Bericht: Bundestrojaner kaum brauchbar

Berlin. Die neue Spähsoftware des Bundeskriminalamts (BKA), der sogenannte Bundestrojaner, ist offenbar in der Praxis derzeit kaum brauchbar. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, kann die Software, mit der Polizei- und Verfassungsschutz Terroristen und andere Schwerkriminelle ausforschen sollen, bislang beispielsweise Chatprogramme wie Whatsapp oder Telegram nicht knacken.

Internet-Telefonie könne über Skype zwar aufgezeichnet werden, allerdings nur dann, wenn Skype auf den betroffenen Computern mit Windows-Betriebssystem verwendet werde. Für Mobiltelefone sei der aktuelle Trojaner nicht konzipiert. Aus Ermittlerkreisen heißt es der Zeitung zufolge, die Spähsoftware sei damit nahezu unbrauchbar, da viele Terrorverdächtige oder Drogendealer nicht über Computer sondern per Smartphone mit Chat- und Messengerdiensten kommunizieren würden. Das Bundesinnenministerium wollte sich auf Anfrage der Zeitung dazu nicht äußern. "Ich bitte um Verständnis, dass wir Ihnen keine detaillierten Informationen zu technischen Fähigkeiten und ermittlungstaktischen Verfahrensweisen der Sicherheitsbehörden geben können", sagte eine Sprecherin. Wie hoch die Anschaffungskosten des Trojaners waren, wollte das Ministerium nicht mitteilen. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert eine Grundsatzdebatte zu digitalem Datenschutz bei Ermittlungen gegen Straftäter. "Wir brauchen beim begründeten Tatverdacht einer schweren Straftat und nach einer richterlichen Anordnung die Möglichkeit auf sämtliche Formen der digitalen Kommunikation zugreifen zu können", sagte der BDK-Bundesvorsitzende André Schulz der "Welt am Sonntag".

Aufgrund der politischen Vorgaben sei die Polizei zu "zeit- und kostenintensive Bastellösungen" gezwungen, so Schulz. "So werden Steuergelder in Millionenhöhe verschwendet." Der offiziell als "Quellen-Telekommunikationsüberwachung (TKÜ)" bezeichnete Trojaner war am 22. Februar durch das Innenministerium offiziell freigegeben worden. Nachdem eine Vorgänger-Version im Jahr 2011 als gesetzeswidrig eingestuft wurde, hatte das BKA drei Jahre lang an der Entwicklung einer neuen Version gearbeitet. Die Vorgängerversion der Firma "DigiTask" war aus dem Verkehr gezogen worden, weil sie potenziell in der Lage war, Kommunikation umfassender zu überwachen, als gesetzlich erlaubt war. Daraufhin wurde entschieden eine neue Version vom BKA programmieren zu lassen. Zusätzlich wurde zudem eine weitere Trojaner-Software in Auftrag gegeben. +++ fuldainfo


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2 Kommentare

  1. Es ist doch immer wieder beruhigend, zu sehen, wie schlecht die sog. Internetüberwachung oder eben auch der Bundestrojaner arbeitet.

    Dass man einen Auftrag für eine Spähsoftware vergibt, die eh nur auf dem PC und dort nur unter ganz bestimmten Bedingungen läuft, zeigt, wie weltfremd und unfähig hier Steuergelder verschwendet werden.

    Na das kann ja heiter werden!

    Liebe Terroristen! Bitte benutzt doch einen Windows 7 PC, wenn ihr demnächst wieder Bomben bastelt ;-)

    Weiterhin fröhliche Überwachung wünscht die kleine Feder ;-)

  2. Warnung!
    Kaum beachtet, wurde kürzlich der sogenannte Bundes-Trojaner von De Maizieres Innenministerium freigegeben. Voraussetzung für dessen Einsatz ist freilich, dass der Trojaner auf den PC des "Auszuspionierenden" gelangt. Natürlich ist es im Interesse der Sicherheitsbehörden, dass die PCs vieler, möglichst aller, Bundesbürger von diesem Trojaner "infiziert" sind. Nur dann kann der Trojaner, wann immer von den Sicherheitsbehörden gewünscht, unbemerkt an- bzw. abgeschaltet werden. "Erfreulicherweise" (aus Sicht der Sicherheitsbehörden) gibt es das ebenfalls De Maizière unterstehende Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Es ist in der Vergangenheit der breiten Öffentlichkeit dadurch aufgefallen, dass es "angebliche" Virenschutz/Abwehrprogramme zum Download für Jedermann bereitgehalten hat, wofür auch medial im großen Stil geworben wurde.
    Ach ja, da war noch etwas (streng vertraulich): bei der Entwicklung des Bundes-Trojaners soll auch das BSI beteiligt gewesen sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
    Mein Rat: ignorieren sie künftig einfach das BSI!
    Alles nur geträumt?
    Sigismund Ruestig hat den Traum geträumt.
    Lasst Euch anstecken!

    http://youtu.be/v1kEKFu6PkY
    http://youtu.be/pcc6MbYyoM4
    http://youtu.be/_a_hz2Uw34Y

    Übrigens: Dass der Bundestroyaner derzeit von Fachleuten als unbrauchbar eingestuft wird, gibt grundsätzlich keine Entwarnung. Es zeigt lediglich die Unfähigkeit des verantwortlichen Innenministeriums und seines Ministers De Maizière auf!

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