Die Bürgerbewegung Bergwinkel hat die Entscheidung des Schlüchterner Bürgermeisters begrüßt, den Antrag zur Prüfung einer Bewerbung für den Hessentag 2030 zurückzunehmen. Die Initiative hält die Ausrichtung des Landesfestes in der Stadt für „absolut eine Nummer zu groß“. Eine Veranstaltung dieser Dimension passe nicht nach Schlüchtern und berge erhebliche wirtschaftliche und finanzielle Risiken, erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Bürgerbewegung, Rainhard Cerny. Zugleich gebe es in der Stadt zahlreiche Aufgaben, die vorrangig erledigt werden müssten.
Cerny erinnerte daran, dass der Hessentag bei seiner Gründung 1961 als dreitägiges Fest zur Stärkung des Zusammenhalts gedacht gewesen sei. Inzwischen sei die Veranstaltung für Kleinstädte jedoch kaum noch zu bewältigen. Der nächste Hessentag finde vom 12. bis 21. Juni 2026 in der Nachbarstadt Fulda statt, wo die räumlichen Voraussetzungen deutlich besser seien. Dort biete etwa der Domplatz genügend Fläche für Großkonzerte mit Künstlern wie Roland Kaiser, Peter Maffay oder Roxette – Bedingungen, die in Schlüchtern nicht gegeben seien. Für 2027 sei zudem bereits Bebra als Gastgeberstadt vorgesehen, nachdem Haiger seine Bewerbung aus wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen habe.
Die Bürgerbewegung hält die Rücknahme des Prüfauftrags für folgerichtig. Das Projekt sei nicht umsetzbar gewesen, eine Bewerbung hätte die Fraktion einstimmig abgelehnt. Sollte der Bürgermeister das Thema erneut aufgreifen, fordert die Initiative eine umfassende Beteiligung der Bevölkerung und der Vereine. Notwendig seien eine Bürgerbefragung oder gegebenenfalls ein Bürgerbegehren sowie öffentliche Veranstaltungen, um das Für und Wider in einem offenen Diskurs zu erörtern.
Aus Sicht der Bürgerbewegung sollte Schlüchtern künftig keinen neuen Anlauf für eine Hessentagsbewerbung nehmen. Die wirtschaftliche Lage der Stadt habe sich verschlechtert, die Gewerbesteuereinnahmen gingen zurück und zahlreiche Bauvorhaben müssten endlich abgeschlossen werden. Zudem habe selbst Fulda für seinen Hessentag im Haushalt 2026 ein erhebliches Defizit eingeplant – eine Belastung, die Schlüchtern nicht stemmen könne.
Auch die Argumentation, ein Hessentag bringe der Stadt Zuschüsse für Großprojekte, weist die Bürgerbewegung zurück. Nach ihrer Darstellung habe keine der vergangenen Gastgeberkommunen nennenswerte Fördermittel erhalten. Schlüchtern sei zudem strukturell nicht mit Fulda vergleichbar; es fehle an geeigneten Plätzen und Flächen für Großveranstaltungen.
Die Verwaltung sei bereits durch das Projekt „Soziale Stadt in Hessen“ stark ausgelastet, zusätzliche Vorhaben würden die Belastungsgrenzen der Mitarbeitenden überschreiten. Auch der jüngste Antrag der FDP-Fraktion, ein Sportstättenförderprogramm aufzulegen und Zuschüsse von Bund und Land zu beantragen, binde Personal – dieses Programm sei aus Sicht der Bürgerbewegung für die Stadtentwicklung sinnvoller als eine Bewerbung um den Hessentag.
Man werde daher „unter allen Umständen“ gegen entsprechende Ideen eintreten, betonte der Sprecher der Bürgerbewegung. Im Zweifel solle die Schlüchterner Bevölkerung eingebunden werden. +++

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