Babak Rafati: Schiedsrichter brauchen andere Fehlerkultur

Berlin. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati, der vor einem Spiel im November 2011 einen Suizidversuch begangen hat und nur knapp gerettet werden konnte, hat Kritik am Umgang mit den Unparteiischen geäußert. „Es hat sich nicht viel verändert im Umgang mit den Schiedsrichtern“, sagte Rafati mit Blick auf seine aktive Zeit. Allerdings sei der mitunter rüde Umgang mit den Referees auch zum Teil hausgemacht. „Aus meiner neuen Perspektive heraus muss ich sagen, dass wir Schiedsrichter an manchem Missstand auch nicht ganz unschuldig sind“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

Die Szene sei „ein ziemlich verschlossener Zirkel“. Auch er sei zu seiner aktiven Zeit den falschen Weg gegangen: „Statt mich zu öffnen und Kritik anzunehmen, wurde ich immer verschlossener, bis hin zur Depression, was natürlich auch andere Gründe hatte. Aber so wurden wir ja quasi erzogen: keine Fehler zugeben, bei Kritik die Wagenreihen schließen.“ Heute hält er das für einen Fehler. Rafati, der mittlerweile als Referent Vorträge über Leistungsdruck und Burn-out hält, hätte Ideen, wie das Ganze stressfreier für alle Beteiligten laufen könnte. Er plädiert für einen neuen, offeneren Umgang der Schiedsrichter mit der Öffentlichkeit – und mit sich selbst: „Wenn wir eine andere Fehlerkultur hätten, hätten wir auch ein anderes Standing.

Ich bin der Meinung, dass es besser wäre, sich nach Spielen hinzustellen und mögliche Fehler und Ursachen zu erklären.“ Was zum Beispiel spräche dagegen, den Schiedsrichter neben den beiden Trainern in die Pressekonferenz zu setzen? So könnten die Unparteiischen um Verständnis werben und „einfach zeigen, dass wir Menschen sind, die Fehler machen“, glaubt Rafati: „So aber arbeiten wir ständig im Verteidigungsmodus.“ +++ fuldainfo