorsitzende an den Vorstand des Stadteilbeirates. Bürgerschaftliches Engagement in einer wachsenden Stadt, so Ruppel, sei von hohem gesellschaftlichen Wert, der nicht hoch genug gewürdigt werden könne. +++ jessica auth
Ein wirklich informativer Bericht über die CDU-Begehung im Waidesgrund! Solche sachlichen und ausführlichen Artikel findet man in der Region Osthessen nur noch auf fdi. Hier steht noch das Thema im Mittelpunkt – nicht Polemik oder Schlagzeile. Auch wenn die Beiträge manchmal sehr lang sind, lohnt sich das Lesen jedes Mal. Vielen Dank für diese hervorragende und engagierte Berichterstattung!