Auftakt für die Fachkräftestrategie Region Fulda

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Bei der Auftaktveranstaltung der Fachkräftestrategie Region Fulda (von links): Ulrich Nesemann (Projektleiter), Harald Persch (Stellvertretende Amtsleitung Staatliches Schulamt), Dag Wehner (Bürgermeister Fulda), Eva Wolff (Projektkoordinatorin), Landrat Bernd Woide, Marion VanCuylenburg (Amtsleitung Staatliches Schulamt), Hermann Vogt (Stellvertretender Geschäftsführer IHK), Waldemar Dombrowski (Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda), Prof. Dr. Claudia Kreipl (Vizepräsidentin Hochschule Fulda) und Christian Vey (Projektleiter). Foto: Lisa Laibach

Fachkräfte fehlen schon heute in allen Berufsbranchen. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen, sodass bis zum Jahr 2028 rund 9800 Fachkräfte im Landkreis Fulda fehlen werden. Der Landkreis Fulda und die Region Fulda haben deshalb gemeinsam mit zahlreichen Partnern eine Fachkräftestrategie erarbeitet, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll. „Der Fachkräftemangel ist ein Thema, das alle hier im Landkreis Fulda betrifft“, erklärt Landrat Bernd Woide bei der offiziellen Auftaktveranstaltung der Fachkräftestrategie. „Wir brauchen deshalb Netzwerke und Initiativen, die sich diesem Thema annehmen. Denn wir sind eine Region, die das schaffen kann. Die Strategie ist auf jeden Fall der Beginn für mehr.“

Wie sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren auf den Landkreis Fulda weiter auswirkt, erläuterte Lora Demivera vom Institut für Arbeit, Wirtschaft und Kultur (IWAK) aus Frankfurt. Neben singulären Einflüssen – wie der Corona-Krise oder der Ukraine-Krieg – haben insbesondere vier Mega-Trends Einfluss auf den Arbeitsmarkt: Dekarbonisierung, Demografie, Digitalisierung und Deglobalisierung. Vor allem das Thema Demografie ist laut Demivera beim Thema Fachkräftemangel entscheidend. „Jedes Jahr werden mehr als 2000 Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Einen Pik wird es im Jahr 2030 geben: Dann werden 2868 Personen im Landkreis Fulda aus dem Arbeitsleben austreten.“ Dies sei vor allem auf die Generation der Babyboomer zurückzuführen, die dann aus dem Arbeitsleben ausscheiden und in Rente gehen. „2028 werden im Landkreis Fulda 9760 Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt fehlen – zusätzlich zu den bereits jetzt bestehenden Defiziten und fehlenden Fachkräften“, so Demivera. Wichtig ist deshalb laut Demivera die Ausbildung, Qualifizierung und Umschulung von Fachkräften. „Ich begrüße deshalb sehr, was Sie hier im Landkreis Fulda machen und organisieren. Das ist der absolut richtige Weg, damit Unternehmen gerüstet sind.“ Was es mit der Strategie im Landkreis Fulda auf sich hat, erläuterten Christian Vey und Ulrich Nesemann, die beiden Leiter des Projekts. „Initialzündung war das Ergebnis einer Zukunftsstudie aus dem Jahr 2021. Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir dem Fachkräftemangel im Landkreis Fulda begegnen müssen. Wir wollen das Problem nicht nur erkennen, sondern etwas dagegen tun. Dafür haben wir fünf Handlungsfelder definiert“, so Vey und Nesemann. Die fünf Handlungsfelder sind: Nachwuchskräfte, Berufsgruppen, Internationale Arbeitskräfte, Transformation sowie Potentiale. Koordiniert wird die Fachkräftestrategie Region Fulda von Eva Wolff, Mitarbeiterin des Landkreises Fulda.

Im Handlungsfeld Nachwuchskräfte betreut Julian Heins das Projekt Azubi Region Fulda. „Wir wollen das Thema Ausbildung im Landkreis Fulda gemeinsam denken“, so Heins. Dazu sollen vor allem der Übergang von der Schule zum Beruf beleuchtet und Ausbildungsinteressierte frühzeitig an die Region gebunden werden. Teil der Azubi Region Fulda sind unter anderem die Plattform www.azubi.region-fulda.de, auf der sich junge Menschen informieren und Unternehmen präsentieren können, sowie Aktionen wie die Bildungsmesse, die Nacht der Ausbildung und die Praktikumswoche. Zwei Projekte werden aktuell im Handlungsfeld Berufsgruppen umgesetzt: Der Fuldaer Pflegetisch und die Zukunftswerkstatt Sozialwesen. Da in diesen Bereichen bis 2028 mehr als 1000 Fachkräfte fehlen werden, soll diesen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Den Fuldaer Pflegetisch betreut Michael Bernhard. „Wir wollen zeigen, dass die Pflege mehr ist als waschen und füttern. Durch die Generalisierung der Ausbildung sind die Fachkräfte gut aufgestellt und haben viele Möglichkeiten in ihrem beruflichen Werdegang“, erläutert Bernhard. Für den Bereich Sozialwesen ist Carolin Grysho die Ansprechpartnerin. Auch diese Branche sei häufig mit Vorurteilen behaftet, aber es habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. „Mittlerweile gibt es eine Vergütung in der Ausbildung. Das ist eine wichtige Änderung“, erklärt Grysho. Zudem handle es sich um eine breite Ausbildung, die nicht nur zur Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen, sondern beispielsweise zu der Arbeit mit Jugendlichen befähige.

Florian Hütsch und Julian Bolz betreuen die Anwerbung und Integration im Handlungsfeld Internationale Arbeitskräfte. Florian Hütsch erklärt, dass Gespräche mit Unternehmen geführt wurden, die bereits Fachkräfte aus dem Ausland anwerben. Aus diesen Gesprächen haben sich fünf Kernthemen für Unterstützungsbedarfe ergeben: 1. Die branchenübergreifende Anwerbung, 2. Schulung von Personalverantwortlichen und Multiplikatoren bspw. im Bereich Ausländerwesen, 3. Onboarding (zielgerichtete Integration) in Unternehmen und die Region, 4. Wohnen, 5. Stellenbörse zur Arbeitsvermittlung (für die Partnerin oder den Partner, die ebenfalls eine berufliche Perspektive in Deutschland benötigen). Spezielle Informationen für Fachkräfte aus dem Ausland sowie für Unternehmen, die für die Anwerbung von ausländischen Fachkräften Informationen benötigen, werden auf der Plattform www.integration-fulda.de zur Verfügung gestellt, wie Sonja Gutermuth aus dem Integrationsbüro bei der Auftaktveranstaltung erklärte. Das Projekt #FDmobil im Handlungsfeld Transformation wird von Daniela Rothkegel betreut und setzt seinen Schwerpunkt in der Automobilbranche, in der es bereits viele Veränderungen gab und künftig auch geben wird. „Wir möchten schauen, welche Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen es in der Region gibt und wie wir diese Stärken nutzen oder Schwächen weiter stärken können“, so Rothkegel. Das Handlungsfeld Potentiale befindet sich derzeit im Aufbau. Ein Projekt, das sich mit Frauen in der Arbeitswelt, dem Wiedereinstieg in das Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt, befindet sich aktuell im Aufbau. Unternehmen, die sich für bestimmte Themen interessieren, können hier Kontakt aufnehmen.

Die Partner im Projekt: Landkreis Fulda, Stadt Fulda, Industrie- und Handelskammer Fulda, Kreishandwerkerschaft Fulda, Region Fulda GmbH, Staatliches Schulamt Fulda, Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, Hochschule Fulda. +++