
Bereits in den Jahren 2016 und 2017 hatte die Bürgerliste Anfragen und Anträge zum Thema Ärzteversorgung in die Gemeindevertretung eingebracht. Zuletzt wurde ein Antrag im Dezember 2019 gestellt, in dem die Bürgerliste den Gemeindevorstand aufgefordert hat, die langfristige Situation der Arztpraxen im Gemeindegebiet zu analysieren. Hintergrund sind mehrere Arztsitze, die aus dem Gemeindegebiet in den vergangenen Jahren abgewandert sind. „Der Trend der Abwanderung besteht weiterhin. In den nächsten Jahren werden mehrere Arztpraxen schließen. Wir können hier nicht weiter zusehen, sondern müssen handeln. Wir wollen auch nicht länger irgendwelche Geschichten hören, warum was nicht geht, andere Kommunen machen es uns vor und ziehen an uns vorbei“, so Gerhard Dehler, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste.
Verärgert reagiert auch Joachim Weber von der Bürgerliste, der sich auf der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung zur Tagesordnung meldete und Unverständnis darüber äußerte, dass der Ausschuss für Sport- Kultur und Soziales unter dem Vorsitzenden Alfons Schäfer (CDU/CWE Fraktion) fünf Mal hintereinander seit Dezember 2019 aufgrund von angeblich nicht vorhanden Themen ausgefallen sei. „Gerade, weil die Gemeindevertretung bei dem so wichtigen Thema Ärzteversorgung im Dezember letzten Jahres auf Antrag der Bürgerliste einstimmig den Ausschuss mit der weiteren Beratung beauftragt hat, ist dies mehr als unverständlich. Warum wird der Beschluss Gemeindevertretung bei einem so wichtigen Thema bewusst ignoriert, während andere Kommunen um uns herum mit innovativen Konzepten dieses wichtige Thema erfolgreich angehen. Bei uns fallen die Sitzungen dafür fünf Mal hintereinander aus. Das kann so nicht sein.“
Die Bürgerliste fordert in einem Initiativantrag für die kommende Gemeindevertretersitzung einen sechs Punkte Masterplan:
- Einrichtung einer fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe zum Thema Ärzteversorgung im Gemeindegebiet
- Entwicklung eines Konzeptes zur Ansiedlung eines Medizinischen Versorgungszentrums im Ortskern Eichenzell sowie Prüfung möglicher Fördermittel
- Entwicklung eines Konzeptes zur Ansiedlung von Telemedizinarbeitsplätzen sowie Prüfung möglicher Fördermittel
- Integration einer Seniorentagespflege in Kombination mit Medizinischen Versorgungszentrum
- Förderprogramm mit Stipendien für Studenten der Medizin aus dem Gemeindegebiet, die sich langfristig hier niederlassen möchten
- Förderprogramm für Ärzte, die sich im Gemeindegebiet niederlassen möchten in Bezug auf Praxisräume, medizinische Spezialgeräte sowie der Erwerb von Arztsitzen
„Seit vier Jahren setzen wir das Thema immer wieder auf die Tagesordnung, seit vier Jahren hören wir, wie schwer das Thema zu lösen sei, seit vier Jahren passiert nichts. Wir dürfen nicht weiter Zeit verlieren, müssen jetzt Initiativen ergreifen und nicht eine Chance nach der anderen an uns vorbeiziehen lassen. Das Thema muss jetzt fraktionsübergreifend angepackt werden und dann werden wir das Ziel auch erreichen. Wir werden das Thema Ärzteversorgung zu einem zentralen Thema in den nächsten Wochen und Monaten machen, bis wir zufriedenstellende Ergebnisse erreicht haben. Einen Antrag für die nächste Sitzung der Gemeindevertretung haben wir heute eingereicht“, so Joachim Weber, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste abschließend. +++ pm
Wäre das schön, wenn in Eichenzell dieser Initiativantrag endlich Beachtung finden würde. Wie im Antrag erwähnt wird seit einigen Jahren in der Gemeinde Eichenzell darüber gesprochen, dass die ärztliche Versorgung in der Gemeinde Eichenzell für die Zukunft nicht gesichert ist. Die niedergelassenen Ärzte werden sicherlich in den nächsten Jahren nach und nach in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Schon jetzt werden immer öfter neue Patienten nicht mehr angenommen, da die betreffenden Ärzte am Limit arbeiten.
Die im Antrag beschriebenen Probleme der med. Nahversorgung in der Region und insbesondere in der Gemeinde Eichenzell Themas ernsthaft anzunehmen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass zu diesem wichtigen Thema schon seit mehr als 4 Jahren entsprechende Anträge gestellt wurden, die nach kurzer Diskussion wieder in der Schublade verschwanden oder aus anderen Gründen nicht auf die Tagesordnung einer Sitzung des Ausschusses für Soziales gesetzt wurden.
Es gibt inzwischen ausreichend kommunale Beispiele, wie man medizinische Nahversorgung durch die verschiedensten intelligenten Lösungen sicherstellt.
Es sollte eine der wichtigsten Aufgabe des neuen Bürgermeisters sein, dieses Thema vorrangig aufzugreifen. Es müssen alle Ärzte unserer Gemeinde an einen Tisch, um zukünftige Entwicklungen und mögliche Kooperationsmöglichkeiten auch in Zusammenarbeit mit der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung abzuklären. Es müssen moderne Arbeitszeitmodelle für junge Ärzte (Fachärzte) entwickelt werden, mit denen man sie für ein Projekt der Gemeinde gewinnen kann.
Parallel dazu muss eine passende Immobilie gesucht und gesichert werden. Dazu bieten sich aktuell zwei Möglichkeiten an. Erstens die Immobilie am Bahnhof Eichenzell. Dort wird in absehbarer Zeit die Sparkasse ausziehen. Auch die Räume des ehem. Schleckermarktes stehen schon seit Jahren leer. Zweitens könnte eine Immobilie in der ehem. Domäne in Frage kommen.
Es wird mit Sicherheit ein langwieriger Prozess. Aber für eine „zukunftsorientierte Gemeinde“ wie Eichenzell müsste das eine Selbstverständlichkeit sein.
Das Thema ist sehr wichtig, auch mein Hausarzt plant schon den Ausstieg aus dem Berufsleben. Weiter ist mir auch bekannt, dass sehr viele Mediziner in Eichenzell wohnen. Da sollten sich doch Möglichkeiten finden lassen, dass diese auch in Eichenzell arbeiten können und wollen.