
Mit klaren und emotionalen Worten hat Bischof Dr. Michael Gerber auf die Veröffentlichung des Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda reagiert. Der Bericht dokumentiert systematisches Versagen kirchlicher Strukturen im Umgang mit Missbrauch - und markiert nach Gerbers Worten nicht das Ende, sondern den Beginn eines neuen Abschnitts der Aufarbeitung.
„Der heutige Tag ist ein schwerer Tag - vor allem für diejenigen, die sexualisierte Gewalt durch kirchliche Verantwortungsträger erfahren haben“, sagte Gerber am Dienstag. Der Bericht der Unabhängigen Kommission lege in schonungsloser Klarheit dar, wie Betroffene gelitten haben und wie Vertreter der Kirche in vielen Fällen versagt hätten. Der Bericht dokumentiert auf über 300 Seiten ein düsteres Kapitel der Kirchengeschichte: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind im Bistum Fulda mindestens 120 Betroffene, 37 mutmaßliche Täter und über 230 Missbrauchsfälle verzeichnet worden. Strafanzeige wurde jedoch nur in 23 Fällen erstattet.
Entschuldigung und Selbstkritik
Gerber bekannte institutionelles Versagen der Kirche und bat ausdrücklich um Entschuldigung - bei den Betroffenen, aber auch bei all jenen, die ihr Vertrauen in das Bistum Fulda verloren haben. „Wir haben nicht zugehört. Kirchliche Strukturen haben versagt. Wir haben Schuld auf uns geladen“, so der Bischof. Er betonte zugleich, dass eine Entschuldigung nicht genüge: „Wir müssen daran arbeiten, dass Vertrauen wieder wachsen kann.“
Respekt vor den Betroffenen als Antrieb
In seinem Statement hob Gerber hervor, dass die Aufarbeitung nicht aus institutionellem Interesse erfolge, sondern aus Respekt vor den Betroffenen. Persönliche Begegnungen mit Missbrauchsopfern hätten ihn tief bewegt und seine Haltung entscheidend geprägt. „Nur wer sich seiner Vergangenheit stellt, kann verantwortet in die Zukunft gehen“, sagte er. Gerber kündigte an, dass der Bericht nun gründlich ausgewertet werde. Erste Bewertungen und Konsequenzen will das Bistum Fulda am 26. Juni im Rahmen eines Medientermins vorstellen. Zudem soll es noch vor der Sommerpause ein Gespräch mit der Kommission über deren Empfehlungen geben.
Würdigung der Kommissionsarbeit
Der Bischof dankte der Unabhängigen Kommission unter Vorsitz von Gerhard Möller für deren jahrelange, intensive Arbeit. Auch die ehemaligen Kriminalbeamten, die die systematische Auswertung der Personalakten ab 1945 unterstützt hatten, würdigte er ausdrücklich. Besonders hob er den Mut und die Offenheit der Betroffenen hervor, die sich mit persönlichen Gesprächen und Mitarbeit in Gremien eingebracht haben.
Unabhängige, multiprofessionelle Aufarbeitung
Die im September 2021 gegründete Kommission arbeitet unabhängig von der Diözesanleitung und folgt bundesweit geltenden Standards. Besetzt ist sie mit Fachleuten aus Justiz, Sozialarbeit, Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung sowie mit Betroffenenvertretern. Zwei Arbeitskreise bildeten den Kern der Kommissionsarbeit: Einer befasste sich mit vertraulichen Gesprächen mit Betroffenen, der andere mit der systematischen Akteneinsicht. Ein Alleinstellungsmerkmal der Fuldaer Aufarbeitung: Pensionierte Kriminalbeamte übernahmen die Sichtung der Akten - ein Vorgehen, das besonders effiziente und zielgerichtete Analysen ermöglichte.
Ein Meilenstein - kein Schlussstrich
Trotz der Schwere des Tages sieht Gerber im Bericht einen „Meilenstein“: „Er markiert nicht das Ende, sondern den Anfang eines neuen Abschnitts. Der entscheidende Punkt ist, wie wir jetzt damit umgehen.“ Der Bischof versicherte, dass die Leitung des Bistums Fulda alles daransetzen werde, Missbrauch zu verhindern, Verantwortung zu übernehmen und den Betroffenen zuzuhören. Ob das Vertrauen in die Institution Kirche wiederhergestellt werden kann, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob Worten jetzt auch Taten folgen. +++
Es ist im Übrigen etwas Anderes wenn man betroffene Priester selber kennt. Mir selber ist ein solcher Fall aus einem bayrischen Bistum gut bekannt, weil ich die Familie des betroffenen Priesters gut kenne.
Die Ursache all dieser furchtbaren Dinge ist das Zölibat.
Gerhard Möller wird jetzt sicher besser verstehen, wie es dem damaligen Chef der Glaubenskongregation, Bischof Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt ging, als er all diese Fälle auf seinem Schreibtisch hatte. Und auch sein Nachfolger, Papst Franziskus wusste von all diesen Dingen.
Geändert hat sich allerdings in der katholischen Kirche bis heute NICHTS! Mit einer Ausnahme: die Pfarrer und Bischöfe haben jetzt auch den letzten Rest von moralischer Glaubwürdigkeit verloren!
Dass Fulda nun keine Priester mehr ausbilden kann, weil keiner mehr im Zölibat leben will, ist der äußere sichtbare Beleg für den Verfall dieser Kirche.