Archäologische Abteilung des Vonderau-Museums neu konzipiert

500.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Zeitraffer

Fulda. Die Archäologie genießt innerhalb der Sammlungen des Fuldaer Vonderau-Museums einen besonderen Ruf – schließlich war ja der Namensgeber des Regionalmuseums, Joseph Vonderau (1863-1951), zu seiner Zeit ein deutschlandweit anerkannter Experte auf dem Gebiet der Vor- und Frühgeschichtsforschung. Seine Funde bilden nach wie vor den Grundstock der archäologischen Sammlung. Jetzt wurde die Abteilung neu konzipiert und dabei auch unter anderem Exponate aus dem persönlichen Nachlass Vonderaus integriert, die der Stadt erst vor Kurzem von den Nachkommen übergeben worden waren. Am Mittwoch, 8. November, um 18 Uhr wird die neue Abteilung offiziell eröffnet. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.

Die Neukonzeption umfasst bewährte Exponate und Nachbauten wie etwa die plastische Darstellung eines Homo erectus in einer Rhöner Ur-Landschaft, aber auch etliche neue Ausstellungsstücke und Erläuterungen. Die Anordnung ist chronologisch, sodass am Anfang des Raumes – in unmittelbarer Nähe zu der Nachbildung des Steinzeitmenschen an seiner Feuerstelle – die ältesten Steinwerkzeugfunde aus dem Altpaläolithikum (etwa einfache Faustkeile, sogenannte Chopper, von Haimbach/Maberzell) zu sehen sind. Sie sind wohl mehr als 500.000 Jahre alt und gehören zu den ältesten Funden dieser Art in Deutschland. Am anderen Ende des Raumes sind dann Relikte aus dem Mittelalter zu finden, wie zum Beispiel zahlreiche Überbleibsel einer Klosterwerkstatt, die aus Horn Alltagsgegenstände wie Kämme hergestellt hat.

Die chronologische Anordnung erlaubt es, die Fortentwicklung der menschlichen Kulturtechniken anhand der erhaltenen Werkzeuge, Schmuckgegenstände und Waffen plastisch mitzuerleben. Daneben erzählen Knochenfunde von dem Alltagsleben der Menschen – von der raschen Abnutzung der Zähne durch Steinabrieb im Mehl, von schweren Verletzungen und tödlichen Krankheiten. Aus der mittleren und späten Bronzezeit (etwa 1600-1200 v. Chr.) sind Halsschmuck, Armreifen und Messer erhalten. Nachbildungen in der entsprechenden Vitrine zeigen eindrucksvoll, dass die Bronze einst goldschillernd und viel wertvoller aussah als die vom Grünspan angegriffenen Relikte, die man heute sieht.

Neben einer Vitrine, die original Arbeitsgeräte Vonderaus zeigt und seine streng wissenschaftliche Vorgehensweise dokumentiert, befindet sich im Zentrum des Raumes ein neues Modell, welches eine Alltagsszene am Osttor der keltischen Siedlung an der Milseburg idealtypisch zeigt. Die Nachbildung hat der Modellbauer Harald Neuber aus Haunetal-Hermannspiegel in rund 550 Arbeitsstunden geschaffen, der sich auf vor- und frühgeschichtliche Dioramen spezialisiert hat. Mit großer Liebe zum Detail hat er die Ringwallanlage mit den Palisadenstützwänden sowie die bäuerliche Lebenswelt der Keltenzeit nachgebildet. In dieses Modell sind nach Angaben des Stadt- und Kreisarchäologen Dr. Frank Verse, der zusammen mit Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Steffi Rößner auch für die Neukonzeptionierung der Sammlung verantwortlich ist, neueste Ergebnisse der Forschung zur Archäologie der Milseburg mit eingeflossen. +++ pm