Israel will laut eines Medienberichts seine angekündigte Bodenoffensive im Gazastreifen verschieben. Damit habe das Land einer Bitte der USA zugestimmt, schreibt das „Wall Street Journal“ am Mittwoch online unter Berufung auf US-amerikanische und ehemalige israelische Beamte. Offizieller Grund soll sein, dass die Vereinigten Staaten ihre Luftabwehr zum Schutz der US-Truppen in der Region in Ruhe einrichten könnten. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Israel hatte schon kurz nach dem Anschlag vom 7. Oktober angekündigt, in den Gazastreifen militärisch einzurücken und die Hamas komplett zu „vernichten“. Schnell wurden aber Zweifel laut, ob eine solche Aktion erfolgversprechend ist. Eine Woche nach dem Überfall, als Israel bereits Truppen an der Grenze zum Gazastreifen zusammenzog, gelang Mitgliedern der Hamas erneut ein Überfall auf eine israelische Militäreinheit, die sich dann von Elitetruppen retten lassen musste. Und am Dienstag sollen Hamas-Angreifer auf dem Seeweg versucht haben, auf israelisches Territorium nördlich von Gaza vorzudringen und waren dem Vernehmen nach relativ weit gekommen, bevor der Angriff abgewehrt wurde. Die Luftangriffe der israelischen Armee gehen unterdessen weiter. Nach palästinensischen Angaben kamen dabei mittlerweile über 6.500 Menschen ums Leben. Über 1.400 Menschen waren in Israel bei dem Hamas-Angriff getötet worden, der die jüngste Eskalation auslöste.
UN-Generalsekretär verteidigt Aussagen über Israel
UN-Generalsekretär António Guterres hat seine umstrittenen Aussagen über Israel verteidigt. Er sei „geschockt über die Fehlinterpretationen“, sagte Guterres am Mittwoch in New York. Diese hörten sich so an, als ob er Terroranschläge der Hamas rechtfertigen würde, das Gegenteil sei aber der Fall gewesen. Guterres hatte am Dienstag im UN-Sicherheitsrat den Anschlag vom 7. Oktober verurteilt, aber gesagt, dass diese „nicht im luftleeren Raum“ stattgefunden hätten; Das palästinensische Volk sei „56 Jahre lang einer erdrückenden Besatzung ausgesetzt“ gewesen, so der UN-Generalsekretär. Während Israel deswegen unmittelbar den Rücktritt von Guterres forderte, bekam dieser Rückendeckung von der deutschen Bundesregierung: „Ich habe nicht das Gefühl, dass solche Rücktrittsforderungen im Augenblick angebracht sind“, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit, und weiter: „Der UN-Generalsekretär hat natürlich das Vertrauen der Bundesregierung.“
Israels Botschafter kritisiert Begriff „Flächenbrand“
Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kritisiert die Verwendung des Begriffs „Flächenbrand“ in der Diskussion über die geplante Bodenoffensive gegen die Hamas in Gaza. Prosor sagte am Mittwochabend „Welt TV“: „Wenn Israel sich verteidigt, sind wir schuldig, dass wir einen Flächenbrand gemacht haben.“ Israel werde selbst entscheiden, wann es angreifen werde. Zunächst aber werde Israel alles versuchen, um die Geiseln zurück nach Hause zu bringen. Der Botschafter machte klar, dass es nicht um einen Verzicht auf die Bodenoffensive gehe: „Wir werden dafür sorgen, dass Hamas den Gazastreifen nicht mehr kontrollieren wird.“ Israel müsse klarmachen, dass es „solche Taten nie wieder gegen uns“ geben werde. +++
