Bernd Mordziol-Stelzer hielt Vortrag zum Thema Wölfe in Deutschland

Wie gefährlich sind sie wirklich?

Fulda. Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen veranstaltete in seiner Geschäftsstelle einen spannenden Stammtisch zum Thema „Wölfe in Deutschland“ statt. Dazu war Bernd Mordziol-Stelzer vom Forstamt Hofbieber eingeladen, ein ausgewiesener Experten zu diesem Thema. Er hielt einen sehr interessanten zweistündigen Vortrag mit anschaulichem Foto- und Statistik-Material.

Kenntnisreich und engagiert trug er zunächst viele Fakten und Informationen rund um das Thema Wölfe in unseren heimischen Wäldern zusammen: Er beschrieb markante Charakteristika von Wölfen, wie man sie erkennt, was sie auszeichnet, was sie zu leisten in der Lage sind und wie sie leben – innerhalb des eigenen Rudels und in Kontakt mit anderen Rudeln. Thematisiert wurde, welche Tiere für den Wolf natürliche Beutetiere sind, und was dies für die Menschen bedeutet. Eindrucksvoll konnte Mordziol-Stelzer belegen, dass die geringe Population von ca. 160 – 170 Tieren in Deutschland für uns Menschen keinerlei Gefahr darstellt, weil Wölfe sehr scheu sind und Menschen meiden.

Die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie verpflichtet Deutschland dazu, dass Wölfe langfristig einen lebensfähigen Bestand aufbauen können. Deshalb ist der Wolf durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt, gilt nicht als jagdbare Tierart und unterliegt ausschließlich dem Naturschutzrecht. Seit 1903 vollständig ausgerottet, haben sich seit der Jahrtausendwende Wölfe bei uns wieder angesiedelt und vermehren sich auch in Freiheit. Sie leben in Rudeln mit einem Wolfspaar, zwei sog. „Jährlingen“ – Junge vom Vorjahr – und 2-4 Jungen. Eine solche Wolfsfamilie braucht bei uns ein Revier von ca. 250 km². Sie bevorzugen Gegenden mit relativ wenigen Straßen, aber genügend Wild sowie Rückzugsräumen zur Aufzucht der Jungen. Wölfe jagen vor allem Reh, Rothirsch und Wildschwein, wobei sie vorwiegend junge, kranke und schwache Tiere erlegen, die leichte Beute sind. Bei einem Futterbedarf von 2-4 kg. Fleisch / Tag fressen sie aber, anders als manche Jäger behaupten, nicht den Wald leer und sind damit keine echten Konkurrenten für Jäger. Allerdings wird das Wild scheuer in Gegenden, in denen auch Wölfe auf der Jagd sind.

Bernd Mordziol-Stelzer ging auch auf die Gefahr für Schafherden ein. Wenn diese nicht ausreichend geschützt sind, jagen Wölfe gerne Schafe. Deshalb müssen größere Herden wirksam eingezäunt oder von speziell gezüchteten Herdeschutzhunden bewacht werden. Das Hessische Ministerium für Umweltschutz mit Ministerin Priska Hinz unterstützt finanziell großzügig die Schutzmaßnahmen von Schafsherden. Der Referent konnte alle Zuhörer – auch zunächst skeptisch gestimmte – überzeugen, dass die Rückkehr der Wölfe in unseren heimischen Wäldern keinerlei Gefahr darstellen, wenn die Bevölkerung aufgeklärt ist und nicht durch unnötige Panikmache in Angst versetzt werde. Er betonte, dass, seit es wieder Wölfe in Deutschland gibt, kein einziger Mensch durch diese Tiere zu Schaden kam und dass Hunde mit zahlreichen Beißvorfällen und 2 – 5 Todesfällen im Jahr viel gefährlicher sein. Zum Abschluss gab der stellvertretende Forstamtsleiter genaue Verhaltensmaßregeln, falls man einem Wolf begegnen sollte: Nie weglaufen, sondern laut sprechen und in die Hände klatschen. Der Wolf wird sich sicher zurückziehen. In der grünen Geschäftsstelle gibt es Broschüren, die über das Thema „Wolf“ informieren.“