Audi A7 Sportback: Mit progressivem Gesicht die Märkte überzeugen

Acht Jahre schon gibt es einen Audi A7

Audi A7 Sportback. Foto: Axel F. Busse

Fulda. Ein abgeflachtes Plateau, steile, fast senkrecht aufsteigende Felswände und der spitze Winkel, in dem der Regen auf das Wahrzeichen der südafrikanischen Metropole Kapstadt einprasselt: Die Szenerie am Tafelberg passt so genau zur Designphilosophie des neuen Audi A7 Sportback, dass sich der Gedanke aufdrängt, Marc Lichte, Chefdesigner bei Audi, könne die Szenerie für den Neuen selbst ausgesucht haben. Anderen Audianern dürfte die Idee ebenfalls gefallen haben. Setzt sie doch den Audi, die Geographie und die Hoffnung auf bessere Zahlen in Bezug.

Der neue Audi A7 soll mit seiner progressiven Designsprache Vielseitigkeit, Fahr- und Bedienkomfort samt Sportlichkeit zeigen. So soll das moderne Markengesicht von Audi in Zukunft aussehen. Das ist der Plan: Die neue Generation des viertürigen Coupés soll als erstes Zugpferd 2018 für die Marke mit den vier Ringen im weltweiten Wettbewerb wieder zu einem Erfolgsjahr werden lassen. Im Januar hat das ja schon gut funktioniert. Die Ingolstädter lieferten mit fast 150 000 Autos rund ein Fünftel mehr Autos aus als im Januar 2017. Und in der Sorgenregion China begann der erste Monat 2018 mit einem Zuwachs um 73,0 Prozent.

Im vergangenen Jahr hatte China Anlass zur Sorge gegeben. So kam Audi erst spät in Schwung. Zum Jahresende hatte die Marke mit 1,88 Millionen verkauften Autos gerade noch ein knappes Absatzplus geschafft. Die Wettbewerber lagen deutlich darüber: Die Kernmarke BMW konnte 2,09 Millionen Autos absetzen, Mercedes-Benz sogar 2,29 Millionen Einheiten.

Doch nach den Zuwachsraten in vielen Regionen ließ der Absatz in Europa auch im Januar 2018 noch Luft nach oben bei einem Rückgang des Europa-Geschäfts um 2,2 Prozent. Audi braucht also mehr und neue Kunden. Da soll der A7 soll mit seinem progressiven Gesicht weltweit vorausfahren. Doch die Ansprüche auf den einzelnen Absatzmärkten könnten kaum unterschiedlicher ausfallen. Die Probleme in China hatten zwar etwas mit den Vertragspartnern zu tun und nichts mit dem Alter der Käufer. Doch bietet das Durchschnittsalter der Käufer ein treffendes Beispiel für die Unterschiede in den Märkten. In China liegt es in der Klasse des A7 im Schnitt bei 35 Jahren, in Europa oberhalb 50 Jahren. Für China zählen Elemente wie Chromverzierungen und Farbe im Design und viel Raum für die Sitze in der zweiten Reihe. Denn wohlhabende Chinesen lassen sich chauffieren.

Zuviel Farbe und zu opulenter Schmuck passen nicht zu den Erwartungen der Europäer an ein Audi-Design. Außerdem hält ein Europäer es nicht für ehrenrührig, selbst am Lenkrad zu drehen. Ihm imponieren besonders qualitative Anmutung und Motorleistung. In Nordamerika hat vor allen das Prestige einer Marke Einfluss auf die Kaufentscheidung. Natürlich hat auch die Verteilung der Finanzkraft innerhalb der Länder Einfluss auf die anvisierten Zielgruppen: So sitzt die höchste durchschnittliche Kaufkraft in den USA, und vier von fünf Amerikaners wollen mit ihrem neuen fahrbaren Untersatz direkt vom Hof des Händlers starten zu können. Auch die Chinesen kaufen Ihr Auto direkt im Showroom des Händlers und bezahlen in aller Regel bar. Übrigens schickt der wirklich wohlhabende Chinese seinen Fahrer zum Autokauf. Er selbst hält sich weitgehend raus. Bestellen und warten wie in Europa ist in Amerika wie in China eher unüblich.

Mit der neuen Formensprache des A7, die Chefdesigner Marc Lichte bereits 2014 mit dem Concept Car Prologue in Los Angeles angedeutet hatte, will Audi in der Oberklasse nun die unterschiedlichen Erwartungen in den einzelnen Märkten überbrücken und Käuferschichten ansprechen, die sich besonders von Design und Innovation begeistern lassen. „Mit den großen Flächen, strukturiert durch scharfe Kanten und athletisch gespannte Linien, signalisiert der A7 aus jeder Perspektive Dynamik und Progressivität“, erklärt Frank Rimili, zuständig für das Exterieurdesign des Audi A7 Sportback. Das sind Attribute, die besonders in Nord Amerika und in Europa zählen. Die Linienführung im Profil soll an eine lange, geschwungene Linienführung einer Segelyacht erinnern. Das wiederum dürfte der chinesischen Kundschaft besonders gefallen.

Acht Jahre schon gibt es einen Audi A7. Ob sich dessen neue Generation der Straßenyacht aus Neckarsulm gegen die Konkurrenz erneut behaupten kann, bleibt abzuwarten. Aber hier am Tafelberg, unweit des Kaps der guten Hoffnung, bemüht angesichts des neuen A7 keiner der Beteiligten den Zauber des Namens. Zuversicht statt Hoffnung prägen die Reaktionen auf das neue Markengesicht und seinen ersten Vertreter. +++ ampnet/oa