Caritas im Bistum Fulda gedenkt Lorenz Werthmann

Der Caritas-Gründer starb vor 100 Jahren

Lorenz Werthmann. Foto: Caritas

Der Todestag von Caritas-Gründer Lorenz Werthmann jährt sich am 10. April zum 100. Mal. Sein Bestreben, auf vielfältige soziale Fragen eine passende Antwort zu finden, ist bis heute – nicht zuletzt in der Corona-Pandemie – Auftrag des Deutschen Caritasverbandes (DCV). „Seine Idee lebt weiter und ist der wichtigste Gedanke bei unserer täglichen Arbeit. Lorenz Werthmann ist ein Vorbild für uns alle“, würdigt Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch den Caritas-Gründer.

Der katholische Priester, der am 1. Oktober 1858 in Geisenheim geboren wurde, erlebte als junger Domkaplan in Frankfurt am Main die Sorgen und Nöte der Großstädter in einer Zeit, die von boomender Industrie, Verstädterung und Armut geprägt war. Nach seiner kurzen Tätigkeit am Frankfurter Dom wurde Werthmann Sekretär von Bischof Peter Josef Blum in Limburg an der Lahn, später arbeitete er für dessen Nachfolger Christian Roos. Als dieser 1886 zum Erzbischof von Freiburg gewählt wurde, folgte ihm Werthmann in den Breisgau. Von dort aus beobachtete der Theologe aufmerksam die Caritasbewegung in Deutschland und trieb diese voran. In ihm reifte der Gedanke, die Kräfte zu bündeln. Und er setzte sich durch: Auf dem zweiten Caritastag am 9. November 1897 in Köln rief er dazu auf, den „Caritasverband für das katholische Deutschland“ zu gründen. Als Hauptsitz wurde Freiburg gewählt. Damit wendete der Visionär die drohende Zersplitterung der sozialen Hilfsangebote auf katholischer Seite ab.

Für den Caritasverband formulierte er drei wesentliche Aufgaben: Organisieren (Kräfte bündeln und das Schaffen von Hilfenetzen mit den dadurch entstehenden Synergieeffekten), Studieren (Caritas, das im Lateinischen „Nächstenliebe“ bedeutet, solle „nicht allein Übung eines warmfühlenden Herzens“ sein, sondern „eine Wissenschaft, eine Kunst“, die der fachlichen Kompetenz und der professionellen Rationalität bedarf) und Publizieren („allgemeines Caritas-Bewusstsein“ schaffen). Bei den deutschen Bischöfen stieß Werthmanns eigensinniges und kraftvolles Handeln zuerst auf wenig Gegenliebe und weckte Misstrauen in der kirchlichen Hierarchie. Die neue Organisationsstruktur übernahm viele Aufgaben, verfügte jedoch über keine ausreichenden finanziellen Grundlagen und keine tragfähige Infrastruktur. Dies brachte das ehrgeizige Projekt, einen katholisch-karitativen Zentralverband zu schaffen, fast zum Scheitern. Erst 1916, ausgelöst durch den Ersten Weltkrieg und die damit verbundene Not der Menschen, anerkannten die Verantwortlichen die Caritas als den Sozialverband der katholischen Kirche in Deutschland. Die Grundprobleme der Finanzierung wurden nach und nach gelöst. 1921 wurde der Verband schließlich in den Deutschen Caritasverband (DCV) umbenannt. Innerhalb weniger Jahre entstanden Diözesan-Caritasverbände – im Bistum Fulda beispielsweise im Januar 1917 –, die Werthmann für die Umsetzung seiner Idee einer flächendeckenden katholisch-karitativen Sozialarbeit in Deutschland für unabdingbar erachtete. Auch die Zahl der Orts- und Kreis-Caritasverbände stieg sprunghaft an. Mit 27 Diözesan-Caritasverbänden, zahlreichen Orts- und Kreis-Caritasverbänden sowie karitativen Fachverbänden gehört der Deutsche Caritasverband als größter Wohlfahrtsverband heute zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland.

Bis heute gelten in den Caritasverbänden die wesentlichen Aufgaben, die Werthmann damals benannte. Und sie sind durchaus aktuell: Auch in der derzeitigen Krise benötigt die Gesellschaft eine Antwort auf vielschichtige soziale Nöte. In der Corona-Pandemie wird dies noch einmal besonders deutlich: Wohnungslose haben es noch schwerer als zuvor, da viele Versorgungsstrukturen weggebrochen sind, Senioren in den Altenpflegeheimen sind von Einsamkeit durch die pandemiebedingte Isolation betroffen, andere sind aufgrund der Krise in finanzielle Nöte geraten oder kämpfen mit familiären Problemen. Die Caritas im Bistum Fulda bietet den Betroffenen Unterstützung. So wurde beispielsweise der CaritasHotTruck installiert, der in den Wintermonaten warme Speisen zu den Bedürftigen gebracht hat. Caritasdirektor Juch sieht sich und den Verband klar im Auftrag Werthmanns: „Seine Vision von einem Verband, der die Kräfte bündelt, ist aufgegangen. Gemeinsam arbeiten wir daran, bedürftigen Menschen zu helfen – ganz im Sinne der Nächstenliebe, für die die Caritas steht.“ Am 10. April gedenkt die Caritas ihres Gründers nun ganz besonders – und das nicht nur national, sondern auch international. +++ pm