Seine Botschaft von Hoffnung und Zuversicht vermittelte Bischof Dr. Michael Gerber in mehreren Predigten rund um den Festtag des Heiligen Bonifatius, dem Bistumspatron der Diözese Fulda. Schon während des Bonifatiusfestes am Sonntag warb der Bischof von Fulda vor rund 6.000 Besucherinnen und Besuchern dafür, in Freundschaft mit Andersdenkenden Spannungen auszuhalten und Polarisierungen zu überwinden. So müsse man auch keine Angst davor haben, als Kirche zu einer Minderheit zu werden. Am Dienstag hob Gerber zum Tag der Priester und Diakone zudem die sakramentale Dimension der Kirche hervor.
Aufgrund der dunklen Seiten der Kirchengeschichte hätten viele Menschen heute den Glauben an die Gegenwart Gottes in der Kirche verloren, sagte Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber am Dienstag während des Tages der Priester und Diakone im Fuldaer Dom. Doch Altes und neues Testament seien hier sehr eindeutig und auch sehr tröstlich: „Gott bewahrt dem Volk seine Treue!“, betonte Gerber. „Seine Zusage Ich bin hier
gilt auch da, wo sein Volk oder wo die Jünger Jesu längst auf Abwege gekommen sind.“
Sakramentale Dimension
„Ich bin hier“ – diese Aussage ist aktuell als Teil einer Erlebnisinstallation im Fuldaer Dom zu sehen. Im Alltag sind die Buschstaben nur schwach zu erkennen, werden oft von anderen Dingen überstrahlt. Doch der Schriftzug kann zum Leuchten gebracht werden, wenn mehrere Menschen die Kontakte an dessen Enden berühren und sich bei den Händen haltend den Kreis schließen. Ebenso sollten Priester und Diakone die sakramentale Dimension der Kirche und die Gegenwart Gottes im Alltag zum Leuchten bringen, betonte Gerber.
Vor den Priestern und Diakonen ging der Bischof am Dienstag ebenso wie schon am Sonntag vor 6.000 Besucherinnen und Besuchern des Bonifatiusfestes auch auf das Beispiel des Märtyrers Christian de Chergé ein: Die Lebensgeschichten des Mönches und seiner Gefährten in Algerien seien ein gutes Beispiel dafür, wie die Freundschaft zu Andersdenkenden und Andersglaubenden uns tiefer in eine Beziehung zu Jesus Christus führen könne, so Gerber.
Tiefe der Christus-Beziehung
Gerber ermutigte dazu, keine Angst davor zu haben, als Kirche mehr und mehr zu einer Minderheit zu werden und sich angesichts zahlreicher Krisen und Skandale auch kritisch hinterfragen zu lassen. Er forderte dazu auf, Andersdenkenden und Andersglaubenden mit Interesse, Freundschaft und Offenheit zu begegnen: „Tun wir das aus dem tiefen Glauben heraus, dass er, Jesus, uns gerade durch solche Begegnungen und Beziehungen in die Tiefe unserer Berufung führen möchte.“
Mit diesen Impulsen rund um den Festtag des Heiligen Bonifatius erweiterte Bischof Gerber die Gedanken, die er schon mit seinem Hirtenwort zum ersten Fastensonntag eingeführt hatte. Anhand einer Zeltmetapher ging er dabei auf die Bedeutung der Vielfalt von Akteuren und Perspektiven innerhalb der Kirche sei: So wie die Seile und -Stangen, die in verschiedene Richtungen spannen, dem Zelt erst seine Stabilität geben, müsse die Kirche auch konstruktiv mit ihren Spannungen von innen und von außen umgehen können.
Die verbindende, europäische Perspektive, die bis heute vom Wirken und der Botschaft des Heiligen Bonifatius ausgeht, hob während des Bonifatiusfestes der Bischof von Groningen-Leeuwarden (Niederlande), Dr. Cornelis F. M. van den Hout, in einem Grußwort hervor. Im Vorjahr setzte sich an gleicher Stelle der Apostolische Exarch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in Deutschland, Bischof Dr. Bohdan Dzyourakh, gemeinsam mit Bischof Gerber für Frieden und Solidarität ein. +++ pm