Bewegende Trauerfeier für Lübcke

Was bleibt, sind der Schmerz und die Trauer über das Unbegreifbare

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst in der Kasseler Martinskirche haben am Donnerstag mehr als 1.400 Menschen Abschied von dem Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke genommen. Neben der Familie und dem Freundeskreis nahmen auch zahlreiche politische Weggefährten an dem Gottesdienst teil. Unter anderem hatte das gesamte Kabinett von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) Lübcke die letzte Ehre erwiesen. Auch die ehemaligen Ministerpräsidenten von Hessen, Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch (CDU) und der Oberbürgermeister der Stadt Kassel a.D. Hans Eichel (SPD) wohnten dem Trauergottesdienst bei.

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Martin Hein hat Lübcke als „Mann des klaren Wortes und der klaren Tat“ gewürdigt. Am Deutlichsten sei dies im Sommer 2015 zum Ausdruck gekommen, als Aufnahmemöglichkeiten für Flüchtlinge geschaffen werden mussten, wobei „Kreativität und Initiative gefragt“ gewesen waren. Stolz sei Lübcke auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Regierungspräsidium gewesen, die oft unbürokratisch und unkonventionell gehandelt hätten. Auch erinnerte Bischof Martin Hein daran, dass Lübckes Kurs in der Flüchtlingspolitik ihm persönlich nicht nur Freunde eingebracht hatte. Aufgrund flüchtlingsfreundlicher Äußerungen im Jahr 2015 war Lübcke zahlreichen Drohungen und Schmähungen ausgesetzt gewesen. Hein verurteilte die „widerwärtigen“ Reaktionen nach dem Tod Lübckes. „Die Würde des Menschen – auch eines verstorbenen Menschen – müsse unantastbar bleiben – auch im Netz“, sagte er. Der Tod des Regierungspräsidenten sei unfassbar, der er uns völlig ratlos mache.

„Der plötzliche und schreckliche Tod von Dr. Walter Lübcke macht uns fassungslos“, so der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Angesichts der Tatumstände und der hämischen Kommentare in den sozialen Netzwerken sei man „nicht nur bestürzt und fassungslos, sondern auch entsetzt“, so Bouffier. Die Grundregeln des Anstands würden hier missachtet, so der Ministerpräsident. Auch das Netz sei kein rechtsfreier Raum, betonte Bouffier in seiner Trauerrede. Die Würde des Menschen müsse auch im Netz gelten. „Walter Lübcke leistete sich den Luxus, so zu sein, wie er sein wollte. Trotz seines steilen politischen Karrierewegs hat er sich stets das Menschliche bewahrt; Ihm waren die Geselligkeit und die zwischenmenschlichen Beziehungen wichtiger, als die Anzahl der Likes in irgendeinem Netzwerk.“

In einer bewegenden Trauerrede erinnerte der Hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister, nicht nur an einen Parteikollegen, sondern auch an einen Freund, der „unser und ein Menschenfreund“ war. Letzte Grüße sprachen für die Regierungspräsidien der Bundesrepublik Deutschland die Regierungspräsidentin des Regierungsbezirkes Detmold, Marianne Thomann-Stahl, für die Stadt Kassel Oberbürgermeister Christian Geselle, für die Landkreise und Kommunen in der Region Nord- und Osthessen der Landrat des Schwalm-Eder-Kreises, Winfried Becker, sowie für die Wirtschaft der Region der Präsident der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg, Jörg Ludwig Jordan.

Polizei und Bundeswehr hielten während des Gottesdienstes eine Ehrenwache am Sarg. Eine Hessen-Fahne bedeckte den Sarg. Aufgrund des großen öffentlichen Interesses wurde der Trauergottesdienst auf eine Videowand auf den Platz vor der Martinskirche übertragen. Der politische Spitzenbeamte Lübcke galt als ausgesprochen bürgernah. Zehn Jahre stand Lübcke an der Spitze des Regierungspräsidiums in Kassel. Vor wenigen Wochen beging er sein 10-jähriges Dienstjubiläum. Dr. Walter Lübcke hinterlässt eine Frau, zwei erwachsene Söhne und einen Enkel. +++