BL: Festhalten am „Oberfeld“ ist falsch

Fakten und Bürgerwillen zählen nicht

Eichenzell. Die Bürgerliste Eichenzell kann die Entscheidung, am Standort Löschenrod für das Umsiedlungsvorhaben der Firma „Weider-Erdarbeiten“ festzuhalten, nicht nachvollziehen. Alle bekannten Fakten sprechen gegen eine Umsiedlung an diesen Standort. Es wurde sogar ein veraltetes Windgutachten als Grundlage für das Staubgutachten verwendet. Dieses stammt aus dem Jahr 2010 und wurde für einen Standort in der Bürgermeister-Schlag-Straße im Industriepark Rhön erstellt. Viele Punkte aus den Gutachten wurden auf der Info Veranstaltung der IG „Kein Schredder“, am 09. Mai 2017, eindrucksvoll kritisiert.

„Wer jetzt noch Gutachter für Gutachter fordert, um sich vom Standort Oberfeld zu verabschieden, ignoriert Fakten und Bürgerwillen. Ich habe den Eindruck man will nur Zeit gewinnen, um die Gutachten dann zum 4. Mal anzupassen und das Projekt irgendwie passend zu rechnen. Die Entscheidung der CDU, den Standort „Oberfeld“ als Option offen zu halten, ist eine herbe Enttäuschung und eine Ignoranz gegenüber den Bürgern. Ich bin entsetzt, wie die Mehrheit in der Gemeindevertretung mit den Sorgen der Bürger umgeht. Diese hat eine gewaltige Chance vertan. Insbesondere bin ich von dem Abstimmungsverhalten der CDU Gemeindevertreter aus den betroffenen Ortsteilen enttäuscht. Offensichtlich haben sie jeglichen Kontakt zur Bevölkerung verloren. Wir sollten gemeinsam zum Wohle der Bürger entscheiden. Eine Entscheidungshilfe ist dabei der sehr deutlich, öffentlich geäußerte, Bürgerwillen.“ so Gerhard Dehler von der Bürgerliste Eichenzell. Nach Meinung der Bürgerliste, sind die Fakten umfassend und nachvollziehbar vorgestellt worden. Jeder hatte die Gelegenheit, sich ausreichend zu informieren und die vorgetragenen Widersprüche in den Gutachten selbst nachzuvollziehen. „Für die Zukunft wäre es für alle gut, uns wieder um positive Themen zu kümmern und aus den hier gemachten Fehlern zu lernen“, plädiert Gerhard Dehler.

SPD: Eine gute Chance verpasst

„CDU und CWE haben eine gute Chance verpasst, die geplante Ansiedlung des Unternehmens Weider im Oberfeld zu stoppen. Sie sind dem Willen der Bürgerinnen und Bürger nicht gefolgt.“ So kommentiert Lutz Köhler, Fraktionsvorsitzender der SPD Eichenzell, die Ereignisse während der jüngsten Gemeindevertretersitzung am vergangenen Donnerstagabend. Die SPD hatte einen Antrag auf Beendigung des Projektes am Standort Oberfeld gestellt. Die Bürgerliste war dem Begehren der SPD gefolgt, CWE und CDU hatten den Antrag abgelehnt. Die Firma Weider will sich mit einer Brecheranlage im Gebiet Oberfeld, das an Eichenzell, Löschenrod und Kerzell grenzt, ansiedeln. Die IG „Kein Schredder“ hat mittlerweile 2600 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Bürgerinnen und Bürger hatten bei Demos und Informationsveranstaltungen der Gemeinde und der IG ihrem Unmut über das Projekt Luft gemacht.

„Die Argumente, die seitens CDU und CWE aufgeführt wurden, sind nicht nachvollziehbar. Es wird nun schon so lange über diesen Standort diskutiert. Warum braucht die CDU nun weitere vier Wochen bis zur nächsten Gemeindevertretersitzung, um über das Projekt zu entscheiden“, sagt Fraktionssprecher Steffen Reith, gleichzeitig Ortsvorsteher von Kerzell. „Die eindringlichen Appelle von Anwohnern haben nicht gefruchtet, die CDU hat die Ängste der Menschen ignoriert und sich über ihren Willen hinweggesetzt“, meint Fraktionsvize Dirk Fischer. Es sei müßig, über die Beweggründe der Mehrheitsfraktion zu spekulieren, sagt Fischer: „Vielleicht lag es ja einfach daran, dass es ein Antrag von uns und nicht ihr eigener war.“ Nicht nachvollziehen könne er, wenn Gemeindevertreter aus den betroffenen Ortsteilen lieber den Fraktionsvorgaben folgten als die Wünsche der Betroffenen zu respektieren.

Die Sozialdemokraten sind jedenfalls erfreut darüber, dass die Gemeinde auf der Suche nach einem Alternativstandort ist. Der bisherige Standort der Firma Weider im Industriegebiet Welkers sei jedenfalls auch nicht geeignet, wenn das Unternehmen seine Ausbaupläne verfolge. „Es ist enttäuschend, dass unser Antrag nicht angenommen wurde“, sagt Lutz Köhler: „Aber wir bleiben am Thema dran. Das Oberfeld ist für die Weider-Ansiedlung nicht geeignet. Ich bin guter Dinge, dass das auch irgendwann die CDU einsieht.“

Bei einer Informationsveranstaltung hatte Dipl.-Ing. Peter Gebhardt vom Ingenieurbüro für Umwelttechnik (IfU) und Dipl.-Phys. Oliver Kalusch vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) mitgeteilt, dass man bei den Berechnungen zu den Prüfungen im Vorfeld, die das Genehmigungsverfahren beeinträchtigen, wesentliche Parameter nicht berücksichtigt beziehungsweise nicht mit in die Rechnungen einkalkuliert, sodass bei den Berechnungen und Prüfungen Ergebnisse final gewesen sind, die einem Genehmigungsverfahren vorerst nicht im Wege stehen. +++