Bosbach will nicht auf Merkel-Kritik reduziert werden

Der Ton im Politikbetrieb sei ihm zu rau geworden

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach
Wolfgang Bosbach (CDU)

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach ist es leid, ständig als Kritiker von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) hingestellt zu werden. „Es steht mir bis hier, nach Frau Merkel gefragt zu werden“, sagte Bosbach der „Welt am Sonntag“. Der öffentliche Diskurs drehe sich oft nur noch um die Frage: „Ist der jetzt für Frau Merkel oder gegen Frau Merkel?“ Dass es Leute gebe, denen es nur um die Sache gehe, wolle keiner hören. „Jeder wartet jetzt darauf, dass ich ein Wort sage, das als Kritik angesehen werden könnte.“

Innenexperte Bosbach war 2017 nach 23 Jahren freiwillig aus dem Bundestag ausgeschieden. Ein Grund dafür war seine Krebserkrankung, er hatte sich aber auch in vielen inhaltlichen Fragen wie der Eurorettungs- und der Flüchtlingspolitik von seiner Partei entfernt. Nach einem Jahr im Ruhestand zog Bosbach in der Zeitung, die ihn über ein Jahr begleitete, Bilanz: „Ich hatte schon Angst, dass mir der Abschied schwerfal  len könnte, dass die Melancholie mich übermannt.“ Stattdessen fühle er sich befreit. Der Ton im Politikbetrieb sei ihm zu rau geworden, jeder verfolge nur seine eigenen Interessen. „Politiker verbringen heutzutage so viel Energie damit, sich zu verstellen, zu taktieren, ihr Visier geschlossen zu halten.“ Bosbach sagte: „Ich hab das nie gekonnt.“ Gesundheitlich gehe es ihm heute besser als vor einem Jahr.

Bosbach muss sich regelmäßig einer Untersuchung unterziehen. Diese waren im Winter schlechter geworden, das habe ihm Sorgen bereitet. Die Untersuchungen im April und Juli dieses Jahres ließen ihn aufatmen: „Ich habe jetzt zweimal in Folge die besten Untersuchungswerte gehabt seit der Lungen-OP vor zwei Jahren.“ Seine Familie beschreibt Bosbach als jemanden, für den die Arbeit immer an erster Stelle stand, der das Rampenlicht und die Bühne braucht. „Er schöpft Kraft aus seinen Wahnsinnstagen“, sagt Caroline Bosbach, seine älteste Tochter. Manchmal tue er ihr leid. Als sie sich vor ei  nigen Monaten mit ihm zum Einkaufen in Köln traf, hatte er seinen Terminplan durcheinandergebracht und eine Stunde mehr Zeit als gedacht. „Was machen wir denn jetzt“, habe er entsetzt gefragt. „Das hat man ihm angesehen, es war für ihn das Schlimmste, Leerlauf zu haben“, sagt Caroline Bosbach. +++