Bildungsministerin will Chancengleichheit für Abschlussjahrgänge

Besorgt über die Lage der betroffenen Schüler

Anja Karliczek (CDU)

Angesichts des Corona-bedingten Ausnahmezustands an den Schulen fordert Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) Chancengleichheit für die jetzigen Abschlussjahrgänge. „Wir müssen dafür sorgen, dass auch im Schuljahr 2020/2021 die Bildungsziele so weit wie möglich erreicht werden“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Und wir müssen – ebenfalls im Interesse der jungen Leute – sicherstellen, dass die Prüfungen in diesem Jahr in der Bewertung durch Betriebe und Hochschulen gleichwertig zu allen anderen Jahren anerkannt werden.“

Karliczek äußerte sich besorgt über die Lage der betroffenen Schüler: „Viele Jugendliche, die etwa vor dem mittleren Schulabschluss oder dem Abitur stehen, sind derzeit stark verunsichert. Sie wissen nicht, ob sie sich ausreichend auf die Prüfungen vorbereiten können und auch nicht, ob ihre Abschlüsse als vergleichbar mit denen ihrer Vorgänger angesehen werden.“ Karliczek appellierte an die Lehrer, sich besonders um die Abschlussklassen zu kümmern: „Die Kinder und Jugendlichen, die vor Prüfungen stehen, brauchen derzeit viel Zuspruch und Unterstützung.“ Eine rasche Wiederöffnung der Schulen schloss Karliczek aus: Es gebe „wegen des allgemeinen Infektionsgeschehens momentan keine andere Möglichkeit, als Schulen geschlossen zu halten“. Die allgemeine Infektionslage sei derzeit sehr kritisch. Zurückhaltend äußerte sich Karliczek mit Blick auf einen allgemeinen „Corona-Bonus“ bei der Notenvergabe. „Mit Forderungen nach einem generellen Corona-Bonus, wie sie schon einmal erhoben wurden, sollte man sehr vorsichtig umgehen.“ Das sei eine Frage, die die Länder letztlich beantworten müssten.

FDP verlangt Stufenplan für die Schulen

Die FDP fordert die Bundesregierung auf, gemeinsam mit den Ländern und dem Robert-Koch-Institut einen klaren Stufenplan zu entwickeln, was genau bei welchem Inzidenzwert in den Schulen passieren soll. „Die Bundesregierung und die Kultusministerkonferenz müssen einen Plan vorlegen, mit dem Schulen und Familien bestmöglich durch das Schuljahr und anstehende Abschlussprüfungen kommen“, heißt es in einem Entschließungsantrag der FDP-Bundestagsfraktion, über den die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in ihren Mittwochausgaben berichten. Die Bundesregierung sei in der Pflicht, zusammen mit den Ländern dem Robert-Koch-Institut „ein bundesweit einheitliches und transparentes Richtwerte-Spektrum über den einfachen Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen hinaus für die unterschiedlichen Unterrichtsszenarien vorzulegen“, heißt es in dem Antrag. „Gerade Krisen erfordern einen klaren Kurs“, sagte Thomas Sattelberger, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem RND. „Wir brauchen bundesweit einheitliche Inzidenzwerte für Präsenz-, Distanz- und Wechselunterricht. Damit Schüler, Eltern und Lehrer transparent nachvollziehen können, wie es um ihre Schule steht.“ Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding, ergänzte, das Ziel dabei müsse der Präsenzunterricht bleiben. „Die Schulen müssen so schnell wie möglich wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren, den Anfang sollten die Grundschulen machen“, sagte sie dem RND. Denn gerade für die jüngeren Schüler und Kinder aus benachteiligten Familien sei das Lernen in Präsenz unersetzbar. „Zudem ist den Eltern gleichzeitige Kinderbetreuung, Homeoffice und Hausarbeit schlicht nicht länger zuzumuten.“ Darüber hinaus fordert die FDP in ihrem Antrag, in mobile Luftreinigungsgeräte für Klassenzimmer zu investieren und Schulen und Kitas kostenlose Schnelltests und FFP2-Masken zur Verfügung zu stellen. Beim Digitalpakt Schule müsse die gesamte Beantragungs-Bürokratie durch ein Moratorium vollständig ausgesetzt werden. Gleichzeitig müssten Vorbereitungen getroffen werden, dass mündliche Prüfungen bei hohem Infektionsgeschehen auch per Videokonferenz stattfinden können. +++