Biden will Politologin Gutmann zur Botschafterin in Berlin berufen

Das State Department ließ eine Anfrage zunächst unbeantwortet

Berlin

Die Politologin Amy Gutmann soll offenbar neue US-Botschafterin in Berlin werden. US-Präsident Joe Biden werde die derzeitige Präsidentin der Universität von Pennsylvania für den diplomatischen Top-Job in Berlin vorschlagen, berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Kreise der Bundesregierung und der US-Administration. Die Personalie liegt demnach bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Das State Department ließ eine Anfrage zunächst unbeantwortet. Gutmann muss vom US-Senat bestätigt werden. Sie wäre die erste Frau, die als US-Botschafterin in der Bundesrepublik dient. Biden will mit der Personalie dem Vernehmen nach auch ein politisches Signal setzen und sich von seinem Vorgänger Donald Trump absetzen, der mit Richard Grenell eine umstrittene Figur nach Berlin geschickt hatte. Grenell fiel in Berlin vor allem durch seine provokanten Interviews auf und räumte seinen Posten vorzeitig, um Trump in Washington als Geheimdienstkoordinator zu dienen. Mit der Personalie Gutmann geht eine monatelange Suche zu Ende. Innerhalb der Biden-Administration hatten viele Europaexperten darauf gedrängt, nach Grenell – der kein Deutsch spricht – einen ausgewiesenen Deutschland-Kenner nach Berlin zu schicken.

Die 71-jährige Politologin Gutmann lehrte vor ihrer Zeit als Präsidentin der University of Pennsylvania in Princeton und ist eine Expertin für politische Theorie. Barack Obama berief sie im Jahr 2009 als Vorsitzende der Regierungskommission für Fragen der Bioethik. In Berlin wird Gutmann es allerdings erst einmal mit handfesten politischen Streitthemen zu tun haben. Das deutsch-amerikanische Verhältnis wird durch den Streit über die Nord-Stream-2-Pipeline belastet, die russisches Gas nach Europa bringen soll und die von der US-Regierung vehement abgelehnt wird. +++