Bürger haben großes Vertrauen in die Notaufnahmen

HKG veröffentlicht Ergebnisse hessenweiter Umfrage

Eschborn. Die Bürger in Hessen haben großes Vertrauen in die medizinische Kompetenz der Notaufnahmen im Lande. Dies hat eine hessenweite Umfrage der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG) ergeben. 4.452 Patienten, die selbstständig in die Notaufnahme kamen, hatten sich an der Befragung beteiligt. Über 36 Prozent aller Befragten waren mit ihren gesundheitlichen Beschwerden in die Notaufnahme gekommen, weil sie sich dort medizinisch gut versorgt fühlen. Der Rest gab an, dass die Praxis des Hausarztes geschlossen war bzw. dass sie keinen kurzfristigen Termin erhalten hatten. Das große Vertrauen auf Patientenseite spiegelt sich auch auf Seiten der niedergelassenen Ärzte wider, denn rund 46 Prozent der Patienten, die während der Sprechstundenzeiten kamen, gaben an, von ihrem Haus- oder Facharzt an die Notaufnahme verwiesen worden zu sein.

„Die Notaufnahmen in Hessen verzeichnen seit einigen Jahren steigende Patientenzahlen. Von 2013 bis 2015 hat sich die Zahl der ambulanten Fälle um 8,5 Prozent erhöht. Wir wollten mit unserer Patientenumfrage mehr über das Nutzungsverhalten der Bürger erfahren“, so Prof. Dr. Dr. Reinhard Wabnitz, Präsident der HKG. Demnach kamen über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) während der Sprechstundenzeiten der niedergelassenen Ärzte in die Notaufnahme. Dabei handelt es sich vorwiegend um die Bevölkerung im berufstätigen Alter (26-67 Jahre). 55 Prozent aller Befragten gehörten zu dieser Altersgruppe. Grund für den Besuch in der Notaufnahme waren für 45 Prozent der Befragten gesundheitliche Beschwerden, die zwischen 1 und 24 Stunden bestanden. Bei 20 Prozent der Befragten dauerten die Beschwerden zwischen 2 und 7 Tage an. Bei 19 Prozent bereits länger als 1 Woche.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst kaum genutzt

76 Prozent der Befragten, die außerhalb der Sprechstundenzeiten in die Notaufnahme kamen, hatten zuvor weder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst angerufen noch eine ÄBD-Praxis aufgesucht. „Dies zeigt deutlich, dass der ärztliche Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung der Bevölkerung nicht sonderlich bekannt zu sein scheint oder das Vertrauen in die Krankenhäuser höher ist“, betont Rainer Greunke, Geschäftsführender Direktor der HKG. Die Unkenntnis über die Angebote des Kassenärztlichen Notdienstes bestätigt sich auch bei der Frage nach der Telefonnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Nur 6 Prozent aller Befragten konnte die 116117 korrekt angeben. „Alles in allem zeigen die Umfrageergebnisse deutlich, dass die vom Gesetzgeber gezogenen sektoralen Grenzen nicht mit den Bedürfnissen der Bürger korrespondieren. Die Bürger wünschen sich bei gesundheitlichen Beschwerden rasche und umfassende medizinische Hilfe und nehmen deshalb die medizinische Infrastruktur und Kompetenz der Notaufnahmen in Anspruch. Uns als HKG ist an einer Lösung im Sinne der Patienten gelegen. Das heißt in der Konsequenz, dass wir künftig das System stärker an diesen ausrichten müssen. Dies setzt entweder eine enge Kooperation zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen in der Notfallversorgung voraus oder aber auch die Öffnung der ambulanten Notallversorgung für Krankenhäuser, falls Kooperationen nicht fruchten. Was nicht sein kann, ist, dass das ärztliche und pflegerische Personal in den Notaufnahmen mit den Patienten die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten diskutieren muss“, so Greunke abschließend.

Die Hessische Krankenhausgesellschaft hatte von Dezember 2016 bis Februar 2017 in den Gesundheitsregionen Gießen-Marburg, Kassel, Darmstadt, Frankfurt-Offenbach und Fulda-Bad Hersfeld ihre Patientenbefragung durchgeführt. Befragt wurden nur Patienten, die selbstständig, d.h. ohne Rettungsdienst und ohne stationäre Einweisung in die Notaufnahmen ausgewählter Kliniken kamen. Der Fragebogen bestand aus acht Fragen. Abgefragt wurden Wochentag und Uhrzeit, Geschlecht und Alter, Dauer der Beschwerden, Vorhandensein eines Hausarztes, Bekanntheitsgrad der Rufnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes, Häufigkeit der Notaufnahmebesuche in den letzten 12 Monaten sowie, ob die Befragten zuvor mit ihrem Gesundheitsproblem bei einem niedergelassenen Arzt oder in der Ärztlichen Bereitschaftsdienstzentrale gewesen waren. +++