
Die ambulante medizinische Versorgung in Deutschland steht vor einer beispiellosen Krise. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der niedergelassenen Ärzte ist ungebrochen, doch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) schlagen Alarm: Die wohnortnahe, flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung ist in akuter Gefahr.
Auch in Fulda ist die Lage ernst. Ralph Hönscher, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitsnetz Osthessen eG (GNO), zeichnet ein düsteres Bild. Die offizielle Statistik suggeriert eine hundertprozentige Versorgung mit Hausärzten, doch die Realität sieht anders aus. Viele Hausarztsitze werden zweckentfremdet, und der bevorstehende Ruhestandswelle vieler Ärzte verschärft die Situation zusätzlich.
Die Notaufnahmen sind überlastet, und die niedergelassenen Ärzte arbeiten bis zur Erschöpfung, um die Versorgungslücken zu schließen. Die Suche nach Praxisnachfolgern gestaltet sich zunehmend schwierig. Hinzu kommt, dass aufgrund arbeitsrechtlicher Bestimmungen mehr angestellte Ärzte benötigt werden, um einen selbstständigen Arzt zu ersetzen – eine zusätzliche Herausforderung in Zeiten des Ärztemangels.
Die Gesundheitsnetz Osthessen eG appelliert eindringlich an die Politik, die Augen vor der Realität nicht länger zu verschließen. Es braucht jetzt entschlossene Maßnahmen, um die ambulante Versorgung zu retten. Dazu gehört die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für die Niederlassung in eigener Praxis, eine Minimierung des unternehmerischen Risikos und eine angemessene Vergütung.
Gleichzeitig muss die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt werden. Patienten müssen besser informiert werden, wann sie einen Arzt aufsuchen sollten, wann der ärztliche Notdienst die richtige Anlaufstelle ist und wann eine Behandlung in der Notaufnahme erforderlich ist. Auch die Möglichkeiten der Selbstbehandlung und die verfügbaren Beratungsangebote sollten stärker kommuniziert werden.
Die Ärzte im GNO sind bereit, ihren Teil beizutragen und an innovativen Lösungsansätzen mitzuarbeiten. Doch ohne ein klares politisches Signal und eine Kurskorrektur in der Gesundheitspolitik droht die ambulante Versorgung in Fulda und ganz Deutschland schweren Schaden zu nehmen. Es ist höchste Zeit zu handeln. +++