Der Caritasverband im Bistum Fulda feierte am vergangenen Dienstag im Beisein von rund 100 Gästen Richtfest für seinen neuen Gebäudekomplex im Stadtteil Galerie. Der Gebäudekomplex mit zwei Häusern auf einem Erbbaugrundstück der Stadt Fulda in der Paul-Klee-Straße 45 – 51 unweit der Astrid-Lindgren-Grundschule und eines Seniorenwohnheims umfasst ein Wohnhaus für Menschen mit Behinderungen, Stadtteilbibliothek und drei Sozialwohnungen.
Seit dem symbolischen Spatenstich im Juni des vergangenen Jahres entstehen zentrumsnah ein Wohnhaus mit Wohnraum für 15 Menschen mit besonderen Bedarfen, die dort in Gemeinschaft mit eigenem Zimmer und Bad sowie mit gemeinsam nutzbaren Räumen betreut leben werden. Das Wohnhaus wird als Ersatzwohnhaus für eine entsprechende Einrichtung in der St.-Vinzenz-Straße am Neuenberg errichtet. Nach Umzug der Bewohner wird die Einrichtung in der St.-Vinzenz-Straße mit einem modernen Konzept umfassend umgestaltet. Die Zahl der von der Caritas-Behindertenhilfe in Fulda angebotenen Wohnplätze bleibt am Ende aller Baumaßnahmen gleich. Die Fertigstellung dieses Gebäudes ist für den Herbst 2025 vorgesehen, der Erstbezug soll zum 1. Oktober 2025 ermöglicht werden.
Das zweite Gebäude im Stadtteil Galerie wird einer öffentlichen Stadtteil-Bibliothek Platz bieten. Die Stadt Fulda wird nach Fertigstellung die dafür vorgesehenen Räume mit 107 Quadratmeter Nutzfläche langfristig anmieten. Über der Bibliothek haben in dem Gebäude drei sozial geförderte Wohnungen mit insgesamt 188 Quadratmeter Wohnfläche ihren Platz, die am Fuldaer Wohnungsmarkt angeboten werden. Einzige Voraussetzung für Interessenten zur Anmietung ist ein so genannter „Wohnberechtigungsschein“. Die Fertigstellung dieses Gebäudes ist bereits in diesem Winter vorgesehen, der Erstbezug kann voraussichtlich zum 1. Januar 2025 erfolgen.
Das Konzept
Mit der Ermöglichung eines Wohnens auch in der Galerie wird die Caritas-Eingliederungshilfe ihrer Klientel einen völlig neuen Sozialraum in Fulda erschließen. Im Neubau entsteht ein Wohnangebot mit insgesamt 15 einzelnen Zimmern in Verbindung mit Gemeinschaftsräumen, die alle Bewohner gemeinschaftlich nutzen können. Mit der neuen Anlage werden 14 reguläre Ersatzwohnplätze errichtet, um Abhilfe für die aktuelle Wohnsituation der Bewohner in der Wohnanlage St.-Vinzenz-Straße zu schaffen. Das am Neuenberg befindliche Wohnhaus wurde vor rund 40 Jahren noch mit Doppelzimmern und Gemeinschaftsbädern konzipiert und entspricht damit nicht mehr dem heutigen Standard. Im Neubau soll neben den regulären Plätzen auch ein Gästezimmer für vorübergehende Aufnahmen entstehen. Im parallel entstehenden zweiten Gebäude befindet sich eine öffentliche Stadtteil-Bibliothek sowie drei Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus. Die zentrale Lage des Bauvorhabens im Stadtteil Galerie neben Schule-, Kinder- und Jugendtreff sowie in näherer Nachbarschaft zum Kindergarten werden dazu beitragen, seitens der Caritas-Eingliederungshilfe im Stadtteil Präsenz zu zeigen und den Galerie-Neubewohnern wiederum Teilhabe am städtischen gesellschaftlichen Leben im Sozialraum zu ermöglichen.
Das entstehende Wohnangebot Galerie bietet 14 dauerhafte Wohnplätze und ein Gästezimmer (Einzelzimmer und angeschlossenem Duschbad) im Bereich „Gemeinschaftliches Wohnen“. Das neue Haus fungiert als Ersatzneubau für das bisherige Wohnhaus in der St.-Vinzenz-Straße, das seit 1982 von der Wohngruppe genutzt wurde. Die Wohnbereiche verteilen sich über zwei Stockwerke, die weitestgehend barrierefrei angelegt und über einen Aufzug miteinander verbunden sind. Durch den Aufzug sind alle Bereiche auch für mobilitätseingeschränkte Menschen gut erreichbar. Die Zimmer haben Größen zwischen 15,65 Quadratmeter und 15,80 Quadratmeter. Sie sind möbliert mit Bett, Nachttisch, Kleiderschrank, Sideboard und verfügen alle über ein eigenes rollstuhlgeeignetes Badezimmer mit Toilette und Dusche. Da die Zimmer und die Gemeinschaftsräume für die dann in dem Hause lebenden Menschen ihr neues Zuhause ist, können die Zimmer nach dem Einzug selbstverständlich gerne auch mit persönlichen Gegenständen und nach individuellen Wünschen und Interessen gestaltet werden. Neben ihrem Privatbereich können die Bewohnerinnen und Bewohner die Gemeinschaftsräume zur Begegnung und Teilhabe am Gemeinschaftsleben des Hauses nutzen. Diesbezüglich steht allen ein großer Gemeinschaftsraum zum Wohnen und Essen, eine Fernsehdecke sowie eine Küche zur Verfügung.
Unterkunft und Alltag
Die Caritas-Eingliederungshilfe verfügt über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als Teilhabeberaterinnen bzw. – berater fungieren. Sie stehen bereit, um den Bewohnerinnen und Bewohnern nach dem Bezug des neuen Wohnhauses in ihrem veränderten Wohnumfeld den Start zu erleichtern. Ebenfalls gibt es eine psychosoziale Begleitung und Beratung sowie einzelfallbezogen Hilfestellung bei administrativen Fragestellungen.
Baukosten und Finanzierung
Die Baukosten zur Errichtung des Wohnhauses inklusive Innenausstattung wurden in der Planung mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Baukosten des Bibliothek-Gebäudes belaufen sich laut Planung auf 1,035 Millionen Euro. Die voraussichtlichen Baukosten werden in Summe auf insgesamt 3,535 Millionen Euro kalkuliert. Für das Wohnhaus hat die Stadt Fulda eine Förderung in Höhe von 654.000 Euro zugesagt, für das Bibliotheksgebäude 162.500 Euro. Das Wohnhaus wird vom Land Hessen mit 602.500 Euro gefördert. Der Förderbescheid wurde im Herbst des letzten Jahres vom damaligen Sozialminister Kai Klose an den Caritasverband in Fulda übergeben. Eine weitere Förderung für das Wohnhaus in Höhe von 200.000 Euro erfolgt durch die Aktion Mensch. Bei einer voraussichtlichen Fördersumme in Höhe von insgesamt 1,619 Millionen Euro verbleiben von den Baukosten 1,916 Millionen Euro, die die Caritas im Bistum Fulda aus Eigenmitteln bestreitet.
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch erinnerte gestern in seiner Begrüßungsrede von seinem Besuch im Hessischen Sozialministerium am vergangenen Montag, bei diesem er mit Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) MdL über unterschiedliche soziale Fragestellungen austauschte. Ein Thema bei diesem Gespräch sei u.a. der Wohnungsmarkt und Wohnungsbau gewesen, aber auch Themen wie Partizipation und die Beratung von Menschen mit besonderen Bedarfen. Die Baumaßnahme binde eine Vielzahl von Kräften, weshalb sie immer wieder auf ein hohes Maß an Engagement angewiesen sei, sagte der Caritasdirektor. Man freue sich, gemeinsam mit der Stadt Fulda bisher so weit gekommen zu sein. Er hoffe, dass der Bauverlauf auch weiterhin so komplikations- und unfallfrei verlaufe wie bisher. Vorstand Ansgar Erb: „Als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege wollen wir nicht nur Lobbyist für bestimmte Personengruppen sein, sondern uns den großen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen.“
Für den Vorstand des Caritasverbandes begrüße Vorstandsmitglied Ansgar Erb die Anwesenden. Sein besonderer Gruß galt den Handwerkern, in diesem Kontext er an das gestrige Richtfest als das „Fest der Bauleute“ erinnerte. Erb ließ die bisherige Entwicklung des Bauvorhabens beginnend vom ersten Spatenstich im Sommer des vergangenen Jahres bis heute Revue passieren. Stolz sei man auf das bisher gemeinsam Erreichte. „Der Bedarf von geeignetem, vor allem auch bezahlbarem Wohnraum wächst seit vielen Jahren. Als Spitzenverband der freien Wohlfahrtpflege wollen wir als Fuldaer Caritasverband nicht nur Lobbyist für Menschen sein, die aufgrund ihrer Einkommenssituation, ihrer Behinderung und ihrer persönlichen Lebenssituation adäquaten Wohnraum suchen, sondern auch an ausgewählten und geeigneten Standorten mittels Neubauprojekten geeigneten Wohnraum schaffen und uns damit dieser großen, gesellschaftlichen Herausforderung stellen“, so Ansgar Erb, der besonders den am Bau beteiligten regionalen Unternehmen – Blum (Rohbauarbeiten), Wingenfeld (Bauunternehmen) und Keidel (Zimmerei) – herzlich dankte. Ein weiterer Dank galt den städtischen Gremien, allen Caritas-Mitarbeitern sowie den Nachbarn in Galerie für deren Verständnis.
Die Grüße und Glückwünsche von der Stadt Fulda überbrachte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, der auch für den anwesenden Fuldaer Stadtbaurat Daniel Schreiner, ein Grußwort sprach. Der Oberbürgermeister dankte den Handwerkern und allen Caritas-Mitarbeitern, die allesamt dazu beitragen, dass aus Ideen „Wirklichkeit wird.“ Dass ausführende Unternehmen gestern sogar mit zwei Generationen dem Richtfest beiwohnten, stehe sinnbildlich dafür, dass man in Fulda gesellschaftliche Herausforderungen annehme und einen Perspektivwechsel wage. Die Stadt Fulda sei sich ihrer Verantwortung, mehr Wohnraum für Menschen mit besonderen Bedarfen zur Verfügung zu stellen, durchaus bewusst, so Wingenfeld. Man sei froh, auf das bisher gemeinsam Erreichte. Wingenfeld dankte in seiner Rede auch der Stadtverordnetenversammlung, die das Projekt mit unterstützte. Sein und der Wunsch der städtischen Gremien sei es, dass es in den neu entstehenden Räumen gelingen möge, Gemeinschaft erlebbar zu machen.
Den kirchlichen Segen erteilte Pfarrer Markus Schneider von der Pfarrei „St. Martin“ Fulda-Haimbach. Der Richtspruch wurde von Jannik Keidel von der gleichnamigen Zimmerei Keidel gesprochen. Musikalisch umrahmt wurde das Richtfest von den Betreuerinnen Michaela Bohl und Tanja Reinel, die teils mit selbst geschriebenen und komponierten Stücken die Veranstaltung bereicherten und die Harmonie zwischen Kunst und gesellschaftlicher Teilhabe hervorhoben. +++ pm/ja