Bundesregierung ebnet Weg für firmeneigene 5G-Mobilfunknetze

Bitkom begrüßt Mobilfunkstrategie der Bundesregierung

Nach monatelangen Diskussionen ebnet die Bundesregierung den Weg für firmeneigene 5G-Mobilfunknetze. In diesen Tagen startet die Vergabe von lokalen Frequenzen an Unternehmen, wie das Wirtschaftsministerium dem „Handelsblatt“ bestätigte. Damit ist die Bundesrepublik globaler Pionier unter den großen Industriestaaten. Denn in vielen Ländern ist der Ausbau des Mobilfunks meist den Netzbetreibern vorbehalten. Konzerne wie BMW, Volkswagen, Siemens, BASF und Bosch hatten Interesse an lokalen 5G-Frequenzen angekündigt.

Bislang sind die Kosten für den Aufbau eigener Netze schwierig zu beziffern. Konkrete Kalkulationen gibt es kaum. Deshalb stellt das „Handelsblatt“ in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkdienstleister Mugler fünf Szenarien für den Aufbau und Betrieb von lokalen 5G-Netzen über zehn Jahre vor: eine mittelständische Produktion, ein Krankenhaus, ein Stadion, ein Bauernhof und ein Flughafen. Bei einem Betrieb mit zwei Produktionshallen ist demnach mit rund 350.000 Euro zu rechnen, während ein Flughafen mit Kosten von 3,3 Millionen Euro kalkulieren muss. 5G ist die nächste Mobilfunkgeneration, die Datenübertragungen nahezu in Echtzeit möglich machen soll. Die Bundesregierung hatte im Sommer Frequenzen für das künftige Netz für 6,5 Milliarden Euro an die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch versteigert. Einen Teil des Spektrums hatte sie für Industrie, Forschung und Landwirtschaft reserviert. Diese Frequenzen dürfen Institutionen künftig bei der Bundesnetzagentur beantragen.

Bitkom begrüßt Mobilfunkstrategie der Bundesregierung

Der Präsident des IT-Branchenverbandes Bitkom, Achim Berg, hat die Mobilfunkstrategie der Bundesregierung begrüßt, welche das Bundeskabinett auf der Digitalklausur in Meseberg beschlossen hat. Die Strategie setze „an den richtigen Stellen“ an, sagte Berg am Montag. „Öffentliche Gebäude und Liegenschaften müssen für den Netzausbau nutzbar sein, Genehmigungsverfahren für neue Masten müssen gestrafft und das Baurecht vereinfacht werden.“ Grundsätzlich begrüße man es, dass der Bund die „letzten weißen Flecken in der Mobilfunkversorgung“ mit eigenen Mitteln schließen wolle. Berg äußerte aber auch Kritik: Die jetzt genannte Summe helfe dem Mobilfunkausbau nur bedingt. „Das Sondervermögen Digitale Infrastruktur speist sich zu großen Teilen aus den Einnahmen der diesjährigen Mobilfunkfrequenzversteigerung.“ Ein Teil jenes Geldes, welches den investierenden Unternehmen entzogen worden sei, solle also jetzt in den Markt zurückgegeben werden. Der Bitkom-Präsident forderte, dass eine staatliche Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft in ihren Kompetenzen räumlich und sachlich eng begrenzt sein sollte. „Neue Mobilfunkstandorte müssen sich in die Netzplanungen der Betreiber einfügen und eng koordiniert werden.“ Entscheidend sei jetzt vor allem, dass die beschlossenen Maßnahmen rasch umgesetzt werden, fügte Berg hinzu. +++