Bauernpräsident will nicht von „Höfesterben“ sprechen

Lage bei den Schweinehaltern kritisch

Obwohl rund 5.000 bäuerliche Betriebe pro Jahr in Deutschland schließen und die Tendenz zu Großbetrieben weiter steigt, will der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, nicht von einem „Höfesterben“ sprechen. Die Entwicklung sei „durchaus verträglich“ und entspreche dem natürlichen „Strukturwandel“, sagte Rukwied der Wochenzeitung „Die Zeit“. Auch veränderte Lebensentwürfe trügen dazu bei. „Ein Teil der Bauernkinder sieht keine ökonomischen Zukunftsperspektiven in der Landwirtschaft.“

Als kritisch betrachtet der oberste Bauernvertreter hingegen die Lage bei den Schweinehaltern. Deren Zahl habe sich in weniger als zehn Jahren halbiert, sagte Rukwied. Er macht dafür vor allem neue Umweltauflagen verantwortlich, die den Landwirten hohe Investitionen für Ställe und Gülledepots abverlangten. Skeptischer äußerte sich Folkhard Isermeyer, Präsident des bundeseigenen Thünen-Instituts für Agrarforschung, angesichts des Höfeschwundes: „Bringt dieser Strukturwandel, der immer nur eine Richtung kennt, wirklich ein Ergebnis, das die Gesellschaft zufriedenstellt?“, fragte der Agrarökonom in der „Zeit“.

Er verwies auf die Sympathie der Bevölkerung für Familienbetriebe, Ökolandbau und Regionalität. „Muss die Politik dann nicht auf diese Präferenz reagieren?“, so Isermeyer. Vielleicht seien die Vorteile der Vielfalt auch für das Leben in den Gemeinden größer als jene, die man erziele, „wenn man das letzte bisschen Effizienz in der Produktion herausholt“. +++