Bericht: EZB-Politik kostet Sparer 200 Milliarden Euro

EZB

Frankfurt/Main. Die Nullzins-Ära kostet die Deutschen bis zum Jahresende knapp 200 Milliarden Euro: Das berichtet die "Welt am Sonntag" mit Verweis auf Berechnungen der DZ Bank, des Zentralinstituts der Volks- und Raiffeisenbanken. Rein rechnerisch habe jeder einzelne Bürger seit Beginn der Euro-Krise 2.450 Euro weniger in der Tasche. Der negative Effekt entgangener Sparzinsen wird demnach bei weitem nicht durch den positiven Effekt niedrigerer Kreditzinsen ausgeglichen.

Allein von 2010 bis 2015 büßten die Deutschen mit Tagesgeldkonten, Wertpapieren und Versicherungen 261 Milliarden Euro ein, berichtet die Zeitung weiter. In diesem Jahr kämen noch einmal 82 Milliarden Euro hinzu. Den insgesamt 343 Milliarden Euro stünden Zinsersparnisse, etwa beim Hausbau, in Höhe von lediglich 144 Milliarden Euro gegenüber. Für die Berechnungen verglich die DZ Bank die stetig gesunkenen Durchschnittszinssätze für Einlagen, Anleihen und Lebensversicherungen in den Jahren seit 2010 mit den mehrjährigen Durchschnittswerten der Vorkrisenzeit. Die größten Zinseinbußen gab es demnach auf Konten und Sparbüchern. Dort haben die Deutschen mehr als zwei Billionen Euro liegen.

Die Unionsparteien, vor allem die CSU, schlagen deshalb scharfe Töne gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) an. "Die EZB fährt einen hochriskanten Kurs", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der Zeitung. Die EZB setze, indem sie die Zinsen so niedrig halte, ein fatales Signal: "Nämlich, dass Vorsorge und Sparen keinen Sinn haben." Auch CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer spricht von "einem Angriff auf den kleinen Sparer". Statt nachhaltigen Vermögensaufbaus gebe es Investitionsblasen und übermäßige Verschuldung. Die CSU-Landesgruppenchefin in Berlin, Gerda Hasselfeldt, fordert deshalb, dass Deutschland in der EZB mehr Stimmrechte erhält - "entsprechend seines Kapitalanteils". +++ fuldainfo


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1 Kommentar

  1. Vor dem Hintergrund einer derartig erfolglosen EZB-Geldpolitik wäre ein "Erbarmungswürdig-Aufschrei" von Finanzminister Schäuble angebracht. Ich habe aber bisher nichts dergleichen vernommen. Ach ja: das wäre ja gegen seine "Schwarze-Null-Politik". Denn die EZB-Geld-Politik" ist offensichtlich wesentlicher Bestandteil von Schäubles Konzept. Und den Bürgern wurde das schmackhaft gemacht durch das Versprechen: "keine Steuererhöhung "! Rentner und Sparer verlieren aber Geld! Das kann dann wohl nur ein Versprechen für die wohlhabendere Oberschicht gewesen sein. Er ist eben ein: "falscher Fuffziger", unser Finanzminister!
    Da findet durch die aktuelle EZB-Politik (Fluten der Finanz-Märkte mit frischem Geld, negative Zinsen) die größte Umverteilung bei Sparern und Rentnern seit der Währungsreform von 1948 statt, und Wirtschaft/wirtschaftsnahe Politikkreise warnen: aber nicht vor einer Verarmung von Sparern und Rentnern, sondern vor "weiteren" Belastungen der Wirtschaft (Mindestlohn, mehr Rentengerechtigkeit, Frauenquote, Mietpreisbremse, Regelung der Leiharbeit, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ..). Aber: "Die deutsche Wirtschaft wächst wie seit Jahren nicht mehr!" Wie wäre es, mal die aktuellen Entlastungen der Wirtschaft (geringere Finanzierungskosten, günstigere Exportbedingungen wegen EURO-Verfall, Steueroptimierung über Off Shore-Konstrukte ...) und das weitere Pampern der Finanzwirtschaft zu loben. Stattdessen wird bekannt, dass jetzt auch noch - zumindest in Frankreich und Italien - durch die EZB klammheimliche Staatsfinanzierung betrieben wird.
    Verkehrte Welt?

    Man könnte das auch ganz anders ausdrücken:
    Die EURO-Rettungsschirme dienten und dienen in erster Linie dazu, die Verluste der Finanzbranche, die sich in EURO-Ländern wie Griechenland verzockt hatte, zu sozialisieren, d.h. den Steuerzahlern aufzubürden. Was sind die EURO-Rettungspakete demnach anderes als wieder einmal die Wirtschaft, insbesondere aber die Finanzbranche zu pampern, die doch eigentlich im Nachgang der Finanzkrise noch in großer Schuld gegenüber den Staaten und deren Steuerzahler steht. Und die Wohlhabenden werden u.a. auch durch die EURO-Rettungspolitik weiterhin noch reicher. Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen? Haben denn unsere Volkswirte keine anderen Methoden in petto, als immer wieder Programme zulasten der Mittelschicht und der Geringverdiener, Unvermögenden, Rentner vorzuschlagen? Insofern sind Piketty und auch Weidmann immerhin ein Lichtblick!
    Hört mal an, was Singer Songwriter Sigismund Ruestig dazu zu sagen bzw. zu singen hat:
    http://youtu.be/QqoSPmtOYc8
    http://youtu.be/QGOx8I0COYg
    Viel Spaß beim Anhören!

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