Arbeitslosenzahl im August erneut gestiegen

Arbeitslosigkeit steigt in Osthessen moderat an

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im August erneut gestiegen. Im achten Monat des Jahres waren in der Bundesrepublik 2,955 Millionen Personen arbeitslos gemeldet und damit 636.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Gegenüber dem Vormonat stieg die Arbeitslosenzahl um 45.000. Die Arbeitslosenquote legte dabei um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent zu. „Die Arbeitslosigkeit hat im August im üblichen Umfang zugenommen; damit gab es wie schon im Juli keinen zusätzlichen coronabedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit“, sagte BA-Chef Detlef Scheele. Dennoch seien die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt weiterhin sehr deutlich sichtbar. Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, erhöhte gegenüber dem Vormonat um 11.000. Insgesamt lag die Unterbeschäftigung im August bei 3,689 Millionen Personen. Das waren 487.000 mehr als vor einem Jahr. Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften war zu Beginn der Coronakrise massiv zurückgegangen, aktuell hat sie sich auf niedrigem Niveau leicht erholt. Im achten Monat des Jahres waren 584.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, 211.000 weniger als vor einem Jahr. Saisonbereinigt erhöhte sich der Bestand der bei der BA gemeldeten Arbeitsstellen um 4.000.

Der Arbeitsmarkt in Ost- und Waldhessen

Die Arbeitslosigkeit in Ost- und Waldhessen ist im August moderat angestiegen. Derzeit sind 7.678 Menschen im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda arbeitslos – 100 mehr als im Juli. Bedingt durch die Auswirkungen der aktuellen Pandemie liegt die Arbeitslosigkeit um 32,5 Prozent höher als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt – wie im Vormonat – 4,0 Prozent (Vorjahr: 3,1 Prozent) und liegt damit deutlich unter dem Hessendurchschnitt von 6 Prozent. Besonders von der wirtschaftlichen Delle infolge der Corona-Pandemie betroffen sind weiterhin jüngere arbeitslose Menschen. Seit Mitte März (Beginn des Lockdowns) haben in den Landkreisen Fulda und Hersfeld-Rotenburg 1.750 junge Frauen und Männer ihren Job verloren. Rund ein Viertel dieser Personen wurden in dieser Zeit nach ihrer Ausbildung nicht vom Betrieb übernommen bzw. meldeten sich aus einem Ausbildungsverhältnis heraus arbeitslos. Zwar ist die Arbeitslosigkeit auf allen Qualifikationsebenen angestiegen, doch Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, weist darauf hin, dass ein fehlender Berufsabschluss ein Hemmnis bei der Vermittlung in den Arbeitsmarkt darstellt. „Wir werden mit den Menschen an ihren beruflichen Qualifikationen arbeiten. Dies dürfte sich aufgrund des Stellenrückgangs etwas schwieriger gestalten als in den vergangenen Jahren, aber wir werden jede Chance nutzen.“ Die Kurzarbeit ist nach wie vor das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument zur Stabilisierung der Beschäftigungsverhältnisse. Im August sind 24 Anzeigen von Betrieben auf Kurzarbeit eingegangen Seit Mitte März hat die Arbeitsagentur insgesamt 3.698 Anzeigen auf Kurzarbeit registriert, die sich auf 56.693 Beschäftigte beziehen. Da die Beantragung und Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes nachträglich erfolgt, wird erst in den nächsten Wochen und Monaten exakt feststehen, wie viele Beschäftigte tatsächlich von Kurzarbeit betroffen waren.

Der Arbeitsmarkt in Hessen

Die Effekte der Corona-Pandemie haben den hessischen Arbeitsmarkt immer noch fest im Griff. Mit über 208.000 arbeitslosen Frauen und Männern und einer Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent ist die Arbeitslosigkeit seit März dieses Jahres deutlich angestiegen. Das hohe Niveau der Finanzkrise wurde zwar bislang noch nicht erreicht, dennoch lag die Arbeitslosenquote das letzte Mal vor zehn Jahren in einem August bei 6,0 Prozent. „Ohne die Corona-Krise könnte man jetzt bei einer Quote von 4,4 Prozent liegen“, so Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. „Die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes hat sich seit März deutlich reduziert. Auf die Krise haben die Betriebe in den letzten Monaten aufgrund des Instruments der Kurzarbeit nur in geringem Umfang mit Entlassungen reagiert, jedoch weniger Stellen ausgeschrieben. Wer jetzt arbeitslos wird oder bereits ist, hat es deutlich schwerer wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Bestand an offenen Stellen sowie die monatlichen Stellenzugänge sind zum Vorjahr um über 30 Prozent gesunken. Die Betriebe agieren erkennbar zurückhaltend, wenn es um Neueinstellungen geht. Hinzu kommen erschwerend regionale Unterschiede. Das Rhein-Main-Gebiet hat wirtschaftlich stärker mit der Krise zu kämpfen als Nord- und Mittelhessen.“ Die Krise hat sich ebenfalls auf den Ausbildungsmarkt ausgewirkt: „Durch Corona haben sich die Entscheidungsprozesse merklich verzögert. Es wird sicherlich noch bis in den Oktober und November hinein verstärkt zu Stellenbesetzungen kommen. Einige Branchen haben aber auch die Handbremse gezogen und weniger Lehrstellen gemeldet. Insgesamt haben wir über 3.000 gemeldete Ausbildungsstellen weniger“, so Martin. Über die Hälfte des Anstiegs der Arbeitslosigkeit im August entfällt auf Arbeitslose unter 25 Jahren. Dazu gehören zu einem großen Teil Bewerber, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, aber auch Ausbildungsabsolventen. „Auch, wenn es immer noch mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gibt, spielt das regionale Ungleichgewicht auch hier eine Rolle. So gibt es beispielsweise in Fulda, Korbach oder Wetzlar eher einen Bewerbermangel, während in Offenbach oder im Taunus noch überdurchschnittlich viele junge Menschen suchen. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Mobilität vieler junger Menschen stark begrenzt ist und nur wenige bereit sind, ihre Heimatregion zu verlassen“, sagt Martin. +++