Bericht: Viele junge Erwachsene brechen Lehre wieder ab

Berlin. Viele junge Erwachsene, die erstmals eine Berufsausbildung absolvieren, schaffen dies nicht bis zum Abschluss: Mehr als jeder Dritte der sogenannten Spätstarter zwischen 25 und unter 35 Jahren bricht die Ausbildung wieder ab. Dies geht aus einer Bilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, wie „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Im August 2013 hatte die BA die Initiative für junge Erwachsene gestartet. Binnen drei Jahren sollen mit dem Sonderprogramm insgesamt 100.000 Arbeitslose zwischen 25 und unter 35 Jahren eine zweite Chance auf eine Berufsausbildung bekommen.

Die Abbrecherquoten haben sich nach Angaben der Nürnberger Behörde jedoch zuletzt deutlich erhöht. Im März 2014 stiegen demnach 36 Prozent aus ihrer Ausbildung aus. 2013 lag der Wert meist deutlich darunter, im Januar des Vorjahres zum Beispiel bei 22 Prozent. Die Fachleute der Bundesagentur schreiben laut SZ in ihrer Bilanz: „Insgesamt zeigt sich eine hohe Abbruchdynamik.“ Heinrich Alt, im Vorstand der BA für den Arbeitsmarkt zuständig, führt dafür vor allem finanzielle Gründe an. „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich junge Erwachsene ohne Ausbildung oft lieber mit kurzfristigen Aushilfsjobs über Wasser halten, als an eine Ausbildung zu denken“, sagte er der SZ. Alt hat dafür Verständnis: „Viele von ihnen haben eine Familie gegründet, haben Kinder, denen sie heute etwas bieten wollen, und nicht erst in drei Jahren.“ Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht bereits: „Bessere finanzielle Rahmenbedingungen sollen Bereitschaft und Durchhaltevermögen junger Erwachsener fördern, auch in späteren Jahren noch einen qualifizierten Abschluss zu erreichen.“ Dafür macht sich auch die Bundesagentur stark.

Mit Erfolgsprämien ließe sich ein Anreiz setzen, „damit junge Frauen und Männer sich einen Ruck geben und dann auch bis zum Ende durchhalten“. Habe jemand einen Ein-Euro-Job und bekomme dafür 150 Euro im Monat zusätzlich zu Hartz IV, sollten auch diejenigen, die eine Ausbildung absolvieren, einen Aufschlag bekommen, forderte Alt. „Andernfalls ist der Ein-Euro-Job lukrativer als eine Ausbildung. Diese Schieflage darf nicht sein.“ Bislang unterstützen nur die Länder Niedersachsen und Thüringen die Spätstarter. In dem ostdeutschen Bundesland erhalten sie nach der Zwischenprüfung 1.000 Euro. Wer die Abschlussprüfung schafft, bekommt 1.500 Euro obendrauf. Außerdem gibt es monatlich 100 Euro extra – offenbar mit Erfolg. Bislang ist dort der Anteil der Abbrecher deutlich geringer, schreibt die SZ. In Deutschland haben 1,5 Millionen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren keinen Berufsabschluss. Jeder Zweite von ihnen ist ohne Job, viele sind auf Hartz IV angewiesen. +++ fuldainfo


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1 Kommentar

  1. Dieses Zitat ist einfach Kabbes: „Habe jemand einen Ein-Euro-Job und bekomme dafür 150 Euro im Monat zusätzlich zu Hartz IV, sollten auch diejenigen, die eine Ausbildung absolvieren, einen Aufschlag bekommen, forderte Alt. “Andernfalls ist der Ein-Euro-Job lukrativer als eine Ausbildung. Diese Schieflage darf nicht sein.”“
    Mit so einer hirnrissigen Begründung sollen ja auch junge Leute vom Mindestlohn ausgenommen werden. Man wolle jungen Leute weniger Geld in Jobs geben, damit sie auf diese Weise motiviert werden, noch eine Ausbildung zu machen.
    Ich kenne keinen einzigen jungen Menschen, der auch nur die geringste Perspektive in einem Ein-Euro-Job oder in einem mies bezahlten Leiharbeits- oder HiWi-Job sieht. Die allermeisten haben die Wichtigkeit einer abgeschlossenen Berufsausbildung verinnerlicht. Dass die 25-35 Jährigen die begonnenen Lehren wieder abbrechen, liegt meiner Meinung nach an ganz anderen Dingen. Einerseits stimmt es, dass eine große Zahl schon eine Familie gegründet hat und es sich daher dreimal überlegt, ob eine Lehre mit der Familie zeitlich und finanziell zu vereinbaren ist. Andere Gründe können aber auch „Entwöhnung“ vom Lernen sein, zu lange aus der Schule raus, die Passung in eine Berufsschulklasse mit Schülern, die rund 10 Jahre jünger sind, als man selbst oder auch die Anforderungen von Lehrbetrieben, die es gewohnt sind, Minderjährige auszubilden und es nun mit gestandenen Erwachsenen zu tun haben.

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