
Die Kautschukgewerkschaft IGBCE und der Betriebsrat von Goodyear in Fulda sind entsetzt, wie rücksichtslos das Unternehmen seine Mitarbeiter behandelt. Am Donnerstag hat der Verhandlungsführer von Goodyear Germany einseitig die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan für den Standort Fulda für gescheitert erklärt. „Wir können das nicht nachvollziehen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Ines Sauer. „Goodyear verhält sich hier skrupellos – und verpasst so praktisch allen Beschäftigten in Fulda einen Tritt in den Hintern.“
Dabei lagen bereits ein Vorschlag des Unternehmens – der aus Sicht von Betriebsrat und IGBCE nicht akzeptabel ist – und ein Gegenvorschlag des Betriebsrats auf dem Tisch. „Die Verhandlungen jetzt abzubrechen, ohne über die Vorschläge zu sprechen, ist eine unglaubliche Frechheit“, sagt Anne Weinschenk, Betriebsbetreuerin bei Goodyear und Leiterin des Bezirks Mittelhessen der IGBCE. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Bereits im Jahr 2019 hatte Goodyear in Fulda rund 450 Arbeitsplätze abgebaut. Nun sollen zusätzlich 557 Stellen wegfallen, etwa die Hälfte der Arbeitsplätze. Die Konditionen, die das Unternehmen nun dem Betriebsrat für einen Sozialplan vorgeschlagen hat, sind deutlich schlechter als die des Sozialplans im Jahr 2019. Für den Betriebsrat ist das nicht haltbar; er hat einen Vorschlag gemacht, der deutlich bessere Konditionen vorsieht.
Klar ist: Gewerkschaft und Betriebsrat wollen sich dieses Verhalten von Goodyear nicht bieten lassen. „Nach wie vor gilt: Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, sagt Anne Weinschenk. Bei einer Betriebsversammlung wird der Betriebsrat mit den Beschäftigten das weitere Vorgehen diskutieren. „Natürlich sind wir sehr enttäuscht“, sagt Ines Sauer. „Wir sind aber weiterhin zu fairen Verhandlungen bereit.“ Die Betriebsversammlung bei Goodyear in Fulda ist am 11. September 2023. +++ pm