Der Deutsche Bauernverband geht in diesem Jahr von einer stark unterdurchschnittlichen Getreideernte aus. Die 40-Millionen-Tonnen-Marke beim Getreide werde in diesem Jahr mit 39,3 Millionen Tonnen verfehlt, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Erntebilanz des Verbands. Im Vorjahr wurden noch rund 42 Millionen Tonnen Getreide geerntet.
Der seit zehn Jahren anhaltende Abwärtstrend der Erntemengen setzt sich damit wohl fort. Sowohl die Erntemengen als auch zum Teil die Qualitäten haben laut Verband in einigen Regionen unter den wiederkehrenden und zum Teil sehr starken Niederschlägen massiv gelitten.
Nach den aktuellen Zahlen liegt die Erntemenge beim Weizen mit 18,0 Millionen Tonnen deutlich unter der des Vorjahres (2023: 21,2 Millionen Tonnen). Aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen zur Aussaatzeit im Herbst ist die Anbaufläche von Winterweizen in diesem Jahr um rund 330.000 Hektar zurückgegangen, was einer der Gründe für die geringe Erntemenge ist. Aber auch die erneut gesunkenen Hektarerträge spiegeln den Abwärtstrend beim Winterweizen wider.
Bei der Wintergerste liegt die diesjährige Erntemenge mit 8,9 Millionen Tonnen ebenfalls unter der Vorjahresmenge von 9,5 Millionen Tonnen. Die Winterrapsernte 2024 liegt mit einem Durchschnittsertrag von 33,8 dt/ha auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie im Vorjahr (33,5 dt/ha). Durch eine geringere Anbaufläche ist zudem die Gesamterntemenge beim Raps auf 3,7 Millionen Tonnen gesunken (2023: 3,9 Millionen Tonnen).
Die Herbstkulturen wie Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln sowie Gemüse konnten hingegen größtenteils von den Niederschlägen profitieren. Insbesondere die Kartoffeln leiden laut Bauernverband jedoch stark unter Kraut- und Knollenfäule. Und auch bei den Zuckerrüben treten neue Krankheiten wie Stolbur oder das Syndrome Basses Richesses (SBR) vermehrt auf.
Im Obstbau sind derweil erhebliche Schäden, vor allem durch Spätfröste zu verzeichnen. Zudem sorgten Restriktionen beim Pflanzenschutz sowie der Mindestlohn für eine „schwierige Gesamtsituation“, so der Verband. Beim Wein wird nach ersten Schätzungen über die Anbaugebiete hinweg ebenfalls eine unterdurchschnittliche Menge erwartet.
„Eine extrem nasse Witterung von Herbst bis Frühsommer, fehlende Sonne und schließlich immer wieder Niederschläge zur Erntezeit, die die Mähdrescher häufig ausbremsten – all das hat unsere Bauern in diesem Jahr vor enorme Herausforderungen gestellt“, sagte `der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. „Hinzu kommen teilweise Frostschäden zur Blütezeit bei Raps sowie im Obst- und Weinbau.“
Die stark unterdurchschnittliche Getreideernte zeige einmal mehr „die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und verfehlter gesetzgeberischer Vorgaben“, so Rukwied. „Um Erträge und Qualitäten auch in Zukunft zu sichern, müssen praxisferne und nicht-praktikable Vorgaben gestrichen werden.“ Es könne etwa nicht sein, dass Qualitätsweizen nachgefragt werde, die Landwirte aber „aufgrund immer neuer Vorschriften“ nur noch Futterweizen erzeugen könnten. +++