Bischofssynode – Kardinal Marx: „Offene und ehrliche Diskussion“

Kardinal Marx
Kardinal Marx

Rom. Eine positive Halbzeitbilanz der in Rom tagenden Bischofssynode zum Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gezogen. „Wir haben bisher eine offene und ehrliche und in den Themen breitgefächerte Diskussion erlebt. Ich bin dankbar, dass die unterschiedlichen Gesichtspunkte auf den Tisch gekommen sind. Papst Franziskus hat uns zu Beginn der Beratungen ermutigt, offen zu sprechen und zuzuhören. Das ist gelungen“, so Kardinal Marx. Bis zum Abschluss der Synode am kommenden Wochenende sei es allerdings noch ein ganzes Stück Arbeit. „Den gestern von Kardinal Peter Erdö vorgelegten Zwischenbericht finde ich eine wichtige Etappe. Er ist für mich eine ehrliche Darstellung des Debattenverlaufs, der sich an einem Dreischritt orientiert: Hören auf die Kontexte von Familie und Ehe heute. Auf Christus und sein Evangelium schauen. Dann erkennen wir neu: Die Kirche muss in der Nachfolge Jesu für die Menschen da sein!“

Kardinal Marx betonte auch die Anerkennung in der bisherigen Synodendiskussion über die reale Situation der Familie. „Es ist gut, über die Stärkung der Ortskirchen bei den dringenden pastoralen Fragen zu sprechen und zu überlegen, wie wir den Ehen und Familien nahe sein können, die Brüche und Verletzungen erfahren haben. Ich spüre durchaus die Spannung zwischen denen, die die Lehre ins Zentrum stellen und denen, die vom Leben der Menschen ausgehen“, so Kardinal Marx. „Ich hoffe sehr, dass wir mit einem starken, pastoral orientierten Zuspruch in die nächste Etappe gehen können. Denn der synodale Prozess geht weiter. Die Kirche muss auch in ihrer Verkündigung darstellen, dass das Evangelium alle Menschen in die Fülle des Lebens führen will. Jesus hat kein Gesetzbuch geschrieben, sondern Wege zum Leben in der Gemeinschaft mit ihm gezeigt“, so Marx.

Ute Eberl, die deutsche Auditorin bei der Synode, zeigte sich ebenfalls beeindruckt von der offenen Debatte. Sie konnte in die bisherige Diskussion vor allem ihre Erfahrung aus der familienpastoralen Arbeit im Erzbistum Berlin einbringen, die sich in einem stark säkularen Umfeld abspielt: „Diese Situation fordert mich heraus: Wie können wir in unserer säkularen Stadt den Menschen, mit denen wir leben, das Evangelium als eine wirklich frohmachende Botschaft anbieten? Unsere erste Aufgabe in der Ehe- und Familienpastoral nennen wir schlicht: Wir sind für die Menschen da! Das gilt für jede Seelsorge – auch für die Familienseelsorge“, so Ute Eberl. Sehnsucht nach gelingenden Beziehungen hätten Christen wie Menschen ohne Religion – bei aller Disparität in einer Großstadt und bei aller Labilität und Brüchigkeit: „Menschen wünschen sich, dass das Leben gelingen möge zwischen den Partnern; zwischen Kindern und Eltern, ob sie nun zusammen, getrennt oder in einer zweiten Partnerschaft leben; zwischen Großeltern und ihren inzwischen erwachsenen Kindern und Enkelkindern. Wenn wir zuerst ins Wohnzimmer der Familien schauen und nicht ins Schlafzimmer, dann hilft uns das, offene Augen zu haben für ihre Sehnsucht und für das fragile Gefäß Ehe und Familie. Hier sehen wir die Freude und die Hoffnung, die Traurigkeiten und die Ängste der Familien unserer Stadt.“ +++ fuldainfo