
In seiner Pfingstpredigt hat Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, das Atmen als zentrales Bild für das Leben, die Gemeinschaft und den Glauben in den Mittelpunkt gestellt. Vor Gläubigen im Limburger Dom sprach der Bischof über die spirituelle und existenzielle Dimension des Atems – als Geschenk Gottes, als Ursprung des Lebens und als Verbindung zwischen Mensch und Schöpfer.
„Leben heißt atmen und atmen heißt leben“, sagte Bätzing in seiner Predigt. Der Atem sei nicht nur die physische Grundlage des Daseins, sondern ermögliche auch Sprache, Gesang, Lachen und zwischenmenschliche Nähe. „Was unseren menschlichen Leib lebendig hält, dient der Pflege unserer Beziehungen und dem sozialen Miteinander“, betonte der Bischof. Der Mensch sei nicht dafür geschaffen, sich nur um sich selbst zu drehen. Wachstum, Kommunikation und Gemeinschaft seien wesentliche Bestandteile eines erfüllten Lebens.
Dabei stellte Bätzing eine direkte Verbindung zwischen dem Atem und der Gottesbeziehung her. Gebet, Lobpreis und Meditation seien Ausdrucksformen, in denen der Mensch seinen Atem auf Gott richte. „Auch Gott atmet – und indem er uns seinen Lebensatem einhaucht, werden wir lebendig“, sagte der Bischof mit Blick auf den biblischen Schöpfungsbericht. Diese göttliche Lebensenergie verleihe dem Menschen Würde und zeige seine Verwandtschaft mit Gott.
Gleichzeitig erinnerte Bätzing an die Vergänglichkeit des Lebens. Der erste und letzte Atemzug markierten Anfang und Ende der irdischen Existenz. „Gott gibt nicht nur unser Leben, er lässt es auch vergehen“, sagte er. Diese Realität des Vergehens sei schwer zu akzeptieren, insbesondere angesichts des göttlichen Ursprungs des Lebens. Die theologische Antwort darauf: Der Mensch habe sich in Freiheit von Gott entfernt – und dadurch sei die Verbindung zu ihm unterbrochen worden.
Doch in der christlichen Hoffnung liegt eine Wende. „Durch den Tod und die Auferstehung Jesu wurde dieser Bruch überwunden“, so Bätzing. Jesus, der seinen Geist am Kreuz aushauchte, habe nach seiner Auferstehung den Heiligen Geist in die Jünger eingehaucht – als Beginn eines neuen Lebens und als Geburtsstunde der Kirche.
Zum Pfingstfest, das die Ausgießung des Heiligen Geistes feiert, rief Bischof Bätzing die Gläubigen dazu auf, diesen göttlichen Atem nicht nur als Lebensgrundlage, sondern als Auftrag zur Gemeinschaft, Nächstenliebe und geistlicher Erneuerung zu verstehen.
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