Berlin. Die Rentenpläne von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) belasten Steuer- und Beitragszahler offenbar viel stärker als bislang bekannt: Dies zeigen Berechnungen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), über die die "Welt" berichtet. Eine Umsetzung des von Nahles im November vorgelegten Gesamtkonzepts zur Alterssicherung verteuere die Rentenversicherung drastisch, heißt es demnach in dem BDA-Papier. "Beitrags- und Steuerzahler würden in 2045 gegenüber heute um 90 Milliarden Euro zusätzlich belastet werden."
Da auch in der Kranken- und Pflegeversicherung happige Beitragserhöhungen bevorstünden, sei mit einer "enormen Erhöhung der Sozialabgaben" von derzeit rund 40 Prozent des Bruttolohnes auf 55 Prozent im Jahr 2045 zu rechnen, warnen die Arbeitgeber. Insgesamt stelle Nahles` Rentenkonzept einen groben Verstoß gegen das Gebot der Generationengerechtigkeit da, schreibt die BDA. Denn "die demografisch bedingten Mehrbelastungen in der Rentenversicherung würden die Beitragszahler künftig neunmal stärker treffen als die Rentenbezieher." Denn während der Beitragssatz bis 2045 um ein Drittel ansteige, sinke das Rentenniveau lediglich um 3,7 Prozent. Allein der erwartete Beitragssatzanstieg um 6,2 Prozentpunkte bis 2045 bedeutet nach Berechnungen der Arbeitgeber eine zusätzliche jährliche Beitragslast von 70 Milliarden Euro. Hinzu komme noch eine Erhöhung des Bundeszuschusses in die Rentenkasse um 20 Milliarden Euro.
Denn zum einen sei der Bundeszuschuss - der 2017 bei gut 90 Milliarden Euro liegt - an die Beitragsentwicklung gekoppelt. Der Bund finanziert rund ein Drittel der Rentenausgaben. Zum anderen plane Nahles mit einem neuen sogenannten steuerfinanzierten Demografiezuschuss, heißt es in dem Rentenpapier weiter. Die Folgen wären nach Einschätzung der Arbeitgeber verheerend für den Standort Deutschland: Denn die drastische Erhöhung der Personalzusatzkosten würde zwangsläufig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verschlechtern und Jobs und Wohlstand kosten. +++

Kann man die Klagen der Arbeitgeber noch ernst nehmen?
Der Aufschwung ist offensichtlich - trotz (oder gerade wegen?) Mindestlohn, Frauenquote, Rente mit 63 etc. und ohne TTIP/CETA/TISA - bei der Wirtschaft angekommen. Und für die Rentner wird für 2017 eine Reduzierung der fälligen Rentenanpassung um rd. 50% angekündigt! Aber die Arbeitgeber klagen! Unglaubwürdig!
Jetzt zur Rente:
Weder Vertagen noch Aussitzen noch Stückwerk helfen weiter! Man muß das Thema nur richtig anpacken, um die Rente wetterfest zu machen. Eine Rentenkommission könnte hilfreich sein, wenn sie freie Hand im Sinne der sozialen Gerechtigkeit hätte!
Und im übrigen: Es gehen auch höhere Renten bei gleichbleibenden Beiträgen! Postfaktisch argumentieren die, die dies unterschlagen, also fast alle!
Fallen Sie nicht auf diese einäugigen Ökonomen, diese unbelehrbaren Rentenpolitiker, diese unsozialen Arbeitgeber, diesen fantasielosen Bsirske, diese fantasielosen Medien herein! Und jetzt redet auch noch Nahles Unsinn - nicht Beamtennüchternheit, nicht Haltelinie ist gefragt, sondern Kreativität und Mut!
Außergewöhnliche Zeiten (Herausforderung durch Demografie) erfordern außergewöhnliche Maßnahmen! So wie z.B. 1957, als Adenauer eine umfassende Rentenreform im Sinne eines Paradigmenwechsels durchsetzte. Heute ist es wieder soweit. Warum nicht auch eine grundsätzliche Änderung der Rentenformel in Betracht ziehen? Neben Arbeit auch die Produktionsfaktoren Boden und Kapital beitragspflichtig machen, d.h. endlich auch die Wohlhabenderen entsprechend ihren Möglichkeiten in die Finanzierung mit einbeziehen (dieser Vorschlag wird interessanterweise von keiner Seite verfolgt, obwohl naheliegend!)? Dies würde auch die Problematik des Schrumpfens des Produktionsfaktors Arbeit durch die fortschreitende Digitalisierung und Sharing Economy lösen!
Das Ziel ist klar: Altersarmut beseitigen bzw. verhindern, daher Erhöhung des Rentenniveaus auch für die nächste Generation, ohne die Rentenbeiträge der arbeitenden Bevölkerung weiter zu erhöhen! Das soll nicht gehen? Gehirn einschalten und kreativ rangehen! Auch Adenauer hat seinerzeit das Unmögliche geschafft. Aber wo ist heute Adenauer?
Bis das passiert, mein Tip:
http://youtu.be/BgVWI_7cYKo
http://youtu.be/TgAi7qkD8qg
http://youtu.be/mQvThNJkKbA
Viel Spaß beim Anhören.
Die Unternehmerverbände schießen nun wieder aus vollen Rohren! Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und die Arbeitsplätze sind bedroht! Ein Unheilszenarium folgt dem anderen. Und dann erst im Jahre 2045! Jeder Wahrsager würde sich über solche Prophezeiungen freuen, könnte er sie selbst machen. Diesen Unfug sollte man nicht weiter verbreiten. Es reicht, wenn in den einschlägigen Arbeitgeberzeitungen solche Horrorbilder gezeichnet werden. Wenn die Produktivitätssteigerungen in den nächsten Jahren nicht ausreichen, um unsere alternde Bevölkerung zu versorgen, sollte man mal die Systemfrage stellen. Bei ständig steigenden Gewinnen und leider weniger steigenden Löhnen sind Beitragssteigerungen in minimaler Höhe überhaupt kein Problem, denn dann bleibt für alle genug übrig. Oder ist die Belastung eines Stundenlohns mit 6 Cent wirklich der Untergang der Industrie in Deutschland? In Wirklichkeit wollen sich die Wirtschaftsbosse vom Sozialstaat verabschieden. Mal sehen, ob die Sonntagsredner, die die "soziale Marktwirtschaft" immer so loben, hier Kontra geben. Vermutlich verkriechen sie sich aber kleinlaut oder stimmen dem Geheul der Wirtschaftslobby auch noch zu. Die ungünstige demografische Entwicklung ist nach 30 Jahren wieder vorüber. In der nächsten Zeit sind allerdings alle Kräfte gefragt, zusammenzustehen; auch die Wirtschaft!