
Es ist ein bedeutender Moment auf dem Weg zu mehr Transparenz und Verantwortung: Am 17. Juni 2025 wird die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda ihren lang erwarteten Abschlussbericht vorlegen. Die Ergebnisse werden an diesem Tag offiziell Bischof Dr. Michael Gerber überreicht – erstmals erhält die Bistumsleitung damit eine umfassende Analyse der Geschehnisse und Strukturen seit 1945.
Der Abschlussbericht markiert keinen Schlusspunkt, sondern einen Meilenstein in einem fortdauernden Prozess der Aufarbeitung. Bischof Gerber zeigte sich im Vorfeld gegenüber der Deutschen Presse-Agentur überzeugt: „Ich rechne nach den Erfahrungen anderer Bistümer damit, dass der Bericht uns wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit bringen, aber auch Impulse für die Zukunft vermitteln wird.“ Der Bischof betonte, dass es nicht äußerer Druck sei, der zur Aufarbeitung zwinge, sondern ein inneres Selbstverständnis: „Das geschieht aus Respekt vor den Betroffenen und im Bewusstsein unserer Verantwortung.“
Unabhängigkeit und Expertise
Die Kommission wurde 2021 ins Leben gerufen und arbeitet unabhängig von der Bistumsleitung. Ihr Vorsitzender, der Jurist und frühere Oberbürgermeister Gerhard Möller, leitet ein multiprofessionelles Team, dem Fachleute aus Justiz, Sozialarbeit, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung angehören – ebenso wie Betroffene selbst. Im Zentrum der Aufarbeitung standen zwei Aufgaben: die systematische Sichtung und Auswertung von Personalakten seit dem Jahr 1945 sowie das vertrauliche Anhören von Betroffenen und Zeitzeugen. Unterstützt wurde die Kommission unter anderem von ehemaligen Kriminalbeamten, die ihre Expertise bei der Analyse umfangreicher Aktenbestände einbrachten.
Langfristiger Wandel statt symbolischer Gesten
Der Abschlussbericht ist Teil eines umfassenden Veränderungsprozesses, den das Bistum bereits vor Jahren angestoßen hat. Prävention und Intervention stehen dabei im Fokus: In Kirchengemeinden wurden Schutzkonzepte eingeführt, es gibt verpflichtende Schulungen und unabhängige Ansprechpersonen für Betroffene. Begleitet wird dieser Weg vom gemeinsamen Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda und Limburg. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist schmerzhaft, aber Voraussetzung dafür, Zukunft gestalten zu können“, betonte Bischof Gerber. Die Kirche müsse lernen, sich der Realität zu stellen – und daraus konkrete Konsequenzen zu ziehen.
Die Veröffentlichung des Berichts dürfte bundesweit Beachtung finden – als Beispiel für einen Weg, der schmerzhafte Einsicht und aktive Verantwortung miteinander verbindet. +++
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