CDU-Fraktion auf den Spuren von Wilhelm Friedrich, Fürst von Nassau-Oranien-Fulda

Frauenberg und Schlossgarten, Oasen der Ruhe unweit des Stadtgebietes

Die CDU-Fraktion in der Fuldaer Stadtversammlung ist gestern zu einem weiteren Termin ihrer traditionellen Sommerbegehung in diesem Jahr zusammengekommen; vor dem Hintergrund der Musical-Gala am Freitag auf dem Fuldaer Domvorplatz ausnahmsweise zwei Tage früher als gewöhnlich. Und so ging es für die rund 50 Teilnehmenden unter ihnen Fuldas Bürgermeister und Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes, Dag Wehner, Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) und CDU-Fraktionsvorsitzende Patricia Fehrmann nach dem 26. Juli noch einmal direkt nach Fulda. Auf dem Programm standen neben dem Fuldaer Frauenberg, der Azubikampus pings und der Schlossgarten Fulda.

„Wir als CDU-Stadtverordnetenfraktion sind mit unseren Sommerbegehungen schon seit Jahrzehnten unterwegs“, stellte Fraktionsvorsitzende Patricia Fehrmann in ihren einleitenden Begrüßungsworten heraus, die fortfuhr: „Das ist wichtig für unsere politische Arbeit. Wir sind bei den Menschen, Vereinen und Institutionen und Unternehmungen vor Ort und neben ihre Themen und Belange auf, um sie wiederum in der Fraktion zu erörtern.“

„Der Frauenberg lässt sich für mich persönlich am besten mit den Eigenschaften liebens- und lebenswert beschreiben“, stellte die stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes sowie Vorsitzende der CDU Frauenberg, Susanne Jobst, in ihren einleitenden Worten heraus. Diese weiter: „Der Frauenberg ist ein grünes, sehr beliebtes Wohnquartier, insbesondere für junge Menschen, was nicht bedeutet, das am Frauenberg nicht auch sehr viele alteingesessene Bürger sowie Wahl-Fuldaer beheimatet sind.“

„Der Frauenberg, es ist bereits angeklungen, ist ein sehr grünes Quartier. In 2019 wurde die Hundeshagenanlage, die nach Johann Christian Hundeshagen (1783 bis 1834) – von 1821 bis 1824 Forstmeister und Direktor der Forstlehranstalt (Kurhessische Forstakademie) Fulda – angelegt.“ Im 19. Jahrhundert wurde der Park auch als Forstlehrgarten für die benachbarte Forstlehranstalt genutzt. Ihren Namen erhielt die Anlage im Jahr 1892, auch ein Denkmal, das an den Namensgeber erinnert, ist dort beheimatet. Zur Hundeshagenanlage führte Jobst weiter aus: „Unser Ziel war es seinerzeit gewesen, dort etwas anzustoßen und weiterzuentwickeln, was viele Menschen generationenübergreifend abholt.“ Der Spielplatz am Fuße des Frauenbergs ist ihrer Meinung nach von allen anderen existierenden Spielplätzen im Stadtgebiet der klare Favorit. Als ihre Kinder noch klein waren habe sie viele Stunden auf der Spielanlage zugebracht. Details zur Anlage verriet mit der Diplom-Ingenieurin Univ. Tatjana Heil jene Landschaftsarchitektin, die sich für die Gestaltung der etwa 800 Quadratmetergroßen Anlage mit verantwortlich zeichnet.

Spielen im Park – die Hundeshagenanlage am Fuße des Frauenberges

„Der Spielplatz „Hundeshagenanlage“ ist eines unserer Lieblingsprojekte, wenn nicht sogar das Lieblingsprojekt, was wir konzipiert haben“, führte Tatjana Heil zur Anlage aus. Seine Anfänge nahm die Spielanlage seinerzeit mit einer eher unscheinbaren Anfrage vom Grünflächenamt der Stadt Fulda, erinnert sich die Landschaftsarchitektin. Das Büro für Landschaftsarchitektur wurde gefragt, wie es bei einer Neugestaltung herangehen würde. „Uns schwebte von Beginn an vor, mit dem ehemaligen Forstlehrgarten ‚respektvoll‘ umzugehen, was bedeutete: keine schrillen, modernen oder gar abgehobenen Entwürfe, die sich in das gegebene Landschaftsbild nur schwer integrieren lassen und der Verzicht auf Edelstahl. So haben wir mit den weitläufigen und vorherrschenden Grünflächen und dem alten Baumbestand skulptural gearbeitet. Als wir dann den Zuschlag bekommen haben, haben wir uns sehr gefreut.“ Die Landschaftsarchitektin selbst hat in der Gegend übrigens viele Jahre ihres Lebens zugebracht. „Man war dort immer gerne“, erinnert sie sich. In dem alten Baumbestand wohne ein besonderer Geist, geriet sie auch gestern ins Schwärmen.

Entstanden sind im Auftrag der Stadt individuell für den Ort konzipierte Spielgeräte aus naturbelassenem Robinienholz, wobei die Spielgeräte nicht an gewöhnliche Spielgeräte, sondern eher an Skulpturen erinnern. Das Holz, was verarbeitet wurde, stammt aus Europa. Das Besondere an der Anlage ist, dass an dieser Kinder beteiligt wurden. Tatjana Heil: „Die Kinder haben mit dem Material, was in der Natur gefunden haben, ihr Lieblingsspiegelbild nachgebaut. Die Vorgabe lautete: ‚Anders bauen als sonst‘. Und da konnten wir wirklich viel für uns mitnehmen.“ Was aus dem Beteiligungsverfahren der Herangewachsenen entstanden ist, kann man noch heute sehen. Doch nicht nur die spezielle Zielgruppe hat auf der Hundeshagenanlage ihren Fingerabdruck hinterlassen, sondern auch die Anwohnerinnen und Anwohner, die zu dem Termin uneingeladen fanden… Letztlich wurde aber alles gut und der Wunsch nach einer Ruhezone am rechten Rand berücksichtigt. Das Spielen findet eher Richtung „Gerloser Weg“ statt.

Pings-Azubikampus – deutschlandweit einmaliges Wohnheim für Auszubildende

Über das vom Fuldaer Diözesan-Kolpingverband betriebe Jugendwohnheim „Azubikampus pings“ in der Fuldaer Liobastraße speziell für Auszubildene berichtete die Diözesanvorsitzende und ehemalige Bürgermeisterin der Gemeinde Ebersburg, Brigitte Kram, in Vertretung ihres Geschäftsführers Michael Möller. Im Jahr 2019 vom Diözesan-Kolpingverband in Betrieb genommen, erfreut sich der pings-Azubikampus, der in seiner Namensgebung an Adolph Kolping erinnert, auch noch fünf Jahre nach seiner Inbetriebnahme großer Beliebtheit. In seinem Wesen ist das Wohnheim für Auszubildende auf dem Lioba-Areal, wo früher einst ein Alten- und Pflegeheim verortet war, in Deutschland einmalig. Der Landkreis Fulda investierte seinerzeit 15 Millionen Euro in den Um- und Ausbau des einstigen Liobaheimes. „Kolping ist ein Katholischer Sozialverband, der aber nicht ausschließlich für Katholiken da ist“, so die Diözesanvorsitzende des Kolping Diözesanverbandes Fulda, Brigitte Kram, in ihren einleitenden Worten, die weiter ausführte: „Es ist ein Sozialverband mit demokratischen Strukturen. Etwa 3.500 Mitglieder in über 45 Kolpingsfamilien zählt der Diözesanverband Fulda. Adolph Kolping hat sich früher um Handwerksgesellen gekümmert; das Handwerk lag ihm sehr am Herzen. Der Name des Verbandes geht auf Adolph Kolping zurück, der vor circa 175 Jahren die Idee auf den Weg gebracht hatte. Im Wohnheim erfahren Heranwachsende, die möglicherweise das erste Mal über einen längeren Zeitraum von zuhause weg sind, alles Basics, die man für ein eigenständiges Leben braucht. Als Ansprechpartner vor Ort fungieren speziell ausgebildetes Personal wie Sozialpädagogen, die ein Auge auf die Heranwachsenden haben und ihnen – sei es beim Wäschewaschen, dem Reinigen des eigenen Appartements oder der Gemeinschaftsküche – Hilfestellung geben. „Man wollte auch für Lehrlinge ein Wohnheim implementieren, das nur ihnen vorbehalten ist, so wie ein Studentenwohnheim für Studierende“, hob Brigitte Kram hervor. In seine äußeren Erscheinungsbild steht der pings-Azubikampus einem Studentenwohnheim in nichts nach. Die eigenen vier Wände, Gemeinschaftsräume, ausbildungsnah und ein einladender Campus, der aber mit Blick auf seinen Namensgeber bewusst mit „K“ geschrieben wird. Pings bedeutet so viel wie etwas anpingen, oder anstoßen, erklärt die Diözesanvorsitzende. Und noch eine Zielsetzung verfolgt das Wohnheim für Auszubildende: Das direkte Vorhalten eines hippen, coolen Wohnheims für all diejenigen, die sich bewusst für eine Berufsausbildung entscheiden, denn der Fachkräftemangel ist auch im osthessischen Fulda angekommen.

Der Schlossgarten, Fuldas grüner Lunge

Vom Azubikampus ging es für die Teilnehmer der Sommerbegehung in den benachbarten Schlossgarten und damit Fuldas „grüner Lunge“. Im Zuge der Schlossgartensanierung wurden Teile des Schlossgarens original rekonstruiert. Im Zuge der Baumaßnahme wurde nicht nur der Wegeaufbau erneuert, sondern auch die Flächenaufteilung möglichst an die ursprüngliche spätbarocke Anlage angepasst. Der Baumbestand im vorderen Teil des Schlossgartens, dem Parterre, der größtenteils noch aus der Zeit von Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, der bevor er König der Niederlande (Wilhelm I.) wurde, Fulda einige Jahre als Fürst regierte (Fürst von Nassau-Oranien-Fulda). Die vier Kompartimente wurden auf die Originalgröße angepasst. Der Baumbestand, der durch die Grabungen keinen Schaden nahm, blieb erhalten. Mit dieser Gestaltung überlagern sich zwei Zeitschichten: Die originalen Wiesenflächen und die Originalbäume aus dem Englischen Landschaftsgarten und die Wegeführung und die Axialität des rebarockisierten Schlossgartens.

Im unteren Teil des Schlossgartens angelangt, stellte Stadtbaurat Daniel Schreiner heraus, dass an der Struktur über die Jahrhunderte relativ wenig verändert wurde. Das einstige Jagdrevier der Fürste war ursprünglich sehr stark bewaldet. „Im unteren Teil des Schlossgarens war immer eine opulente Baumstruktur vorhanden“, unterstrich Schreiner. In diese hinein wurden in einer hundertjährigen Bauzeit des Schlossgartens in den die Wege, der Teich und die Kastanienallee in die Gartenplanungen hineingeplant. „Der Schlossgarten war nie ein stabiles Konstrukt; die ersten Planungen gab es ab 1705, die letzten um 1800. Als der spätbarocke Garten endlich fertig war, wurde er von Wilhelm Friedrich, Fürst von Nassau-Oranien-Fulda wieder beseitigt. Er konnte mit dem Barockgarten gar nichts anfangen. Der Schlossgarten war immer ein Objekt der Begierde. Wie Stadtbaurat Schreiner ausführte, werde der hintere Teil des Schlossgarens in einem späteren Abschnitt noch einmal saniert. „Auch der Schlossgarten leistet einen Beitrag zum Klima und Klimaschutz. Wir haben hier eine Grünfläche von immerhin 6 Hektar. Im eigentlichen Sinn ist der Schlossgarten Fulda in der Stadt die einzige Grünfläche, die bewusst angelegt wurde. Ein nicht unerheblicher Baumbestand findet sich sonst noch am Frauenberg, jedoch wurde dieser weniger als Park angelegt, wie der Stadtbaurat ausführte.

Der Fuldaer Schlossgarten, eines der schönsten Bauwerke Fuldas

Ab ca. 1705 gab es die ersten Planungen für den frühbarocken Garten. Aus dieser Zeit stammt auch die Anlage der Terrasse. „In der Barockzeit wollte man repräsentieren, weshalb das Renaissanceschlösschen, was damals von einem Graben umgeben war, in ein Barockschloss erweitert wurde. Und zu einem Barockschloss gehörte immer eine opulente Gartenanlage und eine Terrasse, die Kaisersaal-Terrasse, die ein Gegenüber braucht, was sie mit der Orangerie fand. Nur für diesen Zweck wurde sie erbaut. Das ist wirklich ein Lust-Bau vom Feinsten, aber wie ich finde, immer noch einer der schönsten Bauwerke Fuldas.“ Weiter führte der Stadtbaurat aus: „Das Barockschloss und die Orangerie waren schon immer zwanghaft miteinander verbunden – durch ihre Gegenüberstellung und ihre Freihaltung. Der barocke Garten hat dieses Ensemble betont durch die Axialität, die erstmalig in 1705/06 geschaffen und bis 1801 beibehalten wurde.“ Dies blieb auch dann noch so als der barocke Garten bzw. spätbarocke Garten zu einem Rokokogarten umgeplant und umgebaut wurde. „Nach Napoleon, der ganz Europa veränderte, kam Wilhelm Friedrich, Fürst von Nassau-Oranien-Fulda, der neben Aufklärung, Krankenfürsorge und Bildung auch den Klassizismus mitbrachte, wozu der englische Landschaftsgarten gehörte. Für den weltlichen Fürst war der Barock ein Gräuel. Aus diesem Grund sehen wir im Stadtschloss auch einen klassizistischen Flügel, in diesem Bürgermeister Wehner und Ich residieren dürfen, und einen barocken Flügel, der den Touristen zugänglich gemacht wird. Wilhelm Friedrich, Fürst von Nassau-Oranien-Fulda hatte nur vier Jahre in Fulda, sonst hätte er womöglich noch mehr Barock dem klassizistischen Stil geopfert.“

Beginn der Tiefbaumaßnahmen nach Installation der Turmhaube

Die größte Veränderung im Kontext der Baumaßnahmen im Schlossgarten gibt es an der Kaisersaalterrasse, die im Original wieder hergerichtet wird. Auf der Kaisersaal-Terrasse nahmen die Teilnehmer die Schlossturmsanierung in Augenschein, die sich in der finalen Phase befindet. Nötig geworden war die Sanierung, um sowohl bautechnische Mängel am Turm selbst als auch eine neue Erschließung des Turmes zu ermöglichen. In naher Zukunft werden alle Etagen des Schlossturmes einschließlich der Aussichtsplattform barrierefrei zu erschließen sein. Nach den Bauzeit-Plänen soll dem Turm die Haube gegen Ende August 2024 aufgesetzt werden. Danach werde man nach Stadtbaurat Schreiner Baufreiheit haben, um mit den eigentlichen Tiefbaumaßnahmen zu beginnen. Noch liegen am Fuße die orangefarbenen Rohre. Die Tiefbaumaßnahmen werden im Zuge eines neu entstehenden Grabens realisiert, der vor dem barocken Graben, neu gegraben und gebaut wird. An den Abwasserleitungen hängt nicht nur das Stadtschloss, sondern auch das Projekt Lebensart. Die beiden Projekte bekommen in den nächsten Wochen eine geordnete Abwasserstruktur. +++ jessica auth

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09:02 13.11.2024