Bauernverband verlangt Termin für Neustart von Tönnies-Werk

Otte-Kinast will "Systemwechsel" bei Fleischerzeugung

Die andauernde Schließung der Fleischfabrik Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück stellt die Landwirtschaft vor wachsende Probleme. „Die Bauern brauchen Planungssicherheit“, sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, dem „Handelsblatt“. Daher müsse jetzt ein Starttermin für die Wiederaufnahme des Schlachtbetriebs festgelegt werden. Das sei dringend nötig, da jeder zusätzliche Tag den Betrieben große Probleme bereite. Schlachtwirtschaft und Schlachtviehvermarkter müssten sicherstellen, dass die schlachtreifen Tiere verteilt werden, sagte Krüsken weiter. „Die Fleischwirtschaft muss jetzt die notwendigen Hygienemaßnahmen mit Hochdruck umsetzen.“ Derzeit können aufgrund der Schließung von Tönnies nach Angaben des Bauernverbandes 70.000 Schweine pro Woche nicht geschlachtet werden.

Otte-Kinast will „Systemwechsel“ bei Fleischerzeugung

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat sich für einen grundsätzlichen Wandel bei Fleischproduktion und -konsum ausgesprochen. Man brauche einen „Systemwechsel“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Corona-Pandemie mache deutlich, dass es so wie bislang künftig nicht weitergehen könne, man müsse „weg von immer größer und immer mehr“. Otte-Kinast beklagte, dass es teilweise ganze Landkreise in Niedersachsen gebe, in denen kein einziger Schlachter mehr zu finden sei. Das erschwere nicht nur regionalen Konsum, sondern verlängere auch Tiertransporte. Sie sagte: „In jeden Landkreis gehört ein Schlachthof.“ Die Bundesregierung müsse vor diesem Hintergrund strenge Auflagen für kleinere Betriebe auf den Prüfstand stellen. Es gelte, regionale Wertschöpfungsketten zu ermöglichen. Otte-Kinast stellte sich indes hinter das von der Bundesregierung angekündigte Werkvertragsverbot in der Fleischwirtschaft. „Ich bin absolut dafür und  hoffe, dass das so gelingt. Das ist ein unhaltbarer Zustand, was da in und um die Schlachthöfe passiert.“ Otte-Kinast sagte, sie habe den Eindruck, das sei auch der Branche klar geworden, sie erhalte viele Zuschriften mit entsprechenden Zusagen von Fleischunternehmern, Personal fest anzustellen. „Wer am Markt bestehen will, muss sich ändern. Allein auf Freiwilligkeit will ich hier aber nicht setzen.“ Die CDU-Politikerin sprach sich auch für eine stärkere Ernährungsbildung bei Kindern und Jugendlichen aus. „Ich komme aus der Generation Sonntagsbraten. Wir wissen Fleisch nicht nur wertzuschätzen, sondern auch ordentlich zuzubereiten.“ Dieses Wissen müsse auch jüngeren Generationen vermittelt werden. Die Verbraucher müssten sich generell fragen: „Wollen wir diese Art der Fleischproduktion? Wollen wir diese Menge an Fleischverbrauch? Ich denke nicht.“ +++