Überschattet vom schweren Unfall eines ihrer Kollegen in Wiesbaden haben die hessischen Busfahrer ihren Streik heute fortgesetzt. Um 12.00 Uhr mittags hielten sie eine Schweigeminute in Gedenken der Opfer des Unfalls ab.
Die Streikbeteiligung war am heutigen vierten Tag konstant hoch. Mehr als 3.000 Kollegeinnen und Kollegen beteiligten sich am Ausstand, so ver.di. Streikleiter Jochen Koppel: „Die Stimmung ist ungebrochen. Die Kollegen warten noch immer auf ein besseres Angebot der Arbeitgeberseite. Da dies bisher ausblieb, werden wir auch am Wochenende weiter streiken.“
ver.di fordert die Erhöhung des Grundgehalts von jetzt 13,50 Euro auf 16,60 Euro die Stunde. Der Urlaub soll auf 30 Tage innerhalb der geforderten 5-Tage-Woche erhöht werden (derzeit sind es 25 Tage). ver.di-Mitglieder sollen zwei zusätzliche Urlaubstage erhalten. Außerdem fordert ver.di, fahrplanbedingte Pausen/Wendezeiten komplett zu vergüten.
Der Landesverband hessischer Omnibusunternehmer hatte zuletzt eine Erhöhung in vier Schritten auf 15,60 Euro in vier Jahren als nachgebessertes Angebot vorgelegt. Über Arbeitsbedingungen wollte der Arbeitgeberverband gar nicht sprechen. Am vergangenen Donnerstag hatte die Tarifkommission die Verhandlungen für gescheitert erklärt. +++

Wie man auf sehr elegante Art und Weise den Streik beenden könnte - wenn man denn wollte - zeigt eindrucksvoll die Stadt Marburg. Wie die Hessenschau heute berichtet hat, wechselte die dortige Marburger Verkehrsgesellschaft (MVG), eine 100 prozentige Tochter der Stadtwerke, zum 1.1.2020 vom privaten in den kommunalen Tarifvertrag. Das bedeutet Lohnsteigerungen von 1.600 Euro bis über 6.000 Euro pro Jahr! In Marburg sind die dortigen Verkehrsbetriebe städtischer Arbeitgeber und können daher auch in einen besseren Tarif wechseln.
Wir erinnern uns: einst waren auch in Fulda die Busfahrer im kommunalen Tarif untergebracht und daher gut bezahlte Fachkräfte. Dann kam Günther Bury und das Erste, was ihm auffiel waren die vielen Mercedes auf dem Betriebshof der ÜWAG. Und er hat dann zum Leidwesen der Busfahrer die gesamte Firma in eine private Gesellschaft ausgelagert mit entsprechenden Lohnsenkungen für alle Beschäftigten.
Heute könnte Fulda das Rad auch wieder zurückdrehen und aus der Rhönenergie Bus GmbH wieder ein kommunales Unternehmen machen, wenn denn dem Vorstand und dem Aufsichtsrat gut bezahlte Busfahrer etwas wert wären.
Ich zitiere hier mal, was die Justiziarin von Marburg dazu sagt: "Mit dem neuen Tarifvertrag könne man größere Anreize für Busfahrer schaffen. Wir brauchen Fachkräfte, deshalb müssen wir uns die neuen Verträge einfach leisten können. Der Beruf des Busfahrers ist sehr anspruchsvoll, momentan aber wenig attraktiv. Daher müsse das Unternehmen bessere Bedingungen schaffen, um Bewerber anzuziehen."
Offenbar scheint man das in Fulda jedoch anders zu sehen. Ältere Busfahrer haben mir mal unter der Hand gesagt: bei der ÜWAG (heute Rhönenergie) fahren jetzt Leute, die wären früher noch nicht mal über die Türschwelle gekommen.
Soviel sind den Verantwortlichen Wingenfeld, Woide sowie dem Rhönenergie Vorstand also gut ausgebildete Fachkräfte heutzutage wert: Null, komma gar nix!