Bundespräsident gedenkt der Opfer von Hanau

Wer sich für friedliches Zusammenleben einsetzt, sei in bester Gesellschaft

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Jahrestag des Anschlags von Hanau der Opfer gedacht und Aufklärung der Fehler auch auf staatlicher Seite verlangt. „Auch der Staat und alle, die in ihm Verantwortung tragen, sind nicht unfehlbar. Nirgendwo, auch nicht in Deutschland“, sagte er am Freitagabend auf einer Gedenkveranstaltung. „Und wo es Fehler oder Fehleinschätzungen gab, da muss aufgeklärt werden“, forderte er. Aufklärung und Aufarbeitung stünden nicht in freiem Ermessen. „Sie sind Bringschuld des Staates gegenüber der Öffentlichkeit und vor allem gegenüber den Angehörigen. Nur in dem Maße, in dem diese Bringschuld abgetragen wird und Antworten auf offene Fragen gegeben werden, kann verlorenes Vertrauen wieder wachsen“, so der Bundespräsident. Deshalb müsse man sich so sehr darum bemühen. „Der Staat ist gefordert. Aber genauso sind wir es, jeder und jede von uns“, bekräftigte Steinmeier. Viele, sehr viele zeigten es Tag für Tag. „Im selbst  verständlichen Miteinander des alltäglichen Lebens oder in besonderen Initiativen, die unser Gemeinwesen schützen und tragen. Und wir spüren und erfahren: Wir sind dabei nicht allein“, sagte er. Wer sich für friedliches Zusammenleben einsetzt, sei in bester Gesellschaft. „Wer Ausgrenzung ablehnt – und zwar jede Ausgrenzung – findet Freunde, Nachbarn, Mitbürgerinnen und Mitbürger, die genauso denken und handeln. Ich versichere Ihnen: es ist die überwältigende Mehrheit der Menschen in unserem Land“, zeigte sich der Bundespräsident überzeugt.

Faeser: Bewegendes Gedenken

Nancy Faeser sagte am Freitag in Hanau: „Der heutige Tag hat mich sehr bewegt. Die Trauer um Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov ist in der ganzen Stadt zu spüren. Hinzu kommt die Wut auf den Rechtsterroristen, der die rassistischen Morde begangen hat. Zugleich haben die vielen Menschen, die heute in Hanau der Opfer des rassistischen Anschlags gedachten, große Solidarität gezeigt und die Einigkeit der Hanauer Stadtgesellschaft demonstriert. Ihre öffentlich gezeigte Trauer war und ist wichtig. Denn die Ermordeten waren Söhne, Töchter, Mütter, Väter, Brüder, Schwestern und Freunde. Ihre Namen mahnen uns jeden Tag, Verantwortung für unsere Demokratie zu übernehmen und Rassismus, Hass und Hetze entgegen zu treten. Doch es ist nicht nur unsere Aufgabe die Trauer der Angehörigen zu teilen und das Angedenken an die Toten zu wahren. Diejenigen, die in Staat und Politik Verantwortung tragen, haben auch die Verpflichtung, für Klarheit zu sorgen über das, was in jener Nacht in Hanau wirklich geschah. Nur so können wir das Vertrauen in den Staat und die Behörden zurückgewinnen, das in Hanau und über die Stadtgrenzen hinaus bei so vielen Menschen verlorengegangen ist.“ +++