Amprion warnt vor Folgen der Stromtrassen-Blockade

Berlin. Der deutsche Stromnetzbetreiber Amprion bleibt in der Auseinandersetzung um den Bau neuer Stromtrassen hart: Alle geplanten Nord-Süd-Verbindungen würden gebraucht, sagte Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick der „Süddeutschen Zeitung“. „Der Netzentwicklungsplan, die Blaupause für die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte, sieht alle vier Trassen für Deutschland vor. Daran hat sich nichts geändert“, so Brick und warnt vor den Folgen einer anhaltenden Blockade beim Netzausbau für die Energiewende: „Stellen wir das in Frage, gefährden wir das Gesamtkonzept. Wir müssen grünen Windstrom aus dem Norden und Osten in den Süden transportieren können. Klappt das nicht, habe ich ernste Zweifel, ob wir die Energiewende zum Erfolg führen – ökonomisch wie ökologisch.“

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte in dieser Woche die Vereinbarung zum Bau neuer Trassen grundsätzlich in Frage gestellt und damit Proteste ausgelöst. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) warf seinem bayerischen Kollegen Verantwortungslosigkeit vor. Als Konsequenz weiterer Verzögerungen beim Netzausbau drohen laut Amprion steigende Energiekosten in ganz Süddeutschland. „Es könnte sein, dass die Europäische Kommission Deutschland zu verschiedenen Preiszonen drängt, wenn es dauerhaft Engpässe südlich der Mainlinie gibt. Darüber wird auf europäischer Ebene diskutiert“, sagte Brick. Mögliche Folge wären „höhere Strompreise in Bayern, Baden-Württemberg, Teilen von Hessen und Rheinland-Pfalz“.

Der Konzern selbst kündigt unterdessen Korrekturen an und räumt Fehler ein. „Wir haben zu selten den direkten Dialog mit den Bürgern und Gemeinden gesucht. Viele hatten das Gefühl, dass über sie hinweg entschieden wird. Wir werden in Zukunft den unmittelbaren Kontakt suchen“, so Brick. Der Konzern wolle „einen Neustart in den Beziehungen zu Politik und Bürgern“. Dazu zählt auch die Neuplanung der vielleicht umstrittensten Stromautobahn. „Die alte Trasse der Südost-Passage ist vom Tisch“, sagte Brick. Die mehrere Hundert Kilometer lange Leitung soll Sachsen-Anhalt mit Bayern verbinden und wird laut Amprion auf neuer Route realisiert. „Wenn wir eine gesetzliche Grundlage haben, fangen wir hier von vorne an“, kündigte Brick an. +++ fuldainfo