Behörden gelingt Schlag gegen Kinderpornografie-Plattform

Die Plattform war international ausgerichtet

Den Behörden in Deutschland ist ein Schlag gegen eine international ausgerichtete Kinderpornografie-Plattform gelungen. Drei mutmaßliche Verantwortliche und Mitglieder der kinderpornografischen Darknet-Plattform mit der Bezeichnung „Boystown“ wurden festgenommen, teilte das Bundeskriminalamt am Montag mit. Zudem erfolgten auf Ersuchen der deutschen Strafverfolgungsbehörden die Durchsuchung und Festnahme eines weiteren mutmaßlichen Bandenmitglieds in Paraguay.

Insgesamt hatten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) sowie das BKA Mitte April wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Inhalte sieben Objekte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg durchsucht. Die Plattform „Boystown“ existierte seit mindestens Juni 2019 und war ausschließlich über das Darknet zu erreichen. Zuletzt zählte sie mehr als 400.000 Mitglieder. Die Plattform war international ausgerichtet und diente dem weltweiten Austausch von Kinderpornografie durch Plattform-Mitglieder, wobei hauptsächlich Missbrauchsaufnahmen von Jungen ausgetauscht wurden. Das Forum der Plattform war dabei in verschiedene Bereiche unterteilt, um eine strukturierte Ablage und ein einfaches Auffinden der kinderpornografischen Inhalte zu ermöglichen. Unter den geteilten Bild- und Videoaufnahmen befanden sich auch Aufnahmen des schwersten sexuellen Missbrauchs von Kleinkindern. Neben dem Forenbereich existierten zwei angegliederte Chatbereiche, die der Kommunikation der Mitglieder untereinander und dem Austausch kinderpornografischer Missbrauchsaufnahmen von Jungen und Mädchen dienten. Für diesen Zweck waren verschiedene Sprachkanäle eingerichtet, um den Mitgliedern die Kommunikation zu erleichtern. Die operativen Maßnahmen richteten sich gegen vier deutsche Staatsangehörige im Alter von 40 bis 64 Jahren. Bei den drei Hauptbeschuldigten handelt es sich um einen 40 Jahre alten Mann aus dem Kreis Paderborn, einen 49 Jahre alten Mann aus dem Landkreis München und einen 58 Jahre alten, aus Norddeutschland stammenden Mann, der seit mehreren Jahren in Südamerika lebt.

Den drei Männern wird vorgeworfen, die kinderpornografische Plattform als Administratoren betrieben zu haben. In dieser Funktion sollen sie maßgeblich mit der technischen Umsetzung der Darknet-Seite, der Einrichtung und Wartung der Serverstruktur und der Mitgliederbetreuung auf der Plattform beschäftigt gewesen sein. Zudem erhielten die Mitglieder der Plattform von ihnen Sicherheitshinweise für das sichere Surfen auf „Boystown“, um das Entdeckungsrisiko vor den Strafverfolgungsbehörden zu minimieren. Gegen den weiteren Beschuldigten, einen 64 Jahre alten Mann aus Hamburg, besteht der Verdacht, sich im Juli 2019 als Mitglied registriert zu haben und – als einer der aktivsten Nutzer der Plattform – über 3.500 Beiträge gepostet zu haben. Die Beschuldigten wurden nach Durchsuchungen ihrer Wohnräumlichkeiten  festgenommen und befinden sich aufgrund der Haftbefehle des Amtsgerichts Frankfurt am Main seit dem 14. bzw. 15. April in Untersuchungshaft. Für den Beschuldigten in Paraguay liegt ein internationaler Haftbefehl des Amtsgerichts Frankfurt am Main vor, auf dessen Grundlage die Auslieferung des Tatverdächtigen nach Frankfurt am Main erfolgen soll. Im Anschluss an die Durchsuchungsmaßnahmen wurden das kinderpornografische Forum und weitere Chatplattformen abgeschaltet.

Justizministerin Eva Kühne-Hörmann äußerte sich sehr erfreut über den Schlag gegen die organisierte Kinderpornografieszene: „Den Staatsanwältinnen und Staatsanwälten der ZIT ist ein phantastischer Ermittlungserfolg bei der Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gelungen. Mit der Abschaltung der widerwärtigen Plattform ‚BOYSTOWN‘ haben die hessischen Ermittler erneut unter Beweis gestellt, dass die Strafverfolgung auch im Darknet funktioniert und Straftäter sich auch dort nicht sicher fühlen können. Bereits bei den erfolgreichen Ermittlungen gegen das Kinderpornografieportal ‚Elysium‘ hat die ZIT ihr außerordentliches Können unter Beweis gestellt. Den Staatsanwältinnen und Staatsanwälten der ZIT danke ich für ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit und spreche ihnen dafür meine höchste Anerkennung aus.“ +++