
Die gesetzlichen Krankenkassen warnen vor einem beschleunigten Anstieg der Arzneimittelpreise in Deutschland als Folge der von US-Präsident Donald Trump geplanten Eingriffe und fordern daher umgehend Reformen bei der Preisregulierung. „Auch hierzulande dreht sich die Preisspirale bei patentgeschützten Arzneimitteln immer weiter nach oben“, sagte die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
„Es ist nicht auszuschließen, dass durch die Maßnahmen in den USA der Preisauftrieb in Deutschland noch forciert wird“, sagte sie. Dabei gebe es in Deutschland einen „sehr innovationsfreundlichen“ Zugang zur Arzneimittelversorgung, so Reimann. „Leider kann man aber inzwischen den Eindruck bekommen, dass die Pharmaindustrie genau dies über Gebühr ausnutzt“, kritisierte sie.
Die AOK-Chefin forderte daher umgehend Reformen bei der Preisregulierung. „Um die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung nachhaltig zu stabilisieren und Beitragszahlenden nicht noch mehr zu belasten, müssen wir deshalb schleunigst auch die Arzneimittelpreise in den Griff bekommen“, so Reimann. „Nur so lässt sich der Ausgabenanstieg wirksam abbremsen.“
Kassenpatienten warten oft doppelt so lange auf Termin
Kassenpatienten warten deutlich länger auf Facharzttermine als Privatversicherte. Das zeigt eine umfassende Datenanalyse des „Spiegel“. Ausgewertet wurden fast 24.000 Suchergebnisse auf der Plattform Doctolib.
Gesetzlich Versicherte warten demnach bei vielen Facharztgruppen doppelt so lange auf einen Termin wie Privatversicherte – in manchen Fällen sogar drei- bis viermal so lange. Besonders gravierend ist laut „Spiegel“-Analyse der Unterschied bei Lungenfachärzten: Zum Zeitpunkt der Erhebung warteten Kassenpatienten durchschnittlich 129 Tage, also mehr als vier Monate, auf einen Termin, während Privatversicherte diesen bereits nach 35 Tagen erhielten.
Ähnliche Diskrepanzen zeigen sich bei anderen der zwölf untersuchten Facharztgruppen. Einzige Ausnahmen sind Kieferorthopäden und Kinderärzte, bei denen die Wartezeiten für beide Patientengruppen nahezu gleich sind. Die Analyse zeigt zudem, dass Kassenpatienten deutlich seltener konkrete Termine angeboten bekommen. Oft stoßen sie auf Hinweise wie „Wir geben stufenweise weitere Termine für die Online-Buchung frei. Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.“ Diese Nachricht taucht bei den meisten Facharztgruppen deutlich häufiger auf, wenn als Kassenpatient online nach Terminen gesucht wird.
Ein weiterer zentraler Befund der „Spiegel“-Recherche: Selbst bei Ärzten, die sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte behandeln, erhalten Privatpatienten bevorzugt frühere Termine. Dies deutet auf eine systematische Benachteiligung hin, die wirtschaftlich motiviert sein könnte. +++
Hinterlasse jetzt einen Kommentar