Bildungsforscher: Schüler nicht als „Corona-Generation“ abstempeln

Abhängigkeit der persönlichen Bildungschancen vom Herkunftsmilieu sind das größte Problem

Bildungsforscher warnen vor einer Stigmatisierung heutiger Schüler als „Generation Corona“. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf ein Buch zu den Folgen der Pandemie. Auch wenn es eine größere Zahl von Jugendlichen gebe, „deren Zukunftschancen sich höchstwahrscheinlich deutlich verschlechtert haben“, sei die Verwendung des Begriffs „Generation Corona“, verbunden mit einem „oft dramatischen Unterton“, riskant und leichtfertig, schreiben der Erziehungswissenschaftler Klaus Hurrelmann und der Bildungsökonom Dieter Dohmen. Brüche und Verzögerungen im Lebenslauf seien „ein ganz normaler Bestandteil des Aufwachsens und eine wichtige Grundlage für persönliche Weiterentwicklung“, schreiben die Forscher. Sie könnten auch Widerstandskräfte und Kompetenzen im Umgang mit Krisen stärken. Dass Corona bestehende soziale Verwerfungen im Bildungssystem noch verstärkt, bestreiten Hurrelmann und Dohmen jedoch nicht. So hätten viele Kitas in der Pandemie nicht die notwendigen sprachlichen, kognitiven und nicht-kognitiven Grundlagen für den Grundschulbesuch legen können. Die Politik müsse sich jetzt unverzüglich um „die strukturelle Überforderung der Kitas und Schulen“ kümmern, fordern die Bildungsforscher. Dazu gehören unter anderem die unterschiedliche technische Ausstattung verschiedener Schulformen und die verbreitete mangelnde digitale Kompetenz der Lehrkräfte. Das größte Problem sei allerdings nach wie vor – und ganz unabhängig von Corona – die große Abhängigkeit der persönlichen Bildungschancen vom Herkunftsmilieu. +++