BI Zu(g)kunft Kerzell will zweigleisig vorgehen

Sofortiger Lärmschutz wird in Angriff genommen

Die BI Zu(g)kunft Kerzell vor Ort.

Kerzell. Die Bürgerinitiative Zu(g)kunft Kerzell hat während ihrer jüngsten Mitgliederversammlung im Bürgerhaus ihr weiteres Vorgehen festgelegt. Der Eichenzeller Ortsteil ist bereits heute massivem Lärm an der bestehenden Bahnstrecke Fulda-Frankfurt ausgesetzt. Bis zum Jahr 2030 soll die Strecke ausgebaut werden, um Engpässe zu beseitigen. Deshalb hat die Kerzeller BI nun ein zweigleisiges Vorgehen beschlossen. Einerseits will sie sich für zeitnahen Lärmschutz an der bestehenden Strecke einsetzen, andererseits konstruktiv mitarbeiten, um eine optimale Linienführung beim Streckenausbau zu erarbeiten.

Die Mitglieder der BI segneten diesen Fahrplan des BI-Vorstandes einstimmig ab. „Wir möchten unabhängig vom Ausbau schon jetzt Lärmschutz an der bestehenden Strecke“, sagt Hermann Reith, erster Vorsitzender der BI. Bislang habe es ja stets seitens der Bahn gehießen, dass nur dort Schallschutz installiert werde, wo durch bauliche Maßnahmen Veränderungen vorgenommen würden. Die Kerzeller BI sieht nun erste Anzeichen, dass sich die Haltung der Bahn in diesem Punkt verändert hat. „Bei informellen Gesprächen am Rande des Dialogforums sind wir von führenden Bahn-Vertretern ermutigt worden, das Thema Lärmschutz schon jetzt anzugehen. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Strecke würde es ja wohl noch 15 Jahre dauern“, berichtet Hermann Reith. Auch aus dem hessischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr seien Hinweise gekommen, dass sich die Ausgangslage geändert habe, berichtet Reith.

Eichenzells Bürgermeister Dieter Kolb habe der BI jedenfalls seine Unterstützung im Kampf um zeitnahen Lärmschutz zugesagt. Die BI Kerzell baut auch auf das Lärmschutz-Positionspapier der SPD-Bundestagsfraktion, in dem die „Modellregion Fulda“ verankert ist. Im Kreis Fulda sollen laut diesem Papier unterschiedliche Methoden getestet werden, um Menschen vor Bahnlärm zu schützen. Deutlich weiter in der Zukunft liegt der Ausbau der Strecke Fulda-Frankfurt. Die Mitglieder von Zu(g)kunft Kerzell betrachten die Varianten I bis IV sowie VI und VII als Vorzugsvarianten. Allen gemeinsam ist, dass sie deutlich südlich von Fulda auf die Schnellfahrstrecke Fulda – Würzburg eingefädelt werden. Hermann Reith: „Diese Strecke wird seit Jahren nur zu maximal 40 Prozent ausgelastet und bietet damit das Potenzial, den überregionalen Zugverkehr aus den Ortschaften herauszuhalten. Bei Realisierung würde eine Gleichverteilung der Zugzahlen auf der Bestandsstrecke und der Schnellfahrstrecke Fulda-Würzburg erreicht.“

Kategorisch abgelehnt wird von den BI-Mitgliedern die Variante V in allen drei Untervarianten. Hermann Reith: „Sie durchfahren die Ortslage Kerzell auf der gesamten Länge von 600 Metern beziehungsweise kesseln den Nüchters- und den Sulzhof ein.“ Verbunden mit dem Bau wären Abriss und Neubau von sechs Brücken sowie die Verlegung von zwei überörtlichen Straßen. Ein mögliches Neubaugebiet wäre Makulatur. Reith: „Am bedeutsamsten wäre allerdings, dass sich die Zahl der täglich passierenden Züge von den heute 360 auf über 500 erhöhen würde. Das wäre für die Bürger von Kerzell nicht mehr zum Aushalten – selbst bei der Installierung von Schallschutz.“ Neue zweite Vorsitzende der BI sind Stefan Wenisch als Vertreter der Siedlung „Am Steinberg“ sowie Ortsvorsteher Steffen Reith. Als Beisitzer rückt der stellvertretende Ortsvorsteher Christoph Jestädt nach. Hermann Reith abschließend: „Wir werden weiter konstruktiv an Lösungen arbeiten und mitwirken.“ +++ (pm)