Bewerbertag direkt im Unternehmen

Sieben Leute wollen den Job

Frank Himmel (Mitte) war mit vielen potentiellen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gespräch. Foto: Lisa Laibach

Das Kreisjobcenter des Landkreises Fulda veranstaltet immer wieder einen Bewerbertag, an dem sich Kundinnen und Kunden vor Ort in Betrieben ein Bild von der dortigen Arbeit machen können. Sie sollen zudem mit den Chefs sowie Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch kommen und diese mit Fragen zur Arbeit löchern. Erstmals hat ein solcher Bewerbertag vor kurzem gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden der Agentur für Arbeit bei der Gärtnerei Hartmann in Fulda stattgefunden. Eine tolle Kooperation, sind sich alle Beteiligten einig.

Zwölf Interessierte waren der Einladung des Kreisjobcenters und der Agentur für Arbeit gefolgt, um sich ein Bild von der Arbeit im Garten- und Landschaftsbau zu machen. Gärtnerei-Inhaber Wilhelm Hartmann und seine beiden Mitarbeiter Frank Himmel und Michael Rech erläuterten den Teilnehmenden die tägliche Arbeit. Dabei ging es vor allem darum, wie ein typischer Tag in der Gärtnerei aussieht, wie ein Auftrag von Anfang bis Ende abläuft, wie Maschinen bedient werden und um das Thema Arbeitsschutz, der in dem Unternehmen eine große Rollte spielt.

Die beiden Mitarbeiter erklärten zudem, welche Arbeiten explizit regelmäßig anstehen: Die Gärtnerei legt Gärten beispielsweise komplett neu an, kümmert sich um Pflanzarbeiten, Grünflächenpflege und im Winter um den Winterdienst. „Die Aufgaben sind einfach total vielfältig“, erklären die beiden. Die Teilnehmenden kamen mit dem Inhaber und den Mitarbeitern schnell ins Gespräch – sieben Personen haben direkt ein Probearbeiten vereinbart. „Von dem Ergebnis bin ich total überwältigt. Dass so viele Interesse an einem Job in unserem Unternehmen haben, ist einfach toll. Die Teilnehmenden haben so viel Freude ausgestrahlt, als wir sagten, dass sie eine Zukunft bei uns im Unternehmen haben können. So etwas berührt mich ungemein“, erklärt Inhaber Wilhelm Hartmann.

Eine der Teilnehmerinnen war so glücklich über die Möglichkeit, in ihrem alten Job arbeiten zu können, nachdem sie aus der Ukraine nach Deutschland kam, dass sie zu Tränen gerührt war: „Es ist großartig zu sehen, dass uns hier Chancen geboten werden. Ich fühle mich motiviert und hoffe, bald eine feste Anstellung zu finden.“ Die sprachlichen Barrieren wurden durch einen russischsprachigen Mitarbeiter gebrochen. „Wir sind ein Unternehmen, in dem Menschen arbeiten, die viele verschiedene Sprachen sprechen. Wir können und wollen gerne allen eine Chance geben, die Lust auf den Job haben. Wir helfen uns gegenseitig beim Übersetzen, sodass jeder und jede versteht, was zu tun ist“, erklärt Hartmann.

Auch das Kreisjobcenter des Landkreises ist mit dem Aktionstag bei der Gärtnerei Hartmann sehr zufrieden: „Dieser Tag war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, betonte Janine Briol vom Arbeitgeberservice des Kreisjobcenters. „Die positive Resonanz des Arbeitgebers zeigt erneut, dass alle Menschen wertvolle Mitglieder unserer Arbeitswelt sein können und wollen.“ Für den Landkreis bestätigt der Tag in der Gärtnerei erneut, wie wichtig die Bewerbertage vor Ort in den Betrieben sind. Das Kreisjobcenter veranstaltet diese bereits seit einigen Jahren immer mal wieder. Unternehmen, die ebenfalls Interesse an einem solchen Bewerbertag haben, können sich an den Arbeitgeberservice wenden (siehe Kasten).

„Ein Schnupper-Bewerbertag ist auch für unsere Kundinnen und Kunden sowie für Arbeitgebende eine ganz besondere Chance. Durch ein erstes Treffen direkt im Unternehmen lernt der Bewerber oder die Bewerberin den Arbeitgeber in seinem Umfeld kennen und bekommt authentische Einblicke in die Tätigkeit. Zugleich können beide Seiten dann besser beurteilen, ob die betreffende Person ins bestehende Team passt“, Konrad Kühn, Teamleiter Arbeitgeberservice bei der Agentur für Arbeit.

Der Bewerbertag bei der Gärtnerei Hartmann hat im Rahmen der bundesweiten Aktion Job-Turbo stattgefunden. Die Veranstalter hoffen, dass der „Job-Turbo für Geflüchtete“ weiter an Fahrt gewinnt und dass ähnliche Initiativen in Zukunft regelmäßig stattfinden werden. Nur durch kontinuierliche Anstrengungen können wir sicherstellen, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft die Chance haben, ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Job-Turbo

Der Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen ist ein Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Vorrangiges Ziel dieses Programms ist eine direkte Arbeitsaufnahme (oder Beginn einer Ausbildung) direkt nach den Integrationskursen. Viele geflüchtete Menschen sind bereits gut qualifiziert und immer mehr von ihnen planen, langfristig in Deutschland zu leben. Mit dem Job-Turbo gilt es, dieses Potenzial zu nutzen und Menschen schnell in Arbeit zu bringen. +++ pm

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